Jürg Opprecht über Krebs

«Ich konnte kaum mehr essen»

Mit seinem Hilfswerk BPN hat er schon 600 Unternehmen gefördert und 15‘000 Arbeitsplätze geschaffen. Erfolgreich führt er das 5-Stern-Hotel Lenkerhof und eine Immobilienfirma. Doch Jürg Opprecht kennt auch schwierige Leidenszeiten. Seine Krebskrankheit hat seine Beziehung zu Gott verändert.
Gründer und Stiftungsratspräsident: Jürg Opprecht fördert KMU als Rückgrat der Wirtschaft in Entwicklungsländern.

Jürg Opprecht, Ihr Leben hing vor drei Jahren wegen einer schweren Krebskrankheit an einem Faden. Hatten Sie die Hoffnung jemals aufgegeben?
Jürg Opprecht: Nein, ich habe die Hoffnung nie aufgegeben. Beim langen Liegen habe ich mich immer wieder gefragt: Was gibt mir Hoffnung? Es waren drei Säulen: Erstens das soziale Umfeld mit meiner Frau, meiner Familie und einer Unmenge von Freunden. Zweitens der Glaube an Gott, der mich geschaffen hat und von dem ich überzeugt war, dass er mich ganz heilen kann. Und drittens meine Gedankenwelt: Womit fülle ich Kopf und Herz in dieser schwierigen Zeit? Was lese und höre ich? Ich entschied mich für Dinge, die mich aufbauten. Dazu wollte ich mit Sport und körperlicher Betätigung meinen eigenen Beitrag leisten zur Heilung.

Wie geht es Ihnen heute?
Heute geht es mir gut, alle Werte sind im grünen Bereich. Noch habe ich einfach nicht die gleiche Energie wie früher, um meine Aufgaben anzupacken. Ich muss mein Leben entsprechend strukturieren.

Welches war die schwerste Zeit?

Die Diagnose Knochenmarkkrebs erhielt ich im Mai 2009. Zuerst gab es verschiedene Vorbehandlungen mit leichter Chemotherapie. Dann kamen die hochdosierte Chemotherapie mit Knochenmarktransplantationen und schliesslich die ganze Regenerationphase mit vielen happigen Nebenwirkungen. Ich konnte kaum mehr essen. Rein körperlich hatte ich dann im Frühjahr 2010 den Eindruck, ich sei auf dem Weg zur Heilung. Jetzt fühle ich mich auf dem Weg zur vollkommenen Heilung.

Was war das Schlimmste für Sie?
Natürlich waren die vielen Nebenwirkungen sehr unangenehm. Plötzlich schmeckte ein Glas Wein fürchterlich. Doch das Schwerste war wahrscheinlich schon die Antriebslosigkeit über eine längere Zeit, zu der dann auch die Niedergeschlagenheit kam.

Worauf führen Sie Ihre Heilung zurück?
In erster Linie auf Gottes Eingreifen. Aber auch auf unzählige Gebete. Sogar in Südafrika wurde eine Gebetsgruppe für mich gegründet von Leuten, die ich nur flüchtig kenne.

Wo sehen Sie einen Sinn hinter dieser Krankheit?
Durch diese Erkrankung bin ich sehr abhängig geworden von Gott. Die Beziehung zu Gott ist viel tiefer geworden. Unwichtiges wurde vom Wichtigen wie die Spreu vom Weizen getrennt.

Hilfswerk, 5-Stern-Hotel, Immobilien: Welches ist Ihre Berufung?
Das ist sicher die Stiftung BPN (Business Professionals Network) mit dem Anliegen «Hilfe zur Selbsthilfe». 1997 war ich nach Kirgisien zu einer Networking-Konferenz von verschiedenen christlichen Hilfswerken eingeladen. Ich sollte einen Workshop halten zum Thema «Wie starte ich ein eigenes Unternehmen?». Es war der bestbesuchte Workshop, und er war zu meinem Erstaunen vor allem von Pastoren besucht. Sie sagten, das grösste Problem in ihren Gemeinden sei die hohe Arbeitslosigkeit von bis zu 90 Prozent.

In der Nacht darauf wachte ich auf und sah einen Spiegel vor mir. Darauf standen Verse aus Matthäus 25: «Ich war hungrig, und ihr habt mich gespeist. Ich war durstig, und ihr habt mich getränkt …» Und dazu kam der Satz: «Ich war arbeitslos, und ihr habt mir Arbeit gegeben.» Ich wusste spontan, dass das ein Mandat von Gott ist. Von daher auch meine Berufung.

Hier der «Lenkerhof» für wohlhabende Gäste, dort die Ärmsten in Kirgisien und im Benin – wie passt das zusammen?
Was sicher gemeinsam ist: In beiden Fällen geht es darum, Menschen Gutes zu tun. Im «Lenkerhof» sollen sich Menschen erholen können, in armen Ländern sollen Menschen neue Lebensgrundlagen bekommen.
Für mich macht es keinen grossen Unterschied, wie ich mit Reichen oder Armen umgehe. In Kirgisien habe ich auch schon in einfachen, ungeheizten Hütten übernachtet und das harte Brot dieser Leute gegessen. Bei diesen Armen kommt mir so viel Dankbarkeit und Herzlichkeit entgegen, dass vieles kompensiert wird.

Was entsteht momentan in Ihrem Atelier?
Zwei Jahre lang habe ich wegen meiner Erkrankung nicht mehr gemalt. Die Kreativität war einfach weg. Ohne Ideen und Visionen kannst du nichts auf die Leinwand bringen. Vor einem halben Jahr habe ich nun wieder begonnen. Ich probiere auch Neues. Was bleibt, ist die Vorliebe für bestimmte Farben, für afrikanisch-warme Töne. Im Moment habe ich drei Bilder von Lilien in verschiedenen Farben in Arbeit. Die Lilie kann man sehr kreativ darstellen. Ich denke dabei auch an die biblische Aussage: «Sehet die Lilien auf dem Felde …!»

Zur Person

Jahrgang 1950, verheiratet, 4 erwachsene Kinder, 2 Enkel, wohnhaft in Muri BE. Ing. Studium HTL in Brugg/Windisch, Managementausbildung in Lausanne. Führungspositionen in der Industrie und als VR-Präsident im Familienunternehmen (Maschinenbau). Heute als Hotelier («Lenkerhof» in Lenk), im Immobilienbereich und als Präsident des Stiftungsrates BPN tätig. Initiator und Präsident des ersten Forums christlicher Führungskräfte in Bern.

Das Hilfswerk «Business Professionals Network» (BPN) fördert seit 1999 die Entwicklung von kleinen und mittleren Unternehmen und ist heute in Kirgisien, Nicaragua, Ruanda, Benin und in der Mongolei tätig. Insgesamt wurden durch BPN bisher etwa 600 Unternehmungen gegründet und 15‘000 Arbeitsplätze geschaffen. 60‘000 Menschen erhielten dadurch eine neue Lebensgrundlage.

Diesen Artikel hat uns freundlicherweise «ideaSpektrum Schweiz» zur Verfügung gestellt.

Webseite:
Business Professionals Network (BPN)

Datum: 11.05.2012
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

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