Die Zeit der Weichenstellungen

Was US-Kirchen an jungen Erwachsenen versäumen

twentysomethings

Warum gelten den Kirchen die Energie, die Ideen und die Unternehmungslust der jungen Erwachsenen so wenig? Diese Frage wirft das kalifornische Meinungsforschungsinstitut Barna mit einer neuen Studie auf.

Millionen von jungen Amerikanern, die als Teenager in einer Kirche mitmachten, stellen einige Jahre später die Weichen für ihr Leben, ohne dass Mitchristen oder ihr Pfarrer etwas dazu zu sagen haben. Dabei geben die allermeisten Befragten an, dass Religion für sie sehr wichtig sei.

In ihren Zwanzigern reiten Amerikaner mehrheitlich auf der Welle des Individualismus. Nur 3 von 10 Personen in dieser Altersgruppe gehen in einer normalen Woche zur Kirche (bei den über 40-jährigen fast die Hälfte). In den zehn Jahren nach dem Schulabschluss sinkt der Anteil der wöchentlichen Kirchgänger um 58 Prozent. Nur ein Drittel der 20-29-jährigen spendete im vergangenen Jahr einer Kirche, gegenüber zwei Dritteln der älteren Erwachsenen.

Wenn das Ich das Sagen hat

Die Studie hebt das starke Engagement von Millionen junger Erwachsener in christlichen Gemeinden hervor – aber ein grösserer Teil dieser Altersgruppe (in den USA auch ‚Twentysomethings’ genannt) gestaltet sein Leben ohne christliche Anstösse aus dem persönlichen Umfeld.

David Kinnaman vom Barna-Meinungsforschungsinstitut sieht die wahre Herausforderung darin, „wie Kirchen auf die Erschütterungen reagieren, die in unseren jungen Erwachsenen nachhallen“.

Viele sind für immer weg

Kinnaman warnt vor Illusionen und Untätigkeit angesichts derer, die sich nach dem Schulsabschluss von den Kirchen entfernen: „Wenn wir einfach darauf warten, dass sie später in ihrem Leben zurückkommen, werden die meisten nie zurückfinden und – mehr noch – wir verpassen die Chance, ihrem Leben in einer entscheidenden Phase Richtung zu geben.“

Die 20er-Altersgruppe scheint den Forschern besonders offen für die Übernahme einer postmodernen Lebensweise zu sein. So deuten die Forscher auch den kleinen Anteil der regelmässigen Bibelleser. Kinnaman: „Da aus postmoderner Sicht die Erfahrung des Einzelnen und persönliche Einsichten die wesentlichen Quellen zur Bestimmung der wichtigen Dinge im Leben sind, deutet auch die Abnahme des Bibellesens darauf hin, dass viele ‚Twentysomethings’ ihrem Leben ohne traditionelle christliche Quellen Sinn zu geben suchen.“

Was Kirchen tun sollen

Laut der Barna-Studie werden junge Erwachsene, die ihre Kirche mitgestalten möchten, oft nicht gefördert. Man übersieht ihr Potential. Nur vier Prozent der 20-29-Jährigen hat Leitungsverantwortung. Dabei könnte ihr Enthusiasmus und ihre Energie viel auslösen, und sie sehen sich als fähig, Verantwortung zu übernehmen.

Die Meinungsforscher empfehlen, die jungen Erwachsenen mit Mentoring zu fördern, da sie meistens sehr beschäftigt sind, eine gewisse Distanz zum kirchlichen Leben haben und Unterricht in Klassen nicht attraktiv finden.

Datum: 02.10.2003
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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