Zu den Unruhen war es gekommen, nachdem ein orthodoxer Priester in einer Predigt verlangt hatte, alle Evangelikalen aus der Stadt zu vertreiben. Nachdem seine Gottesdienste von der Polizei überwacht wurden, griffen Orthodoxe unter Leitung des Priesters nachts alle fünf evangelikalen Gemeinden der Stadt an. Wie ein nicht namentlich genannter Beobachter “Compass” mitteilte, sei es in Äthiopien “normal, dass Menschen während des Gottesdienstes Steine auf evangelikale Kirchen werfen und auch auf einzelne Christen auf der Strasse”. Im Juli hatten nach Informationen der Organisation “Hilfsaktion Märtyrerkirche” (Uhldingen/Bodensee) in Merhawe, im Nordosten Äthiopiens, Orthodoxe unter Anführung von Kirchenleitern Evangelikale mit Messern, Schwertern und Stöcken angegriffen und Hunderte von Familien vertrieben. Ein Mann kam ums Leben. Ein möglicher Grund für die zunehmenden Gewalt ist nach Einschätzung von “Compass” die starke Zunahme der evangelikalen Gemeinden. Von den etwa 63 Millionen Äthiopiern gehören nach jeweils eigenen Angaben der Kirchen etwa die Hälfte der orthodoxen Kirche und ein Fünftel evangelikalen Gemeinden an. Vor acht Jahren machten die Evangelikalen nur etwa 13 Prozent der Bevölkerung aus.
Datum: 16.09.2002
Quelle: idea Deutschland