Was bin ich wert ohne Kinder...?

Kinderlosigkeit, für viele Frauen ein grosser Frust
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Die Bibel erwähnt das Thema der Kinderlosigkeit mehrmals. Als Betroffene habe ich mich mit diesen Stellen natürlich auseinandergesetzt und versucht, einen für uns möglichen, sinnvollen Weg durch ein Leben ohne Kinder zu erkennen. Es kam mir manchmal vor wie eine Kletterpartie in steilem Gebirge. Die Hände suchten tastend nach einem Halt, damit die Füsse wieder vorsichtig einen Schritt weiter aufwärts gehen und eine sichere Stelle zum Abstehen finden konnten. Gottes Worte waren dabei wie in Fels eingehauene Haken, an denen wir uns festmachen, verankern konnten. Worte, die uns "am Seil hielten", durchtrugen und vor dem Absturz bewahrten. Ich teile diese Worte Gottes, die mir persönlich viel bedeuten, mit Ihnen in der Hoffnung, dass Sie in Ihre Lebenssituation hinein die Bibel als Hilfe zum Leben erfahren.

Wie Hanna

In mein erstes Ahnen, dass wir ohne Kinder bleiben könnten, fragte mich mein Mann mit den Worten Elkanas: "Warum ist dein Herz so traurig? Bin ich dir nicht mehr wert als zehn Söhne?". Es ging mir wie Hanna, seiner kinderlosen Frau, ich blieb betrübt und ungetröstet. Die Liebe meines Mannes war und ist mir zwar das kostbarste irdische Gut, aber sie kann doch keine Kinder ersetzen. Ich hätte die zehn Söhne gerne zusätzlich zu seiner Liebe gehabt! (Heute denke ich: Welche Selbstüberschätzung!)

Obwohl ich mich noch gegen die Zumutung dieses Wortes wehrte, begann leise und noch sehr zögernd ein Gedanke in mir Fuss zu fassen: "mehr wert". Es könnte im Leben etwas geben, das noch "mehr wert" ist als Kinder. Mein Herz wollte solche Gedanken aber noch nicht zulassen.

Ein neuer Weg

Ein weiterer Haken, mit dem Gott mich durch sein Wort festhielt, wurde das Gespräch Abrahams mit Gott. Wie gut verstand ich die Anklage Abrahams, wenn er Gott vorwarf: "Ich gehe dahin ohne Kinder ..., mir hast du keine Nachkommen gegeben ..." Aber vor Abrahams Vorwurf stand Gottes Zusage, die mein Herz traf: "Fürchte dich nicht! Ich bin dein Schild und dein sehr grosser Lohn." Ich habe es damals so verstanden, dass Gott mir das in meine Anklage hinein so sagen wollte: "Ich bin dein Lohn, lebe für mich."

Die verschiedenen Fragen um Adoption, Pflegekinder aufnehmen, weitere medizinische Untersuchungen, die uns zu der Zeit umtrieben, kamen in ein neues Licht. Es war uns klar, dass Gott uns verschiedene Wege offenliess, um unseren Kinderwunsch zu erfüllen, die alle möglich gewesen wären. So, wie es zur Zeit Abrahams legal gewesen war, zu einem eigenen Kind zu kommen über die Leibmagd seiner Frau Sara. Gott bejaht auch die menschlich vernünftigen Lösungen. Aber unter den verschiedenen möglichen Wegen spürten wir beide, dass der für uns richtige Weg hiess: "Ich bin dein Lohn."

Wie man als Familie lebt, konnten wir uns in etwa vorstellen, da hatten wir Vorbilder. Aber wie man ohne Kinder einen frohen Weg finden kann, das war unbekanntes Land. Den Mangel aushalten, sich an Gott genügen lassen, das war ein neuer Weg, der mir schwer vorkam.

Trotzdem Erfüllung

Da hat Gott wieder durch sein Wort die Tür etwas weiter geöffnet. Ich war unterwegs zu einer Frauenveranstaltung. Mein Thema war "Mit unerfüllten Wünschen leben lernen". Am Ort angekommen, trat eine ältere, mir völlig unbekannte Diakonisse ans Auto, lächelte mir freundlich zu und sagte: "Nicht wahr, unerfüllte Wünsche gibt's gar nicht! In Psalm 37 steht: "Habe deine Lust am Herrn, der wird dir geben, was dein Herz wünscht." Und weg war sie! Ich fand es ungeheuerlich, mir das so vor dem Vortrag zu sagen. Mein ganzes Konzept wäre damit über den Haufen geworfen worden, denn ich hatte ja eben unerfüllte Wünsche, mit denen ich umgehen lernen wollte. Aber ich wusste, dass dieses Wort mir galt, dass die Diakonisse im Auftrag Gottes einen neuen Haken in den Fels schlagen musste, damit ich weiterkomme. Nur: Was bedeutet es, seine Lust an Gott zu haben? Hiess es, mich von den Lebensträumen zu verabschieden, nicht mehr die "Ach-es-wär-halt-doch-so-schön-gewesen"-Gedanken zuzulassen und mich klar auszurichten auf ein Leben, das Erfüllung und Sinn allein in Gott findet? Oder sogar Lust, Freude, Befriedigung erhalten an diesem Bekenntnis: "Gott allein ist genug?"

Ich bin an diesem Wort oft gestolpert, es kam mir doch recht einseitig vor. Erst nach und nach konnte ich mit dem Herzen etwas vom Geheimnis und der Tiefe begreifen, die darin enthalten sind. Je mehr in mir das Erkennen und Erfahren der Liebe und Güte Gottes zunehmen konnten, desto mehr schwanden auch die rebellischen, neidischen Gedanken. Ich konnte es annehmen und glauben, dass der Herr mich diesen Weg führt mit einer guten Absicht. Dass ich nicht benachteiligt oder gar bestraft bin ohne Kinder, sondern dass ich einen andern Auftrag habe.

Ein Denkmal

Kinderlos, ehelos - dieses "los" deutet auf das "ohne" hin. Es fehlt etwas. Solche Vakuums werden meist ganz schnell ausgefüllt mit Arbeit, Hobbys, Dienst, Vergnügen, Beziehungen. Das Psalmwort war die Einladung, dieses Loch auszufüllen mit "Lust an Gott". Ich bin noch am Entdecken und Üben...! Und Gott selber wird mir noch mehr offenbaren, was das heisst.

Kinderlos sein hat natürlich auch zur Folge, dass man keine Nachkommen hat. Unser Name und Erbe wird nicht durch Kinder weitergeführt werden. Da hat mich wieder ein Wort ermutigt und getröstet aus dem Jesajabuch (56,5): "Denn so spricht der Herr: den Verschnittenen ... will ich in meinem Hause und in meinen Mauern ein Denkmal und einen Namen geben, das ist besser als Söhne und Töchter. Einen ewigen Namen will ich ihnen geben, der nicht vergehen soll." Verschnittene sind Kastrierte, die meist am Königshof ihren Dienst taten. Das bin ich nicht. Aber ich verstehe die Verheissung als eine Sicht ins Herz Gottes, das die Anliegen der Kinderlosen aufnimmt und für sie sorgt.

Datum: 29.03.2002
Autor: Vreni Theobald
Quelle: Chrischona Magazin

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