Wegen Sparbeschluss

Berner Pfarrerinnen veranstalten «Marsch zum Rathaus»

Zu einem Marsch am 8. September vom Waisenhausplatz zum Rathausplatz in Bern rufen vier reformierte Pfarrerinnen auf. Hintergrund sind die jüngsten Sparbeschlüsse des Kantonsparlamentes, die auch die Kirchen treffen. Dabei gehen 25 reformierte Pfarrstellen im Kanton Bern verloren.
Das Rathaus in Bern – hinten die christkatholische Kirche St. Peter und Paul

Der «Marsch zum Rathaus», wo das Berner Kantonsparlament tagt, will kein Protest gegen die Sparmassnahmen sein, sondern «Zeichen für eine lebendige, aktive und menschenorientierte Kirche», wie es in einem Brief der Organisatorinnen heisst. Ab Anfang Mai 2015 soll die Zahl der Pfarrstellen in den drei bernischen Landeskirchen schrittweise bis 2017 um 27,5 Stellen reduziert werden. In der Novembersession 2013 hat der Grosse Rat im Zusammenhang mit der Angebots- und Strukturüberprüfung beschlossen, bei der pfarramtlichen Versorgung der Kirchgemeinden bis Ende 2017 insgesamt fünf Millionen Franken einzusparen. Das geforderte Sparpotenzial entspricht dem Abbau von insgesamt 27,5 Stellen – 25 davon in der evangelisch-reformierten Landeskirche.

Nicht Protest, sondern Zeichen für die Kirche

In einer Zeit «der rasenden Globalisierung, der Verwirtschaftlichung unseres Lebens, des Werteverlustes, der Leistungsgesellschaft, des Jugend-Kultes und vielem anderem mehr» sei die Kirche mit ihrem Nährboden Evangelium wichtiger denn je, schreiben die vier Pfarrerinnen aus der Region Oberaargau in ihrem Brief. Der Marsch vom Montag, 8. September, wolle ein Zeichen für eine Kirche sein, die «auch in Zukunft Zeit und Ressourcen für Menschen haben soll», und für eine Kirche, die den Staat nicht bloss ergänze, sondern ihm vielmehr ein «unverzichtbares» Gegenüber sein solle.

Kanton bezahlt Pfarrerlöhne

Kirchenkritiker halten die Aktion für durchaus berechtigt. «Ich finde es wichtig, dass das Thema breit diskutiert wird», sagt die grünliberale Grossrätin Franziska Schöni-Affolter gegenüber der Berner Tageszeitung «Der Bund» (6. August). Sie hatte mit einer Motion die Neudefinierung des Verhältnisses zwischen Kirche und Staat im Kanton Bern gefordert. Viele Personen wüssten gar nicht, dass im Kanton Bern die Pfarrerlöhne mit öffentlichen Geldern und nicht über die Kirchensteuern bezahlt würden. Die Kantonspolitikerin ist der Ansicht, dass die Kirche sakrale Aufgaben selber finanzieren solle. Soziale Aufgaben sollten hingegen über Leistungsverträge mit dem Kanton abgegolten werden; diese Aufgaben müssten auch nicht zwingend von den Kirchen erbracht werden – «dafür könnten sich auch andere, psychologisch geschulte Personen bewerben.»

Datum: 06.08.2014
Quelle: Kipa

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