Alternative Heilmethoden

Nicht nur Seelsorge, sondern auch "Leibsorge"!

Eine zunehmende Zahl von Menschen sucht bei Krankheit nicht nur Hilfe in unserem materialistisch und humanistisch geprägten Gesundheitswesen, sondern oft auch in Angeboten, die auf einem anderen weltanschaulichen Hintergrund beruhen: Zum Beispiel Esoterik, Anthroposophie, Traditionell-Chinesische Medizin ...
Kranke wurden früher in den Klöstern an Körper, Seele und Geist betreut
Ziel der christlichen Heilkunde ist nicht der unversehrte, sondern der heile Mensch

Vielen dieser Angebote ist die Bedeutung der spirituellen Dimension des Menschen bekannt. Diese wird bewusst mit einbezogen. „Ganzheitlichkeit“ ist zu einem Modewort geworden, das allerdings meistens in einem anderen als dem christlichen Kontext verwendet wird.

Entwicklung des kirchlichen Heilungsdienstes

Dabei hat sich die christliche Kirche seit ihren Anfängen dem kranken Menschen in seiner ganzen Person zugewandt. Jesus Christus selber hat sein öffentliches Wirken mit den Worten eines „ganzheitlichen Heilungsdienstes“ überschrieben, indem er den Propheten Jesaja zitierte: „Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.“ (Lukas, Kapitel 4, Verse18-19)

So sind im Laufe der Kirchengeschichte eine unübersehbare Zahl von Diensten an Kranken entstanden: in Klöstern, Hospizen, Krankenhäusern, Pflegeheimen ... Noch im Mittelalter war es eine Selbstverständlichkeit, dass in den Klöstern kranke Menschen an Körper, Seele und Geist versorgt und betreut wurden, wie die „Klostermedizin“ einer Hildegard von Bingen beispielhaft verdeutlicht.

Der Heilungsdienst trat in den Kirchen jedoch immer mehr in den Hintergrund; die christliche Kirche zog sich je länger desto mehr auf seelsorgerlich-geistliche Aufgaben zurück. Die Leibsorge wurde zunehmend von den säkularen Universitäten geprägt und geriet allmählich unter den Einfluss eines materialistisch-humanistischen Menschenbildes, bis sie schliesslich als sogenannte Schulmedizin ganz vom christlichen Menschenbild losgelöst wurde (ähnlich wie die Psychologie).

Obwohl es zu jeder Zeit engagierte Christen im Gesundheitswesen gegeben hat und ein Grossteil der Einrichtungen nach wie vor in kirchlicher Trägerschaft sind, wird heute die geistliche Seelsorge in den Gemeinden weitgehend vom professionell-medizinischen Gesundheitswesen getrennt angeboten.

Seit den 70er Jahren sind jedoch zwei bemerkenswerte Entwicklungen zu beobachten: Da ist einerseits die eingangs erwähnte, zunehmende Spiritualisierung unserer Gesellschaft. Insbesondere bei Fragen von Krankheit und Gesundheit suchen viele Menschen mehr als nur körperbezogene Diagnostik und Therapie. Andererseits haben die christlichen Kirchen den Heilungsauftrag „wiederentdeckt“: In allen Konfessionen gewinnt das Gebet für kranke Menschen an Bedeutung und nimmt einen neuen Raum ein - mit zum Teil erstaunlichen Heilungserfahrungen.

Medizin - die „Kunde vom Heil“

Es ist an der Zeit, dass wieder zusammenfindet, was einmal zusammengehörte: gemeindliche Heilungsdienste und professionelle Gesundheitsdienste sollen gemeinsam kranke Menschen in ihren körperlichen, seelischen und geistigen Nöten begleiten! Heilkunde (lat. „Medizin“) bedeutet nämlich - die Kunde vom Heil. Wer sollte hierzu etwas sagen, wenn nicht wir Christen?

Heilung ist aus Sicht der christlichen Heilkunde umfassend zu verstehen: Sie geht über Linderung oder Behebung von Krankheitssymptomen hinaus. Sie beinhaltet die vollständige Lebensentfaltung des Menschen und zwar auf allen menschlichen Beziehungsebenen - zu Gott, zu sich selbst, zu den Mitmenschen, zur Umwelt hin. Es geht darum, dem von Gott ursprünglich "gemeinten" Menschsein nahe zu kommen und in ein erfülltes Leben an der Hand Gottes hineinzufinden: ein Leben in den Berufungen Gottes.

Ziel der christlichen Heilkunde ist nicht der unversehrte Mensch, sondern der heile Mensch: der Mensch geschaffen nach dem Ebenbild Gottes. Aus christlicher Sicht ist es also auch und gerade in Krankheitssituationen nötig, auf Gottes Reden zu hören, auf seine Sicht von Heil oder Unheil in unserem Leben zu achten und auf seine Einladung zu einem umfassenden Versöhnungsgeschehen auf allen Ebenen unseres Menschseins einzugehen.

