Auf Einladung der Lutherischen Kirche hielt der bekannte deutsche Pastor Klaus Vollmer im März zum zweiten Mal Vorträge in Russland. In Moskau und in Kasan, der Hauptstadt Tatarstans an der Wolga, sprach er auch zu Akademikergruppen. Auszüge aus dem Bericht von Pastor Gottfried Spieth, der die Veranstaltungen koordienierte: Den Auftakt bildete ein Abend im Philosophenclub Kasan zum Thema „Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit im westlichen Europa“. Der Philosophenclub versteht sich als Treffpunkt der geistigen Elite der Stadt. Darin finden sich geprägte Atheisten, Juden, Muslime, orthodoxe und lutherische Christen zum Gespräch. Klaus Vollmer sprach von Israels Erwählung als Bundesvolk und dem Segen Abrahams. Die herausgehobene ethische Dimension der 10 Gebote sei ausserhalb Israels als exklusive Bevorzugung Israels missverstanden worden. Hierdurch entstand laut Vollmer ein permanenter Antisemitismus. Der Gast wies hin auf das einzigartige Opfer Christi, in dem Juden und Heiden Versöhnung angeboten wird. Im Verlauf des Abends entwickelte sich eine vielschichtige Diskussion über Probleme der Globalisierung und der Sicherung der geschichtlich gewordenen Identität der Völker. Nach Vorträgen an der technischen Universität Kasan und in einem Gymnasium liessen sich manche Besucher einladen und mitnehmen durch die ganze Veranstaltungsreihe hindurch, die in den Räumlichkeiten der lutherischen Katharinengemeinde fortgesetzt wurde. Vollmer wies auf die Chancen hin, die im persönlichen Kontakt mit Jesus liegen: Mit Jesus besprechen wir betend unser Leben. Die Beichte ist eine grosse Hilfe, Vergebung zu erfahren und eine Persönlichkeit im Lichte Gottes zu werden. Dann werden wir uns selbst und andere nicht mehr verurteilen, sondern verstehen. „Jesus macht etwas Überraschendes aus dir. Er erträgt dich – liebt dich – du bist sein Freund. Er setzt die Entfaltung deiner Gaben frei.“ Die Evangeliumstage wurden in Moskau fortgesetzt. Den Auftakt bildete ein Studentenabend im Deutsch-Russischen Kulturzentrum zum Thema: „Deutsch-Russische Freundschaft – je länger, je intensiver?!“ Von der Völkerfreundschaft, die erst im Geiste Jesu gelingen kann, kam Vollmer wiederum auf die persönliche Freundschaft mit Jesus: „Lass dich von seiner Liebe erwecken!“ Diese Impulse wurden weitergeführt bei Referaten und einem Predigtdienst in der lutherischen St.Peter- und Paul-Gemeinde Moskau. Eine Begegnung mit Studenten der pädagogischen Hochschule in Moskau-Balabanovo bildete den Abschluss. Höhepunkt der Moskauer Vorträge war – aus Anlass des 200. Todestags von Immanuel Kant – eine kritische Auseinandersetzung mit der „sozialen und politischen Ethik Kants im Zeitalter der Globalisierung“. Die Probleme, die im Zusammenhang einer unvermeidlich gewordenen Globalisierung entstehen, lassen sich laut Vollmer weniger durch Appelle an das moralische Gewissen der Völker und der einzelnen Menschen lösen. Entscheidend sei vielmehr die Menschwerdung Gottes in Christus: „Gott ist mitten in seiner Menschheit präsent. Der Herr strahlt durch alles hindurch.“ Viele Unternehmer, Geschäftsleute und gesellschaftliche Führungskräfte in der westlichen Welt würden diese Erfahrung machen und dadurch zu einem neuen Stil im Umgang miteinander finden. Vollmers Anregungen fielen in Kasan und Moskau auf fruchtbaren Boden und lösten viele Fragen aus. Dass Glaube, Denken und Verstehen kein Widerspruch sein müssen, sondern zu einem ganzheitlichen Ausdruck unserer Liebe zu Jesus werden können, war für viele überraschend neu. Nach den Veranstaltungen wandte sich Vollmer seinen kritischen Zuhörern zu. Im kleinen Kreis wurden die Gespräche beim (in Russland obligatorischen) Tee mit Gebäck bis in die Nacht hinein fortgesetzt. Bei den „Evangeliumstagen“ wurden breitgefächerte Kulturthemen in die Verkündigung des Evangeliums einbezogen, um suchende Menschen aus dem akademischen Umfeld zu erreichen. Im modernen Russland, wo Kirche und Staat getrennt sind und verschiedene Religionen einander gleichberechtigt gegenüberstehen, bedarf es einer behutsamen Vorgehensweise, wenn man mit der biblischen Botschaft an die Öffentlichkeit gehen will. Dass gerade unter diesen Bedingungen das helle Licht des Evangeliums aufleuchten kann, haben die vergangenen Tage in Moskau und Kasan vor Augen geführt. Autor: Gottfried Spieth
Gottes Weg mit Israel – Chance für Menschen aus allen VölkernPersönlichkeit im Licht Gottes werden
Basis für die VölkerverständigungJesus Christus: Gott unter den Menschen
Im kleinen Kreis
Quelle: Livenet/Evangelisch-Lutherische Kirche Europäisches Russland
Datum: 08.04.2004