Schwule und Lesben können in Ontario heiraten – Befürchtungen in den USA

Richter Harry La Forme

Ein kanadisches Berufungsgericht hat am Dienstag das Verbot der Eheschliessung von Homosexuellen als verfassungswidrig bezeichnet. Das Berufungsgericht in Ontario änderte die herkömmliche Definition von Ehe (Verbindung eines Mannes und einer Frau), weil sie sich nicht mit der Charta der Rechte und Freiheiten vertrage. Neu ist eine Ehe in Kanada die „willentlich eingegangene, lebenslange, exklusive Verbindung von zwei Personen“.

Der Richter Harry LaForme urteilte, das Nein zur gleichgeschlechtlichen Ehe sei „ein Verstoss gegen die Würde von Lesben und Schwulen, weil es den Fächer von Beziehungsoptionen, die ihnen zur Verfügung stehen, begrenzt“. Wenige Stunden später fand sich das erste Schwulenpaar zur Trauung ein, und zahlreiche Homosexuelle in der bevölkerungsreichsten Provinz Kanadas folgten. Dabei war vorerst nicht klar, ob die Regierung Chrétien das Urteil anfechten würde.

In den USA befürchten konservative Kreise einen Kulturkampf, der denjenigen um die Abtreibung in den Schatten stellen könnte. Noch in diesem Sommer könnte das oberste Gericht im Bundesstaat Massachusetts eine eheähnliche Verbindung von Homosexuellen zulassen. Dies würde zu einer ausufernden Debatte über das Wesen der Ehe führen, mit Folgen für Nominationen zum Obersten Gericht (die im Senat eine Mehrheit finden müssen) und für den Präsidentschaftswahlkampf im nächsten Jahr. Auch im Bundesstaat New Jersey ist eine Klage mit diesem Ziel hängig. Bisher anerkennt der Ostküstenstaat Vermont homosexuelle Verbindungen zivil an.

Wertkonservative dringen nun auf einen Zusatz zur Verfassung, der die Ehe als heterosexuelle Verbindung definieren soll. Der Zusatz ist kürzlich erneut ins Repräsentantenhaus in Washington eingebracht worden. Der Ex-Politiker und bekannte christliche Publizist Charles Colson verweist auf die grundlegende Tatsache, die die Ehe von gleichgeschlechtlichen Verbindungen unterscheidet: Sie ermöglicht die Zeugung von Kindern. Er schliesst seinen Kommentar zum kanadischen Urteil mit dem Satz: „Mehr als je zuvor müssen nun Christen wohlüberlegt für die Ehe einstehen.“

Datum: 16.06.2003
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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