Ignoriert

Wer wagt noch von Hölle zu reden?

Die Auferstehung von Jesus Christus an Ostern machte ihn zum Herrn über Lebende und Tote und läutete die Endzeit ein. An deren Ende steht laut der Bibel das Gericht über alle Menschen. Doch versteht auch von den US-Amerikanern bloss eine Minderheit die Hölle als jenseitigen Ort der Qual. Theologen wie R.C. Sproul gibt dies zu denken. Der Papst hat kürzlich die traditionelle Lehre der Kirche unterstrichen.
Verbrannter Kämpfer im Irakkrieg.
R.C. Sproul
Bill Hybels

Dass die Lehre von der Hölle zum christlichen Glaubensbestand gehört, hat der Papst am 25. März in einer Predigt am Stadtrand von Rom hervorgehoben. „Jesus kam, um uns zu sagen, dass wir alle ins Paradies eingeladen sind – und dass die Hölle, auch wenn darüber wenig gesprochen wird, existiert und ewig währt für die, die ihre Herzen seiner Liebe verschliessen.“ Benedikt XVI. sagte, der eigentliche Feind des Menschen sei "das Festhalten an der Sünde, die zu einem Scheitern unserer gesamten Existenz führen kann". Nur durch das göttliche Vergeben erhalte der Mensch die Kraft, dem Bösen zu widerstehen.

Die Hölle heute – im Irak

In den USA sehen laut einer Umfrage des Barna-Instituts bloss 32 Prozent der Erwachsenen in der Hölle einen „wirklichen Ort der Qual und des Leidens, wohin die Seelen der Menschen nach dem Tod gehen“. Im Alltagsgebrauch spricht man von Hölle, um ein Krisengebiet oder eine anhaltende Situation mit kaum erträglichen Schrecken zu bezeichnen. Von der Begriffsverwirrung in den USA ist der Präsident des Southeastern Baptist Theological Seminary, Paige Patterson, nicht überrascht. Die Kirche sei dafür verantwortlich, sagte er dem Nachrichtendienst Christian World News. „Sie können die USA an irgendeinem Sonntagmorgen durchqueren – und Sie werden kaum eine Predigt über das Gericht Gottes oder die ewig währende Strafe hören.“

Schweigen der Bibeltheologen

Die Evangelikalen bekunden laut Patterson mit ihrem Schweigen, dass sie entweder die Lehre von der Hölle ablehnen oder „den Mut und die Überzeugung nicht mehr haben, hinzustehen und etwas darüber zu sagen“. Der Theologe und christliche Bestseller-Autor R.C. Sproul nimmt kein Blatt vor den Mund: In der Kirche werde heute der Charakter Gottes verdunkelt.

Weit weg ist die Predigt, die viele Amerikaner als eine der gewaltigsten der Geschichte ansehen. Jonathan Edwards predigte 1741, während der ersten grossen Erweckung, die Botschaft „Sünder in der Hand eines zornigen Gottes“. Er rief dabei seine Zuhörer auf, die schreckliche Gefahr zu bedenken, in der sie sich befänden: "Ein grosser Ofen des Zorns, ein weiter, bodenloser Abgrund“. Gottes Zorn stehe gegen sie wie gegen viele Verdammte, die bereits in der Hölle litten. Sproul kann sich im Amerika des 21. Jahrhunderts keine politisch inkorrektere Predigt vorstellen als den Zorn Gottes, die strafende Gerechtigkeit Gottes oder die Lehre von der Hölle. Vor ein, zwei Generationen habe man da und dort noch Predigten über das Geschick der Menschen, die getrennt von Christus sterben, hören können.

Hybels: Das Evangelium ohne Angstmacherei sagen

Angst bewege Leute heute nicht zum Glauben, gibt Bill Hybels, Pastor der Willow Creek Kirche zu bedenken. Wer Menschen, die damit wenig am Hut haben, den Anspruch von Jesus auf ihr Leben nahebringen wolle, solle andere Wege wählen. Unter den Kirchen, die Willow Creek inspiriert hat, ist auch die Spring Branch Community Church in Virginia Beach. Auf ihrer Webseite erklärt sie, manche Leute blieben der Kirche fern, weil Pastoren ihnen Schuldgefühle vermittelten. Statt wie Edwards über „Sünder in der Hand eines zornigen Gottes“ zu predigen, würde Pastor Michael Simone seine Botschaft betiteln: „Ich machte Urlaub und fühlte mich leer“.

Hybels betont, dass Jesus je nach Gesprächspartner unterschiedlich ansetzte. Mit der Frau am Brunnen habe er eingangs übers Wasser gesprochen, mit dem reichen jungen Mann übers Geld. „Immer wusste er zuerst eine Beziehung herzustellen und sein Gegenüber in eine Diskussion zu leiten, die ihm ermöglichte, die Wahrheit zu entfalten.

Sproul: Ohne Gericht ist Evangelium nicht Gute Botschaft

Sproul betont, dass „niemand das Evangelium braucht, wenn es kein Gericht, kein Gesetz gibt. Wenn Gott nicht ein Gott des Gerichts ist, wenn es so etwas wie Hölle nicht gibt, was soll denn das Evangelium? Es versichert uns, dass wir vor dem künftigen Zorn Gottes gerettet werden.“ Hybels unterstreicht seinerseits, dass die ganze Botschaft des Evangeliums gepredigt werden muss. Jeder, der dies unterlasse, werde sich am Ende vor Gott verantworten müssen. Wie soll es getan werden, ohne Leute vor den Kopf zu stossen? Sproul: „Wenn Sie ihr Pastor sind, nicht bloss ihr Prediger, und die Leute wissen, dass ihr Wohl Ihnen am Herzen liegt, dann sind sie bereit, erstaunlich viel von diesen harten Aussagen aufzunehmen.“

Quelle: Livenet / Christian World News

Datum: 09.04.2007
Autor: Peter Schmid

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