Weihnachten weit weg

Eintopf aus dem Erdloch

Weihnachtlichen Konsumrausch kennen die Menschen auf Papua-Neuguinea nicht. Dafür verbringen sie sehr viel Zeit miteinander. Auch den Schweizer Piloten Markus Bischoff und seine Familie haben sie schnell ins Herz geschlossen.
Markus und Madeleine Bischoff mit Joelle, Niklas und Gian (auf dem Arm)
Weihnachtsdekoration der Familie Bischoff auf der Kommode

Papua-Neuguinea liegt im Pazifischen Ozean. Es wird zum australischen Kontinent gerechnet und umfasst den Osten des Inselstaates; der Westen gehört zu Indonesien. «Wir waren für jeden Einsatzort offen», erklärt Markus Bischoff (42), der als Pilot für die weltweit operierende MAF (Mission Aviation Fellowship) arbeitet. Da es in Papua-Neuguinea konstant an Piloten fehlt, fiel die Wahl nicht schwer. Seit September 2011 lebt der gelernte Elektro-Ingenieur mit seiner Frau Madeleine (40) in Rumginae in der West-Provinz von Papua-Neuguinea. Das Paar hat drei Kinder: Niklas (7), Joelle (5) und Gian (2). Madeleine Bischoff unterrichtet ihre Kinder selbst.

Weisse Haut

Die meisten Urwaldbewohner von Papua-Neuguinea wohnen in einfachen Holzhäusern mit Blätterdach auf der nackten gestampften Erde. Sie haben Plumpsklos, kochen über dem offenen Feuer und waschen sich wie ihre Vorfahren im Fluss. Die erste Zeit war vor allem für die Kinder von Familie Bischoff sehr schwierig. «Da weisse Leute für viele hier eine Attraktion sind, wird man von allen herzlich begrüsst, angestarrt und – als Kind – betatscht. Verständlicherweise war unser Nachwuchs eine Zeit lang nicht mehr aus dem Haus zu kriegen», erinnert sich Madeleine Bischoff. Dies hat sich jedoch gelegt und heute spielen die Kinder gerne mit ihren einheimischen Freunden. Eine weitere Tatsache freut die diplomierte Ernährungsberaterin: «Meine Kinder mögen die lokalen Nahrungsmittel wie Süsskartoffeln und das farn- und blätterartige Gemüse sehr.»

Weisse Eiweissbomben

Spezielle Gerichte zu Weihnachten kennen die Menschen in Papua-Neuguinea nicht. «Oft gibt es ein 'Mumu'», weiss Madeleine Bischoff. Das ist Eintopf aus dem Erdloch. Die Mulde wird schichtweise mit heissen Steinen und Bananenblättern ausgelegt und am Ende mit Erde zugedeckt. Nach einigen Stunden sollten die Fleisch- und Gemüsestücke zwischen den Bananenblättern gar sein. Als Delikatesse gelten jedoch die «Sago Grubs» – wahre Eiweissbomben! Madeleine Bischoff klärt auf: «Es handelt sich um die Larven des Rüsselkäfers. Die etwa daumengrossen, wollweissen Maden werden lebendig in Sago, eine Art Mehl, eingepackt und auf Bananenblättern über dem Feuer gekocht. Bis jetzt kamen wir allerdings noch nicht in den 'Genuss' von 'Sago Grubs', wohl aber eines 'Mumu`s'.» 

Teigmänner…

Was ihr eigenes Weihnachtsmahl anbelangt, hofft Familie Bischoff wieder einen Bauernschinken auftreiben zu können. In einer von Asien und Australien geprägten Küche ist dies eine Herausforderung. Zum heissen Schinken gibt es dann Zopf, Kartoffel- und Gemüsesalate. Trotz der Ferne versuchen Markus und Madeleine Bischoff auch andere Schweizer Traditionen wie Adventskalender, Grittibänz und Weihnachtsguetzli in ihrem Zuhause auf Zeit aufrechtzuerhalten.

…und Plastikbäume

Weihnachtsgottesdienste sind in Papua-Neuguinea nicht nur für Kinder eine Geduldsprobe. Oft schliessen sich einige Gemeinden zum Feiern zusammen. Denn die Menschen verbringen sehr gerne und viel Zeit miteinander. Solche Anlässe können dann locker fünf Stunden dauern, haben Bischoffs letztes Jahr festgestellt. Heiligabend wird die Familie dieses Jahr mit anderen interkulturellen Mitarbeitenden feiern. «Der Christbaum ist zwar künstlich und hat keine Kerzen. Aber Geschenke für die Kinder werden nicht fehlen», sagt Markus Bischoff, denn «unsere Lieben aus der Schweiz haben sie schon lange vor Weihnachten abgeschickt.» Das nächste Osterhasenohr können Bischoffs wieder knackfrisch abbeissen. Von April bis September 2014 geniessen sie ihren ersten Heimataufenthalt.

Datum: 23.12.2013
Autor: Manuela Herzog
Quelle: Livenet

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