Elemente einer christlichen Heilkunde

Als christliche Gemeinden verfügen wir über eine Fülle von Gaben und Möglichkeiten der Krankenbegleitung und des Heilungsdienstes, die als „spezifische Elemente“ einer christlichen Heilkunde mit professionellen Diensten im Gesundheitswesen zusammenwirken können (siehe Kasten „Spezifische Elemente einer christlichen Heilkunde“).

Mehr noch: aus biblisch-christlicher Sicht ist die Gemeinde Ort ganzheitlicher Heilungen, Ort des umfassenden Heilwerdens in der Gegenwart Christi: „Gesundheitszentrum Gemeinde“ ist eine herausfordernde Vision. Aber warum sollten wir es atheistischen, traditionell-chinesischen, anthroposophischen oder esoterischen Zeitgenossen überlassen, Gesundheitszentren in unseren Städten aufzubauen? Sicher hätten viele Gemeinden diesbezüglich noch einen mehr oder weniger weiten Weg vor sich. Aber auch kleine Gemeinden könnten ein ganzes Spektrum an Kranken- und Heilungsdiensten anbieten - und damit viele Menschen mit den umfassenden Heilungsabsichten Gottes bekannt machen (siehe Kasten „Mögliche Heilungs- und Gesundheitsdienste ...“).

Eine gemeindliche Sprechstunde für Kranke

In unserer Gemeinde besteht seit drei Jahren eine Sprechstunde für Kranke, die auf dem Zusammenwirken von ärztlichen, seelsorgerlichen und fürbittend-prophetischen Diensten beruht. Hier begleiten wir im Team chronisch kranke Menschen über ca. eineinhalb Stunden in Gespräch und Gebet.

Eine der ersten Erfahrungen in der Sprechstunde hat uns besonders ermutigt:

Ein Mann mittleren Alters humpelte an Unterarm-Gehstützen in unsere gemeindliche Sprechstunde für Kranke. Er hatte vor 17 Jahren einen Streifschuss am Sprunggelenk erlitten und im Laufe der Jahre eine äusserst schmerzhafte Arthrose entwickelt. Die Schmerzen waren so heftig, dass der behandelnde Orthopäde keine andere Therapiemöglichkeit sah als die operative Gelenkversteifung.

In der Gesamtschau körperlicher, seelischer und geistig-geistlicher Aspekte seiner Kranken- und Lebensgeschichte fielen uns jedoch Besonderheiten auf: Zeiten intensiver Schmerzen erlebte unser Patient vor allem nach seiner Bekehrung aus der Esoterik hin zum christlichen Glauben sowie während eines Beziehungskonfliktes mit seinem Vater. In beiden Situationen kam es wieder zum Schmerzrückgang - nach Loslösung von esoterischen Einflüssen im Namen Jesu und der Versöhnung mit seinem Vater. Wir gingen deshalb der Frage nach, ob die Schmerzzunahme allenfalls wie ein Signal auf einen neuen inneren Konflikt hinwies. Im Gebet und Gespräch wurde unserem Patienten ein Konflikt mit seinem Gemeindepastor bewusst, dessen Klärung seit längerem anstand. Gemeinsam baten wir um ganzheitliche Heilung für Leib und Seele.

In der folgenden Zeit konnte die gemeindliche Situation geklärt werden. Gleichzeitig gingen die Schmerzen deutlich zurück. Weitere umfassende Heilungsschritte folgten: in weiteren Seelsorgeprozessen .Ausserdem fand der Patient aus seiner Arbeitslosigkeit heraus und konnte sich in der Gemeinde neu integrieren. ...

Seit zwei Jahren nun hat er im normalen Alltag keine Schmerzen im Sprunggelenk mehr. Nur wenn er einem Bus hinterherlaufen muss, macht sich die alte Verletzung noch bemerkbar. Die Unterarm-Gehstützen gehören schon lange der Vergangenheit an.

Erfahrbar für jeden

Christliche Heilkunde meint, dass zusammenwächst, was zusammengehört: gemeindliche Heilungsdienste und professionelle Dienste des Gesundheitswesens. Lassen Sie uns das Beziehungsnetz helfender Berufe und christlicher Dienste enger knüpfen, damit in unserer Gesellschaft das ganzheitliche Heilungsangebot Gottes mehr und mehr erkennbar und erfahrbar wird!

Mögliche gemeindliche Heilungs- und Gesundheitsdienste in Zusammenarbeit mit Christen, die im Gesundheitswesen tätig sind, wären zum Beispiel:
- Gebet für Kranke, z. B. in Haus- und Gebetskreisen
- Heilungsgottesdienste
- Sprechstunde für Kranke
- Vermittlung christlicher Fachleute im Gesundheitswesen
- Seelsorgedienst
- Fürbittedienst für Kranke, z. B. als Gebetskette
- Heilungs- und Gesundheitsseminare

Leichte Überarbeitung: Livenet, Antoinette Lüchinger


Autor: Dr. Georg Schiffner

Datum: 29.05.2003
Quelle: come

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