Afrikanische Christen haben Verantwortung in der Aids-Bekämpfung

AIDS-Aufklärung erfolgt in Afrika oft in Form von Theaterstücken.

Macenta. Die Nachricht, AIDS zu haben, bedeutet für Menschen in Afrika das Todesurteil. Die Chance, wie bei uns in den westlichen Ländern eine adäquate Behandlung und Begleitung zu bekommen, sind gering. Gerade das ist aber auch eine Chance für die Kirchen und Christen.

Der erste Kampf gilt dem Verschweigen. Das Tabu um die Krankheit ist in Afrika allgegenwärtig. Einzig in einigen wenigen Ländern – erwähnt wird in diesem Zusammenhang oft Uganda – scheint es gelungen zu sein, die Frage erfolgreich ins öffentliche Gespräch zu bringen. In weiten Teilen Afrikas schweigt man über den todbringenden Virus – trotz Aids-Raten, die ein Vielfaches der Zahlen sind, die wir bei uns haben.

Aids muss Thema werden

Im westafrikanischen Guinea scheint die Aids-Rate mit 1,5 Prozent HIV-positiven Erwachsenen noch relativ gering. Rund 120000 Menschen sind mit dem HI-Virus angesteckt. Unter den Prostituierten sind es 40 Prozent, unter den Tuberkulosekranken 17 Prozent. Für solche afrikanischen Länder wird befürchtet, dass sich Aids in den kommenden Jahren noch viel mehr ausbreiten wird und bald einen Fünftel der Bevölkerung erfassen könnte.

AIDS muss zu einem Thema werden, fordert der Missionsarzt Stefan Strahm, der seit 1997 in Macenta (Guinea) arbeitet. Die Kirche und christliche Jugendgruppen (zum Beispiel die Schülerbibelgruppen) könnten hier eine wichtige Rolle übernehmen. In den letzten Jahren hätten vor allem Nicht-Regierungsorganisationen verschiedene AIDS-Präventionsprogramme durchgeführt.

Christliche Wegbegleitung

In den Spitälern und Gesundheitszentren tritt die Aids-Frage häufig im Zusammenhang mit den Tuberkulose-Patienten auf. Hier findet eine erste Kontaktaufnahme der Kranken mit den Spitälern oder Gesundheitszentren statt. Umgekehrt: Missionsspitäler, die Tuberkulose-Erkrankte behandeln, werden immer stärker mit der Aids-Frage konfrontiert. Ein Projekt, welches die Schweizer Allianz Mission (SAM) in Guinea hat, will nun gerade auch die Aids-Patienten länger betreuen und mit einer Pflege zu Hause längerfristig begleiten. Die Kirche könnte hier eine wichtige Funktion übernehmen. Davon ist Strahm überzeugt. Denn hier können Christen Trost, die Liebe Jesu und die Hoffnung auf ewiges Leben ihren oft ausgestossenen aidskranken Mitmenschen weitergeben.

Der Weg ist steinig

Wie in der Bevölkerung, so sei das Thema auch für viele Christen ein Tabu, sagt der Missionsarzt. Gerade im Familien- und Eheverständnis seien traditionelle kulturelle Normen noch stärker als die biblischen Werte. Einige Anzeichen deuteten aber darauf hin, dass die Kirche Guineas anfange, das Aids-Problem Ernst zu nehmen und zu überlegen, wie ihm begegnet werden könne. Einzelne Mitarbeiter kirchlicher Gesundheitszentren seien speziell in dieser Frage ausgebildet worden. Alle Massnahmen könnten aber nur dann zum Erfolg führen, wenn die Vorgehensweise sorgfältig an die lokale Kultur angepasst sei.

Situation in Simbabwe

Im Gegensatz zu Guinea gehört Simbabwe zu den sieben afrikanischen Ländern die am meisten von der Aids-Epidemie betroffen sind. 33 Prozent der erwachsenen Bevölkerung ist HIV-infisziert. Aber auch hier steckt die Aids-Bekämpfung noch in den Kinderschuhen. Hoffnungen auf die Kirche gibt es auch in diesem südafrikanischen Land und einige Schritte wurden getan. Es war ein besonderes Ereignis, als vom 17. bis 21. Juni in Harare (Simbabwe) siebzig Pfarrer der Baptistenkirche von Simbabwe zusammen mit ihren Frauen zu einem Wochenseminar über zusammenkamen. Durch Diskussionen, Fachvorträge und Gruppenarbeiten sollten Missverständnisse geklärt und Gerüchte und Tabus um das Thema HIV abgebaut werden. Die Gespräche drehten sich um Themen wie Prävention, Veränderung der Lebensgewohnheiten, Beratung und Begleitung von Aids-Kranken.

Lebendiges Beispiel

Ergriffen waren die Baptisten-Prediger ganz besonders vom Auftritt von Florence, einer Christin, die vor 14 Jahren erfuhr, das sie HIV-positiv war. Seit diesem Zeitpunkt spricht sie aus christlicher Perspektive in Konferenzen und Seminaren über die Sicht einer von Aids Betroffenen. Ihr offenes Auftreten an der Baptistenkonferenz hat die Gemeindeleiter beeindruckt. Auf Grund der Aids-Statistik, wonach in Simbabwe mehr als einer von vier Erwachsenen HIV-positiv ist, blickte sie in die Runde und fragte: "Bin ich die einzige HIV-positive Person in diesem Raum?" Ein Teilnehmer meinte später: "Die Worte dieser Frau haben mich ermutigt, mich selber testen zu lassen. Erst dann werde ich wohl den Mut haben, andere aufzufordern, das gleiche zu tun. Es ist eine schwierige Sache, aber es ist ein Teil des Schutzwalles, der das Feuer daran hindert, sich weiter zu verbreiten."

Datum: 19.08.2002
Quelle: idea Deutschland

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