Markus Dolder über Fremde und Freunde

«Wir haben hier keine feste Bleibe»

Musik-Urgestein Markus Dolder befasst sich auf seinem jüngsten Werk mit dem Loslassen. «Das Leben ist eine Reise», erläutert der Musiker. «Wir haben hier keine feste Bleibe.»
Markus Dolder (links) auf der Wäsentlech-Tour zu seinem 30-jährigen Bühnenjubiläum.

Beim Reflektieren seines jüngsten Albums spricht Markus Dolder über das verbreitete Festhalten an dem was man hat. Und er erinnert an die Jahreslosung, dass der Mensch auf der Erde keine feste Bleibe hat. Dolder: «Alles hier ist vorläufig und endlich.» Den letzten Schliff an seiner CD gab der Musiker während eines Bildungsurlaubs auf der schottischen Insel Iona. «In dieser Zeit tauchte ich ein in das Kommunitätsleben irisch-schottischer Reisemönche. Ich erlebte eine ganzheitliche Spiritualität. Als Volontär lebte ich zwei Monate dort und arbeitete im Gästebetrieb mit. Leute aus aller Welt waren da.»

Loslassen sei automatisch ein Thema gewesen. «Die keltischen Christen sprachen von 'Strangers and Friends'.» Also von «Fremden und Freunden», aufgrund des Kommens und Gehens. Eine Beschreibung des Vorübergehens. Davon handelt auch Dolders Titellied: «Man muss liebe Menschen gehen lassen, die wir ins Herz geschlossen haben, die wir aber auf dem Weg zum Ziel wieder gehen lassen müssen. Das Leben ist wie eine Reise, ein Kommen und Gehen, ein Empfangen und wieder gehen lassen. Wir sind Reisende durch Ströme und Stürme der Zeit, unterwegs auf dem Weg zum Ziel.»

Beeindruckende Ausstrahlung

Im Titelstück seiner CD «Reisendi» überträgt er die Geschichte der Reisemönche auf das allgemeine Leben. Durch diese irisch-schottischen Wandermönche kam das Christentum in die Schweiz. «Ihre Ausstrahlung war so stark, dass die Menschen am Glauben interessiert waren. Es beeindruckt, wie die Nähe zu Gott Spuren hinterliess.»

Der Pilgergedanke habe ihn neu gepackt. «Die Haltung vom 'Noch-nicht-am-Ziel-sein', vom Unterwegs-sein.»

Unterwegs ist Markus Dolder musikalisch seit 30 Jahren. 1983 erschien sein erstes Werk. Eine Schallplatte. Inzwischen sind bereits die CD’s daran, überholt zu werden.

«Als ich jung im Glauben war, schrieb ich vielleicht mehr schwarz-weiss, rechts-links.» Die Psalmen hätten ihm die ganze Spannweite der Lebensrealität gezeigt. «Heute würde ich vielleicht nicht mehr alles so sagen, damals aber hat es gestimmt.» Seine letzten drei Alben waren stark an den Psalmen orientiert.

Freuen würde ihn eine Aktion im «Cover-me»-Stil, bei der junge Musiker einen alten Song aussuchen, um diesen in ihren Musikstil zu übersetzen und Dolder umgekehrt einen aktuellen Titel eines jungen Künstlers interpretiert. «Ich wurde bereits darauf angesprochen, dagegen hätte ich nichts. Generationen und Welten würden sich begegnen.»

Musiker und Sozialdiakon

Manche seiner berndeutschen Songs gehören in vielen christlichen Gemeinden zum Standartrepertoire. Jährlich gibt Dolder bis zu dreissig Konzerte. Er ist einer der bekanntesten Interpreten der christlichen Musikszene der Schweiz.

Daneben amtet er teilzeitlich als Erwachsenenbildner und Sozialdiakon in der reformierten Kirchgemeinde Köniz-Oberwangen und ist freiberuflich als Coach, Kurs- und Workshopleiter für verschiedene Landes- und Freikirchen in der Schweiz tätig.

Markus Dolder ist verheiratet und Vater von Simea (23), Joana (20) und Raphaël (18). Mit seiner Frau Ursula, die in der Mütter-Väterberatung tätig ist, teilt er die Haus- und Familienarbeit.

Datum: 12.09.2013
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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