Biotreibstoffe schaffen Hunger

Leere Bäuche, volle Tanks - dies waren die Schlagworte der Arbeitsgruppe «Klima, Energie, Umwelt». An einer Tagung befasste sie sich kritisch mit Treibstoffen, die aus Lebensmitteln produziert werden.
Umweltingenieur Niels Jungbluth sagt, dass manche Biotreibstoffe eine schlechtere Ökobilanz haben als Benzin oder Diesel. Es gebe aber auch umweltverträgliche, gerade solche, die aus Pflanzenabfällen gemacht werden.
Dieser Wohnblock in Oberburg (BE) wird durch Sonnenenergie betrieben; die Solarzellen sind auf der anderen Seite des Daches. Auf der Webseite www.jenni.ch kann der Energiefluss in Echtzeit verfolgt werden.
Laut Energiepionier Josef Jenni schrumpft die Erdölförderung in den nächsten 20 Jahren auf etwa die Hälfte, die Vorräte sinken bereits jetzt, neue Vorkommen werden nur noch spärlich gefunden.
Velo mit Elektroantrieb – damit wird der Radius erhöht, der für den Fahrradeinsatz in Frage kommt.

Zum zweiten Mal organisierte die «Arbeitsgruppe Klima, Energie, Umwelt» (AKU) der «Schweizerischen Evangelischen Allianz» (SEA) ihr «Klimaforum». Die AKU ruft Christen auf, sich für die Umwelt zu engagieren und eine Perspektive zu bieten. Mit den Worten «wir sind energiesüchtig», eröffnete Energiefachmann Josef Jenni die Tagung; durchgeführt wurde sie in den Räumen seiner Firma in Oberburg (BE).

Ein Süchtiger brauche immer mehr Stoff und suche wenn nötig nach Ersatzstoffen. Bei rückgängiger Ölförderung würden Nahrungsmittel in Energie umgewandelt. Dies ist einer der Gründe, warum die Preise für Nahrungsmittel steigen.

«Es herrscht enormer Handlungsbedarf», so Jenni. Denn die Erdölvorräte nehmen rapide ab und in den letzten Jahrzehnten seien keine namhaften Vorkommen mehr entdeckt worden. Bis ins Jahr 2030 schrumpfe die Erdölförderung auf die Hälfte. «Es ist möglich, dass die Schweiz dann kein Erdöl mehr erhält. Die erdölreichen Staaten werden es selbst brauchen, und die mit den starken Armeen sichern es sich.»

«Kein Biotreibstoff ist klimaneutral»

Umweltingenieur Niels Jungbluth prüfte die erneuerbaren Treibstoffe (aus Nahrungsmittel) auf deren Ökobilanz. «Vor fünf Jahren waren alle begeistert, manche sagten, diese Stoffe seien klimaneutral und die Pflanzen nehmen das auf, was ausgestossen wird. So würden die Ressourcen geschont, da sie erneuerbar sind.» Heute sehe das anders aus. Um die Anbaufläche für Soja und Palmöl zu vergrössern, würden jährlich 20'000 Quadratkilometer Regenwald abgeholzt. Jungbluth: «Dadurch wird CO2 freigesetzt und auch Feinstaub, aus der Verbrennung der Biomasse.» Manche dieser Biotreibstoffe würden dennoch weniger Schadstoffe verursachen, manche gleichviel, nicht wenige aber auch mehr als Benzin oder Diesel.

«Kein Biotreibstoff ist klimaneutral. Man kann auch nicht sagen, der aus Soja ist gut und der auss Rapsöl schlecht oder umgekehrt. Es kommt auf die Herstellung an. Zum Beispiel wie gedüngt wird und welche Pestizide verwendet werden.»

Besser weg komme der Treibstoff, der aus Pflanzenabfällen hergestellt werde. Aber, so Josef Jenni: «Wenn sämtliche Biomasse weltweit nur für Treibstoff verwendet würde, könnten wir nur 20 Prozent des heutigen Verkehrs im Gange halten.»

Christen können zum Fluch werden

Der Futurologe und Präsident der Akademie für christliche Führungskräfte, Andreas Walker, sagte: «Christen müssen sich einmischen!» Man habe sich lange in die geistliche Welt zurückgezogen, auf die Sünde anderer gezeigt und keine Lösung geboten. Die Bibel habe mit Segen und Fluch Materielles gemeint. «Als europäische Christen sind wir überreich gesegnet. Jetzt ist die Frage, ob wir verantwortungsvoll damit leben oder verschwenden und andere damit in den Fluch stürzen.»

Zum Beispiel, indem Nahrung zu Treibstoff gemacht und Menschen in den Hunger gestürzt würden. «Nun droht unser Anspruch auf Segen Fluch über andere zu bringen. Dass dies durch christliche Nationen geschieht, ist besonders schlimm.»

Josef aus der Bibel habe damals die Hungersnot nicht weggebetet. Er konnte sich darauf vorbereiten. Walker: «Josef wurde dem Orient zum Segen, weil er Essen und Trinken verbreitete. Wir dürfen uns ebenfalls nicht auf einen heiligen Berg zurückziehen. Ich bin überzeugt, dass nicht Angst, sondern Hoffnung die christliche Kernkompetenz ist. Und wir müssen uns kompetent einmischen können. Zum Beispiel durch Öl aus dem Emmental*. Damit wir endlich gute Nachrichten verkünden können.»

* www.oil-of-emmental.ch steht für einheimische Energie statt importierter.

Probefahrt mit E-Rädern

Abgerundet wurde das Klimaforum durch ein Referat des Theologen Fritz Peyer über den Umgang mit Ressourcen und Schöpfung, Vorstellung von Umweltprojekten im Ausland, Probefahrten mit Elektrofahrräder sowie einem Rundgang durch die Firma Jenni und einen Wohnblock, der die Energie aus der Sonne gewinnt.

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Datum: 08.07.2008
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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