Gegen ein weltweites Klonverbot: Visionen der Menschenmacher

Wien - In den meisten westlichen Ländern ist das Klonen von Menschen kein Thema. Es ist gesetzlich verboten. Doch die Reproduktionsmedizin will ihre Techniken nicht nur durch neue Verfahren optimieren; sie ist "augenscheinlich auch entschlossen, die durch ein Klonverbot aufgerichtete Hürde mehr oder weniger elegant, jedenfalls mit technischer Raffinesse, zu nehmen". So bewertet die Frankfurter Allgemeine Zeitung FAZ die Aeusserungen von Wissenschaftlern an zwei Tagungen in der österreichischen Hauptstadt, einerseits der "Europäischen Gesellschaft für menschliche Fortpflanzung und Embryologie", anderseits der "Apart"-Gesellschaft, in der die Vertreter der Privatkliniken und -labors versammelt waren.

Die kolumbianische Forscherin Abby Moran legte ihre Vision einer "Zoo-Human Science" - einer Vermischung von animalischer und menschlicher Biotechnik - dar. Dabei musste das Wort des amerikanischen Rechtsgelehrten Oliver Wendell Homes herhalten: "Das Spannende am Leben ist nicht die Frage, wo man steht, sondern in welche Richtung wir gehen."

Der russische Geburtsforscher Boris Leonov musste vor kurzem ein fünfjähriges Moratorium und damit den Bann auf das Klonen von Menschen vonseiten des Kreml zur Kenntnis nehmen. Daher müsse er, sagte er in Wien, vorerst schweigen über die "erfolgversprechenden" Klonversuche in der Akademie der Wissenschaften in Moskau. Die US-Amerikanerin Alice Katayma von "Quarles & Brady" in Milwaukee schlug fürs nächste Welttreffen der Klonvisionäre einen Wettbewerb an, um das Wort Klonen in den Hintergrund zu drängen. Ein Vorschlag: "monogenetische Prokreation"...

Der österreichische Apart-Veranstalter liess Bioingenieure aus aller Welt erläutern, mit welchen Techniken potentiellen Kunden trotz Unfruchtbarkeit und Klonverbot zu helfen wäre. Am europäischen Embryologen-Kongress war laut der FAZ "derweil zwar ein gedämpfterer avantgardistischer Grundton zu hören, an der allgemeinen Euphorie aber wollte auch der Schöpfer des ersten Retortenbabies, Robert Edwards, nicht rühren. 'Sind wir nicht in einer wunderbaren Welt?' rief er in den gigantischen Vortragssaal, und weiter: 'Wir brauchen eine bessere Qualitätskontrolle. Wir müssen die Gene der Frau kennen. Wir müssen die Embryonen stärker selektieren.'"

Quelle: FAZ, Livenet

Datum: 05.07.2002

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