Kommentar

Traut Euch, Mütter! Ihr seid viele!

Muttertag ist an jedem Tag – nicht nur am zweiten Sonntag im Mai.
Birgit Kelle

An diesem Sonntag ist Muttertag. Jetzt aber bitte nicht in Hektik ausbrechen und noch schnell beim Blumenversand anrufen! Denn es ist zwar schön, wenn man Mama einmal «Danke!» sagt – aber es bleiben ja auch noch 364 weitere Tage übrig! 

Mutter ist man sowieso immer, und deswegen ist Mama auch immer da: beim ersten kleinen Strampeln im Bauch, in schlaflosen Nächten am Krankenbett, durch Höhen und Tiefen. Egal, ob sie dafür Dank bekommt oder nicht: Muttersein ist eine lebenslange Aufgabe, die uns niemals ruhen lässt. 

Ja, es ist schön, wenn ich am Sonntag mit ebenso viel Liebe wie Krach zubereiteten kalten Kaffee am Bett serviert bekomme, ich freue mich auch über die Krümel und die gepflückten Blumen – aber viel wertvoller sind mir doch alle Liebesbekundungen, die ich als Mutter das ganze Jahr über bekomme! Ungefragt, ohne Erwartung, nicht «auf Kommando» – sondern einfach so.

Wir sind keine «Heimchen am Herd»

Die Frage drängt sich auf und wird alljährlich neu gestellt: Brauchen wir den Muttertag noch? Oder ist er nur ein Relikt aus alten Zeiten? Ich meine: Ja, gerade heute brauchen wir ihn – leider – mehr denn je! Einerseits zur Wertschätzung dessen, was Mütter täglich im Verborgenen leisten; andererseits als Erinnerung auch für die Politik, dass wir ohne Mütter und ihren Einsatz gesellschaftlich ganz schön arm dran wären. Und deswegen wünsche ich mir zum Muttertag, dass wir Muttergefühle wieder öffentlich zulassen; dass wir sie nicht schlechtreden, weil sie doch so «karrierehinderlich» seien; und dass wir Mütter zu Hause nicht länger als «Heimchen am Herd» beleidigen! 

Ich wünsche mir aber auch, dass mehr Frauen stolz sagen: «Ich bin Mutter, und es macht mich glücklich!», anstatt verschämt und rechtfertigend darauf hinzuweisen, dass sie «natürlich» auch einen «Beruf» haben und auch noch etwas anderes, «etwas Richtiges», machen. Traut Euch, Mütter! Ihr seid viele!

Vater und Mutter sind nicht austauschbar

Keine Frage – Väter sind auch wichtig, und wir wollen sie an diesem Tag nicht ausklammern. Aber Mutter und Vater sind nicht austauschbar! Jeder hat seine Aufgabe, seine Rolle, seine eigene Vorbildfunktion. So hat Gott uns geschaffen: als Mann und Frau. Wir haben als Mütter unsere Kinder in uns getragen und eine Bindung zu ihnen entwickelt, lange bevor wir das erste Mal in die Augen unserer Kinder blicken können.
 
Ich hatte früher Schwierigkeiten, mir die Dreieinigkeit Gottes in Vater, Sohn und Heiliger Geist vorzustellen: drei und doch eins. Seit ich Mutter bin, verstehe ich – denn auch ich war immer wieder zwei und doch eins. Und wahrscheinlich ist es das, was uns Mütter – anders als die Väter – an unsere Kinder bindet: Sie waren wahrhaftig, körperlich, ein Teil von uns. 

Deswegen lassen wir wohl auch schwerer los: Wir müssen etwas von unserem Innersten abgeben. Es war Maria, die Mutter Jesu, die am Kreuz ausharrte! Wie auch hätte sie – als Mutter – Jesus Christus gerade in seiner schwersten Stunde alleinlassen können?
 
Die Autorin, Birgit Kelle ist Journalistin, Mutter von vier Kindern und Vorsitzende des Vereins «Frau 2000plus».

Datum: 13.05.2012
Autor: Birgit Kelle
Quelle: idea

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