Asmara

170 Christen in Eritrea verhaftet und misshandelt

Kirche in Eritrea

Die Sicherheitsorgane Eritreas haben zwischen dem 16. Februar und 23. März insgesamt 170 evangelische Christen hinter Gitter gebracht. Die Polizei brach in fünf Gottesdienste ein und führte Christen ab, Männer, aber auch ältere Frauen und Kinder. Sogar eine Trauung war betroffen. 72 Christen von drei Gemeinden der Hauptstadt Asmara wurden in fensterlose Metall-Container gesteckt, in denen sie beinahe erstickten.

Die Christen wurden beschuldigt, eine „neue Religion“ zu praktizieren. Viele Häftlinge wurden geschlagen und mit dem Tode bedroht. Beamte forderten sie wiederholt auf, zur orthodoxen Konfession zurückzukehren, und verwünschten sie, als sie sich weigerten.

Im letzten Mai hatte die Regierung des jungen Staates am Horn von Afrika zwölf pfingstliche und charismatische Gemeinden geschlossen. In der Folge gelang es keiner evangelischen Gemeinde mehr, sich staatlich registrieren zu lassen. Laut einem Bericht des Nachrichtendienstes Compass Direct zählen die pfingstlichen und charismatischen Gemeinden Eritreas mittlerweile über 20‘000 Anhänger.

Die eritreische Verfassung von 1997 gewährt die Religionsfreiheit, doch die Regierung anerkennt bloss vier Religionen an: den Islam (50 Prozent der Bevölkerung), die orthodoxe Kirche (40 Prozent), die katholische Kirche und eine von schwedischen Lutheranern vor über hundert Jahren gegründete Kirche.

Viele der Verhafteten wurden nach einigen Tagen bis zwei Wochen gegen Kaution freigelassen. Verwandte oder Freunde mussten mit ihrer Habe für sie bürgen. Eine Anklage wurde gegen die Verhafteten nicht erhoben; sie wurden auch keinem Richter vorgeführt. Bei der Freilassung drohte man den Pfingstchristen in Asmara schwerste Repressalien an für den Fall, dass sie sich wieder zu Gottesdiensten versammeln sollten.

Der letzte der fünf Polizei-Überfälle traf am 23. März die Christen der Philadelphia-Gemeinde in Asmara, als sie zur Chorstunde und zum Bibelstudium versammelt waren. 40 Personen, darunter drei Kinder, wurden in zwei kleinen Zellen zusammengepfercht. Als der Pastor sich nach seinen Leuten erkundigte, wurde er ebenfalls verhaftet und gesondert eingeschlossen. Den Christen sagten die Beamten später, er habe den evangelischen Glauben verleugnet und sich bereit erklärt, wieder zur orthodoxen Kirchen zurückzukehren. Die Gemeindeglieder liessen sich nicht täuschen. „Jesus ist auch unser Retter, nicht nur der unseres Pastors“, sagten sie den Wachen. „Wir werden ihn nicht verleugnen.“

Wie der Nachrichtendienst Compass Direct weiter gemeldet hat, sind 74 Soldaten der eritreischen Armee, die verschiedenen Pfingstgemeinden angehören, seit über einem Jahr in Haft. Sie müssen in einem Militärgefängnis nahe der Hafenstadt Assab schwere Arbeiten verrichten. Unter den 74 sind 13 Frauen. Viele der Häftlinge sind in Einzelzellen gesteckt und mehrfach schwer misshandelt worden. Den Angehörigen und Freunden wurde in den 13 Monaten jeder Kontakt verwehrt.

Datum: 11.04.2003
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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