Es brauchte eine Tuk-Tuk-Erfahrung
Als Missionare leben Elisabeth und Ueli Sommer seit 24 Jahren in Kambodscha. Der diesjährige Lockdown hat ihnen manche Pläne vereitelt und die Missionsarbeit erschwert. Doch dann schenkte Gott ihnen einen ganz neuen Blickwinkel auf die Situation.
Eine Familie auf drei Kontinenten
Sommers drei erwachsene Töchter leben seit Jahren über den ganzen Erdkreis verteilt. Aktuell leben zwei Töchter (und Schwiegersohn) in Kanada, während die dritte in Ungarn studiert. Eltern und Geschwister leben in der Schweiz. Durch die weltweite Corona-Situation ist es ungewiss, wann sie sich wiedersehen werden. Visa- und Quarantänebestimmungen sowie hohe Kosten für die Wiedereinreise nach Kambodscha sind zu Hürden geworden.
Lockdown in Kambodscha
«Fälle von Covid gibt es in Kambodscha relativ wenige», sagt Ueli. Und Elisabeth ergänzt, dass dies wahrscheinlich eine Folge davon sei, dass momentan sehr wenige Kambodschaner ins Ausland reisen oder sich mit Ausländern vermischen. «In den Anfängen der Pandemie fürchteten sich die Einheimischen vor uns, da sie glaubten, dass die Gefahr von uns Ausländern ausgehen würde.» Zum Glück habe sich diese Angst nun gelegt.
«In grösseren Städten gibt es zum Teil Maskenpflicht. In ländlichen Gegenden ist aber kaum mehr eine Gesichtsmaske zu sehen.» Bis vor kurzen galt jedoch ein strenger Lockdown. «Gottesdienste können erst seit ein paar Wochen wieder stattfinden und unsere Missions-Basis war monatelang mehr oder weniger abgeriegelt. Der Schulbetrieb läuft noch immer nicht normal.» Das missionarische Engagement war am Anfang nur übers Internet möglich.
Gottes Reden im Tuk-Tuk vernommen
Dann machte Elisabeth eine einschneidende Erfahrung, als sie mit einem Tuk-Tuk (motorisierte Rikscha) auf dem Heimweg war. «Ich sprach mit Jesus über die vergangenen sechs Monate.» Sie stellte die Warum-Fragen, die sich in ihrem Herzen bewegten. «Warum hast du Covid nicht verhindert?» oder «Warum ist diese Zeit noch nicht zu Ende?»
Doch dann veränderte Gott Elisabeths Perspektive total. «Dort auf dem Tuk-Tuk lud Jesus mich ein, andere Fragen zu stellen.» Diese waren erstens: «Wo bist du, Jesus, in dem Ganzen? Was beabsichtigst du damit?» Und zweitens: «Was möchtest du mir persönlich damit sagen?» Von diesem Moment an begann sich ihre Sichtweise zu verändern.
Eine neue Sichtweise
Eine kambodschanische Mitarbeiterin erzählte Elisabeth: «Mein Vater entschied sich vor zwei Tagen, Jesus nachzufolgen, und er wurde gleich zuhause in der Badewanne getauft!» Da verstand Elisabeth, dass die Wirkungskraft von Jesus durch keinen Virus in irgendeiner Form limitiert werden kann. «In Erschütterungen bleibt das Unerschütterliche bestehen», hielt sie fest und begann, Gottes Gnade während der Corona-Zeit immer mehr zu verstehen. Wenn Elisabeth und Ueli heute auf die bisherige Pandemie zurückblicken, sehen sie zwar noch immer die Einschränkungen, Not und Herausforderungen, viel mehr aber die Gnade Gottes, die in alldem wirkt.
Ihre Missionsstation hat einen Internetdienst, welcher Leuten ein Telefongespräch anbietet. Dies wird schon seit längerer Zeit genutzt, seit der Corona-Krise aber vermehrt. «Es kommt vor, dass sich jemand meldet mit dem Wunsch, Christ zu werden.» Viele wollen sich näher über den christlichen Glauben informieren. «Wir haben Anrufe aus aller Welt. Die Menschen sind offener für Gott geworden.»
Gott suchen und mutig weitergehen
«In Zeiten der Erschütterung können wir uns innerlich verhärten, oder uns für das Ewige und Beständige öffnen.» Und so ist es auch in Kambodscha. Die einen verhärten sich, während sich andere aufmachen und nach ewiger Wahrheit suchen. So werden Menschen offen fürs Evangelium. Sie erkennen, dass ihr bisheriges Lebensfundament wacklig ist.
Sommers haben verstanden, dass es darum geht, Gottes Sichtweise zu suchen. «Wir müssen die richtigen Fragen stellen und diese vor Jesus bringen.» Mit dieser Ermutigung treten sie auch an ihre Mitarbeiter. «Viele Gläubige haben während Covid intensiver nach Gottes Willen gesucht und machen jetzt mutige Glaubensschritte.» Sommers freuen sich, als Missionszentrum im November zwei Teams aussenden zu können, um in andern Regionen Kambodschas eine Arbeit zu starten. Mit dem richtigen Blickwinkel ist es unschwer zu erkennen: «Gott hat selbst inmitten der Corona-Krise konkrete Absichten und seine Möglichkeiten sind in keiner Weise begrenzt.»
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Datum: 19.10.2020
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet