Weihnachten weit weg

Körbe voll Weihnachtsfreude

Patrick und Olivia Keller leben in Madagaskar, einem der ärmsten Länder der Erde. Die Not der Menschen lässt sie nicht los. Mit ihren drei Kindern haben sie deshalb eine ganz besondere Art gefunden, Weihnachten zu feiern.
Bescherung am 31. Dezember: Patrick und Olivia Keller mit Joash, Benaja und Nashya freuen sich aufs Auspacken der Geschenke.
Nashya und Benaja 2012 beim Einladen der Körbe für die Bedürftigen.

Schon als kleiner Junge träumte Patrick Keller (40) vom Fliegen. Bevor sich der studierte Turn- und Sportlehrer jedoch zum Piloten ausbilden liess, war er sechs Jahre lang als Unterhaltungskünstler erfolgreich. Nun fliegt Patrick Keller bereits seit neun Jahren Hilfseinsätze für die MAF (Mission Aviation Fellowship) – zuerst vier Jahre im Tschad, seit 2009 auf Madagaskar – stets begleitet und unterstützt von seiner Frau Olivia (40), einer ETH-Biologin. 

Zur Familie Keller gehören mittlerweile drei Kinder: Nashya (7), Benaja (5) und Joash (1,5). Die beiden Grösseren besuchen die französische Schule in Antananarivo. Diese ist zwar nur wenige Kilometer entfernt, dennoch kommt es vor, dass der Schulbus eine Stunde lang im Stau steckt.

Neuer Mann

Madagaskar liegt vor der Ostküste Mosambiks im Indischen Ozean. Das Entwicklungsland befindet sich mitten im Wahlprozess, um nach fünf Jahren unrechtmässiger Übergangsregierung (durch Putsch und Militär) einen neuen Präsidenten zu wählen. Armut, Arbeitslosigkeit und Analphabetismus sind in den letzten Jahren stark angestiegen, parallel dazu die Kriminalität. 

«Die Madagassen sind sehr friedliebend und konfliktscheu; deshalb ist es bis jetzt wohl noch zu keinem Bürgerkrieg gekommen», erklärt Patrick Keller. «Mich befremdet, dass etliche Leute sehr gebildet sind, zudem auch sehr arbeitswillig, das Volk aber irgendwie trotzdem nicht weiter kommt. Vermutlich aus politischen Gründen und wegen Korruption. Die Menschen setzen grosse Hoffnungen in ihren künftigen Präsidenten.»

Gepuderte Plastikbäumchen

Die französische Kolonialzeit (1885 –1960) hat auch die Weihnachtskultur in Madagaskar geprägt. Nach dem Gottesdienst am Weihnachtsmorgen trifft man sich als Grossfamilie zum Festessen zu Hause. «Dieses ist im besten Fall mit dicken, goldigen Girlanden, kitschigen Figuren von 'Père Noël' und kleinen, weissgepuderten Plastik-Tannbäumchen dekoriert», erzählt Olivia Keller. Sofern es das Budget zulässt, leistet man sich etwas Fleisch zur Sauce. Dazu gibt es jeweils eine riesige Portion Reis – in Madagaskar Hauptnahrungsmittel, das nach Möglichkeit dreimal täglich gegessen wird.

Wer hat eigentlich Geburtstag?

Patrick und Olivia Keller freuen sich schon auf das Schweizer Käsefondue, das im Tiefkühler lagert, und das sie bei gut 25 Grad Celsius an Heiligabend geniessen werden. Als Dessert kommen neben Mailänderli und Spitzbuben frische Litschis mit madagassischer Vanille-Rahmglacé auf den Tisch. Geschenke gibt es am 24. Dezember keine. «Wir haben mit unseren Kindern überlegt, dass wir das eigentliche Geburtstagskind beschenken möchten: Jesus Christus, der Mensch wurde, und der jedem Menschen Frieden mit Gott schenken möchte», erklärt Patrick Keller. «Wir tun dies, indem wir Bedürftige beschenken, angelehnt an die Worte von Jesus in der Bibel, im Matthäus-Evangelium, Kapitel 25, Vers 40: 'Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr für mich getan!'.»

Süsses und «Seelenfutter»

Jene Bedürftigen findet Familie Keller bei «Nehemia», einem lokalen Kirchen-Projekt, das unter anderem Obdachlose unterstützt, und in das die Familie stark eingebunden ist. Unterprivilegierte Familien, Frauen, Mütter, Witwen und Waisenkinder erhalten dort ein Dach über dem Kopf, bis sie eine neue Perspektive für ihr Leben gefunden haben. Ihnen bringen Kellers an Heiligabend Körbe mit Kalendern, Bibeln, Süssgetränken, Milchpulver, Äpfeln, Schokolade und Babykleidern. 

«Auch unsere Kinder haben teilweise eigene Spielsachen beigesteuert und waren von der Aktion letztes Jahr tief beeindruckt», erinnert sich Olivia Keller. In ihrer Familie kommt aber keiner zu kurz. Die Bescherung ist einfach verschoben. Dazu Patrick Keller: «Am Morgen des 31. Dezembers blicken wir gemeinsam zurück auf das vergangene Jahr, freuen uns über alles, das Gott uns geschenkt hat und beschenken uns gegenseitig – aus dieser Freude heraus!»

Datum: 24.12.2013
Autor: Manuela Herzog
Quelle: Livenet

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