Kontaktschwelle zum Satanismus sinkt

Linz. Wie gefährlich ist Satanismus? Die Antworten gingen bei einem Expertentreffen in Linz auseinander. Der Leiter der österreichischen Bundesstelle für Sektenfragen, German Müller, sieht reale Gefahren für die Umwelt, ein deutscher Fachmann nicht. Rüdiger Hauth, Sektenbeauftragter der evangelischen Kirche in Nordrhein-Westfalen, war vor einigen Wochen Gutachter im so genannten Satanisten-Prozess in Bochum.

Wie berichtet, hatte ein junges Pärchen einen Bekannten ermordet, im Auftrag des Teufels, wie sie betonten. „Tatsächlich hatte das aber nichts mit Satanismus zu tun, sie verwendeten Versatzstücke aus der Szene“, so Hauth. Vergleichbar sei das mit Teenagern, die sich Pentagramme tätowieren lassen oder auf dem Kopf stehende Kreuze als Anhänger tragen. „In diesen Fällen gibt es meist keinen ideologischen Überbau, es geht um den Kick, etwas Tabuisiertes zu machen.“

Problematischer sei es mit dem „geschlossenen Bereich“, in dem ein geschlossenes Weltbild zelebriert wird. Mitglieder seien meist sozial höher stehend, Lehrer, Freiberufler und Polizisten, deren Ideologie auf Büchern, etwa jenen von Aleister Crowley, beruht. In diesen Zirkeln sieht Hauth eine Gefahr, allerdings vor allem für die Mitglieder selbst. Besonders Ausstiegswillige stünden unter enormem psychischem Druck.

Hauth schätzt die geschlossene Szene in Deutschland vorsichtig auf bis zu 5000 Mitglieder. Noch schwieriger sei die Zahl der Menschen abzuschätzen, die zumindest Symbole oder Teile der Ideologie verwenden: Hochrechnungen gehen von bis zu 60.000 aus.

German Müller kann keine Zahlen für Österreich nennen. Anfragen bezüglich Satanismus seien in den vergangenen Jahren aber an der Spitze der Liste zu finden. Meist kommen sie von besorgten Eltern, in fünf Fällen ging es um Ausstiegswillige. Müller sieht im Gegensatz zu Hauth in den geschlossenen Zirkeln aber auch eine Gefahr für die Umwelt. Etwa, wenn die Mitglieder Kinder haben, die unter teils erschreckenden Umständen aufwachsen. Oder Rituale im Rahmen der „Ausbildung“, die neben psychischen auch schwerwiegende physische Folgen haben können.

Die Möglichkeit von Menschenopfern will Müller im Gegensatz zu Hauth nicht ausschliessen. Problematisch ist für Müller jedoch, dass immer Jüngere mit satanistischen Symbolen vertraut werden. Schon Sieben- bis Achtjährige können einschläge Zeichen identifizieren: Neben Filmen senken auch PC-Spiele die Kontaktschwelle, glaubt Müller.

Datum: 03.05.2002

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