Israelische Soldaten verlassen Platz vor Geburtskirche

Bethlehem. Nach fünfwöchiger Belagerung der Geburtskirche in Bethlehem haben sich israelische Soldaten am Freitag vom Krippenplatz vor der Kirche zurückgezogen.

Augenzeugen berichteten, in drei Panzerwagen hätten die Israelis den Platz verlassen. Ob es sich um den Beginn des israelischen Abzugs aus der gesamten Stadt handelte, war zunächst nicht klar. Bethlehem ist die letzte von den Palästinensern verwaltete Stadt im Westjordanland, die noch von israelischen Truppen besetzt ist.

Im Laufe des Tages hatten die Palästinenser die Kirche verlassen, in der sie sich 38 Tage lang verschanzt hatten. Die Kirche steht nach christlicher Überlieferung an der Stelle, wo Jesus Christus geboren wurde.

Unter Vermittlung der Europäischen Union (EU) war die Einigung für das Ende der Belagerung erzielt worden. Einige Palästinenser wurden in den Gaza-Streifen gebracht, andere wurden zunächst nach Zypern ausgeflogen.

Israel behält sich das Recht vor, auch nach der Ausweisung von 13 Palästinensern aus Bethlehem deren Auslieferung zu fordern. Der israelische Aussenminister Schimon Peres sagte am Freitag in Rom, eine solche Forderung werde von den Umständen abhängen. Er deutete an, sollten die ausgelieferten Palästinenser in ihren Gastländern freikommen, werde Israel möglicherweise versuchen, sie vor ein israelisches Gericht zu stellen.

Peres traf sich in Rom mit dem italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi und ranghohen Vertretern des Vatikans. Zuvor hatte er erklärt, der Umgang mit den ausgewiesenen Palästinensern solle den Aufnahmeländern überlassen werden. Israel hätte die wegen Terrorverdachts gesuchten Palästinenser lieber im eigenen Land vor Gericht gestellt, anstatt sie ins Exil zu schicken, sagte Peres. Allerdings sei er froh, dass die Belagerung der Geburtskirche nun zu Ende sei.

Der rechtliche Status der 13 mutmasslichen Extremisten war indes unklar, so dass nicht feststand, ob sie im Ausland freigelassen oder inhaftiert werden sollten.

Zur Aufnahme der ins Exil geschickten Palästinenser haben sich mehrere Staaten bereit erklärt, darunter Italien, Spanien, Österreich, Griechenland, Irland und möglicherweise Kanada. Zunächst wurden sie nach Zypern gebracht.

Datum: 11.05.2002

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