Gewalt von Extremisten in Indien

Gewalt von Extremisten in Indien

Neu Delhi. Elitesoldaten haben gestern die Besetzung eines Hindutempel im westindischen Bundesstaat Gujarat beendet. Nach indischen Medienberichten wurden bei der Erstürmung mindestens zwei Extremisten erschossen. Sechs Soldaten und zwölf Polizisten seien verletzt worden. Die Operation habe rund fünf Stunden gedauert.

Bei dem Überfall starben laut Medienberichten mindestens 30 Menschen. Es habe mehr als 100 Verletzte gegeben. Die Zahl der Toten könne sich noch erhöhen, da viele Verletzte sich in einem kritischen Zustand befänden, hiess es.

Die Angreifer, die im Alter zwischen 20 und 25 Jahre waren, seien mit zwei Kalaschnikow-Sturmgewehren, einem grossen Vorrat an Munition und auch Granaten bewaffnet gewesen. Bei den Männern wurden zwei Flugblätter in Urdu gefunden, die sie als Mitglieder einer wenig bekannten Moslemorganisation identifizierten. Mit der Tat sollten Gewalttaten gegen Moslems durch Hindus in dem Bundesstaat nach dem Anschlag auf einen Zug mit 59 toten Hindus im Februar gerächt werden, hiess es in den Flugblättern. Mehr als 900 Menschen - meist Moslems - kamen bei diesen Unruhen ums Leben.

Die Männer waren in den Tempel gestürmt, hätten Handgranaten geworfen und wahllos auf mehrere hundert Gläubige gefeuert. Nach Angaben von Augenzeugen verschanzten sich die Täter auf dem Dach des Tempels. In der Nähe des Tempels liegen die Residenzen des Gouverneurs und mehrerer Minister von Gujarat.

Der indische Vizeregierungschef Lal Krishna Advani sagte in Delhi, rund 500 Menschen seien aus dem Tempel in Sicherheit gebracht worden. Der Anschlag sei eine Reaktion der Terroristen auf den erfolgreichen Verlauf der Parlamentswahlen im Bundesstaat Jammu und Kaschmir, sagte Advani nach einer Beratung mit hohen Regierungsbeamten. Advani flog selbst nach Gandhinagar, wo auch sein Wahlkreis liegt, um den Polizeieinsatz zu überwachen. Ministerpräsident Atal Behari Vajayee brach einen Besuch auf den Malediven ab.

Unruhen in Kaschmir-Region

Bei neuen gewalttätigen Zusammenstössen im indischen Teil der umkämpften Kaschmir-Region haben Sicherheitskräfte nach Polizeiangaben acht moslemische Extremisten erschossen. In der Hauptstadt Srinagar hatten sich mehrere Männer nach der Entführung von drei Polizisten in einem Haus verschanzt. Nach der Befreiung der Polizisten seien zwei der Geiselnehmer von Scharfschützen getötet worden, berichtete die indische Nachrichtenagentur UNI.

Die militante Gruppe Jamiat-ul-Mujahideen, die sich zu der Geiselnahme bekannte, erklärte dagegen, drei von vier an der Aktion Beteiligten sei die Flucht gelungen. Die Behörden teilten unterdessen mit, bei Zusammenstössen mit Sicherheitskräften im gesamten Wahlgebiet seien sechs weitere Extremisten getötet worden.

In der Region Ganderbal deckte die Polizei eine Extremistengruppe auf und stellte Sprengstoff sicher. Damit seien Anschläge auf Wahllokale geplant gewesen. Die Wahlen finden aus Sicherheitsgründen in vier Phasen statt. Nach indischen Medienberichten sind in Kaschmir seit Ausrufung der Wahlen im August weit mehr als 200 Menschen gewaltsam ums Leben gekommen, anderen Berichten zufolge mehr als 460 Menschen.

Quelle: UNI

Datum: 26.09.2002

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