Generationen

Kinderglück – später

In der Schweiz sind in den letzten Jahren wieder mehr Babies zur Welt gekommen. Doch die eingesessene Bevölkerung schrumpft weiter. Die Eltern sind immer älter.
Schau mir in die Augen, Grosser!
Unterwegs in der Stadt.

Der Drang zu unbeschwerter Freiheit, Lust auf Fernreisen, lange Ausbildungszeiten und die Instabilität von Beziehungen, welche vor unabsehbaren Verbindlichkeiten zurückscheuen lässt, tragen alle dazu bei, dass Kinder auf später verschoben werden. Verhütungsmittel verleiten dazu, den Nachwuchs fürs nächste Jahrzehnt zu terminieren. Ob es dann allerdings klappt, ist trotz aufwändiger Fortpflanzungsmedizin eine andere Frage. Denn die Fruchtbarkeit nimmt im vierten Lebensjahrzehnt ab.

Insgesamt kommen in der Schweiz weit weniger Kinder zur Welt, als es der Generationenerhalt erfordert: Die durchschnittliche Anzahl Kinder pro Frau lag 2009 bei 1,50. Ausländerinnen haben im Durchschnitt weiterhin mehr Kinder als Schweizerinnen: 1,82 Kinder je Frau verglichen mit 1,40 für die Schweizerinnen. Damit die nächste Generation gleich gross ist, müssten Frauen durchschnittlich 2,1 Kinder zur Welt bringen.

Weniger, weil später

Der Vergleich der Zahlen für 1979 und 2009 in der Schweizer Geburtenstatistik ist eindrücklich: Die Zahl der 25-jährigen Frauen, die ein Kind zur Welt bringen, sank um 65 Prozent auf 2669. Die 35-jährigen Mütter sind heute mit 5027 Geburten (+178 Prozent) weit zahlreicher, bei den 1722 Vierzigjährigen ist die Zunahme noch dramatischer (+370 Prozent). Der Anteil der nicht ehelichen Geburten an allen Lebendgeburten ist im vergangenen Jahrzehnt stark angestiegen; er belief sich 2009 auf 17,9%.

Kinder als Option und Wagnis

Und doch: Die Lust am grössten Abenteuer des Lebens zu zweit bleibt. Kinder sind auch für junge Erwachsene ein Thema; dies zeigt eine neue deutsche Umfrage der Zeitschrift ‚Eltern‘. Rund zwei Drittel der Befragten geben an, dass sie sich Kinder wünschen: 70 Prozent der Männer und 61 von 100 Frauen. Die vom Forsa-Institut durchgeführte repräsentative Umfrage ergab, dass zwei Drittel vor einem Baby erst eine solide finanzielle Basis schaffen wollen. Eine gute Ausbildung und ein guter Job haben laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vor allem für Akademiker Vorrang. Kinder würden in dieser Stimmung zu einem „Projekt“, folgern Auswerter der Studie. Sie seien im Gegensatz zu den 1960er Jahren kein normaler Bestandteil des Lebens mehr.

Schon genug Stress

Für die Studie befragte das Institut Forsa Anfang Dezember 2010 rund 1000 Deutsche zwischen 25 und 45 Jahren ohne leibliche Kinder. 44 Prozent der Interviewten gaben an, ihnen fehle der geeignete Partner. Mehr als 80 Prozent meinten, dass die Gesellschaft Leistungen im Beruf höher bewerte als Leistungen in der Familie. Fast ebenso viele fanden, das Leben sei schon ohne Kinder anstrengend genug – Eltern wirkten auf sie gestresst. 74 Prozent wollen ihren Lebensstil nicht für ein Kind einschränken.


Datum: 19.02.2011
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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