Berliner Bär

Knut und die Vermenschlichung des Tiers

Knut ist tot. Der Berliner Eisbär, Liebling der Massen, stürzte am 19. März 2011 in den Pool und starb. Der Direktor des Berliner Zoos, Bernhard Blaszkiewitz, hat die mediale Vermarktung des weissen Bären kritisiert.
Knut

«So viel Aufmerksamkeit für ein Tier habe ich noch nie erlebt. Der Grad der Vermenschlichung war extrem», sagte Blaszkiewitz nach dem Tod Knuts der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. «Ich hatte Knut auch gerne. Aber in Japan sind mehr als 20‘000 Menschen gestorben.»

Tiere für Menschen

Forderungen von Tierschützern, die Eisbärhaltung im Zoo grundsätzlich abzuschaffen, erteilte der Direktor eine Absage. Tiere könnten nicht dieselben Rechte wie Menschen beanspruchen. «Zoos sind vom Menschen für Menschen geschaffen; das Tier wird für den Menschen gezeigt. Oft wird so getan, als stünde das Tier im Vordergrund. Aber das stimmt nicht.» Zoologische Gärten seien bei mangelnden Biologie-Kenntnissen zu Bildungszwecken nötiger denn je, äusserte Blaszkiewitz. Aber um zu bilden, müssten sie erst Erholung bieten.

«Wir projizieren unser Empfinden auf die Tiere»

Für den Direktor ist wichtig, dass die Tiere zu sehen sind. «Und sie sollen in der Beschränkung des Zoos so viel wie möglich von ihrem Verhalten ausleben können. Sie sollen sich zum Beispiel auch vermehren können.» Auf die Frage, was fürs Glück von Tieren in Gefangenschaft nötig sei, antwortete Blaszkiewitz, Gefangenschaft und Freiheit seien wie Glück «Begriffe aus dem menschlichen Repertoire». Auch Langeweile – von der Journalistin beim Panther hinter den Gitterstäben empfunden. «Wir projizieren unser Empfinden auf die Tiere.»

Mag der Zoodirektor lieber Tiere oder Menschen? Blaszkiewitz: «Die Liebe zum Menschen ist eine andere als die Liebe zum Tier. Soll ich philosophisch werden? Wir wissen aus der Heiligen Schrift, dass es einen Unterschied zwischen Menschen und Tieren gibt. Als gläubiger Mensch würde ich sagen, der ist gottgewollt.»

Datum: 13.04.2011
Quelle: Livenet / Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

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