Mit viel Glauben und holländischer Unverblümtheit
Nach mehreren Jahren vor Ort gründete er eine Verlagsgesellschaft, die sich auf christliche Filmproduktionen spezialisierte. «Dies war eine riesige Herausforderung», sagt er. «Ich hatte keinerlei Kenntnisse über Fernsehproduktionen. Damals gab es kein christliches Fernsehen in Ägypten und jeder warnte uns, dass die Regierung uns sofort einen Riegel vorschieben würde. Doch mit meiner eher holländischen Herangehensweise dachte ich mir: 'Okay, wenn sie mich aufhalten wollen, dann müssen sie mir das selbst sagen.' Die Leute beobachteten mich anfangs besorgt, doch es funktionierte grossartig.»
Das ist bezeichnend für Strengholts Charakter: Lahme Ausreden werden nicht akzeptiert. Ein zweites Problem, das auftauchte – man musste Produzenten und Kameramänner für die Aufnahmen finden –, wurde ebenfalls gelöst. «Etwa zehn Prozent der Ägypter sind koptisch-orthodox und ich dachte mir, dass es unter ihnen auch Fachleute fürs Fernsehen geben muss. Das stellte sich als richtig heraus und die Leute standen Schlange, um für uns zu arbeiten.»
Opern, Sporthallen und Stadien gemietet
Eine TV-Serie über Onesimus, einen frühen Apostel der orthodoxen Ostkirche, wurde produziert, ausserdem einige pastorale Sendungen. Anschliessend folgte eine halb säkulare Serie über soziale Themen wie die weibliche Beschneidung oder den positiven Umgang mit geistig behinderten Menschen, die auch im staatlichen Fernsehen von Ägypten ausgestrahlt werden könnte.
«Einer unserer Produzenten träumte davon, ein grosses christliches Konzert im Opernhaus von Kairo zu produzieren, das der Stolz des ägyptischen Staates ist. Selbstverständlich gefiel mir diese Idee, und – man höre und staune – die Oper gab uns die Erlaubnis dazu. Ein paar tausend Besucher kamen zu dem Konzert, das in Auszügen auch im nationalen Fernsehen übertragen wurde. Dies sorgte für Aufregung in den Kirchen im ganzen Land: Wenn eine christliche Produktionsgesellschaft die Oper anmieten konnte, können wir dann auch Sporthallen und Stadien nutzen, die dem Staat gehören? Wie es sich herausstellte, war das tatsächlich möglich.»
«Als Ausländer war ich wahrscheinlich ein bisschen zu kühn, weil ich einfach davon ausging, dass die meisten Dinge möglich sein würden», sagt Strengholt. Bekam er jemals Schwierigkeiten mit der Regierung? «Oh ja, aber nichts Ernstes. Ein paar Mal wurde ein Brief unter der Bürotür unserer Firma durchgeschoben, der mich aufforderte, dem Geheimdienst einen Besuch abzustatten, oftmals zu lausigen Zeiten. Sie wollten wissen, was ich gerade tue.»
Viermal beim Geheimdienst
Strengholt wies sein Team an, fast sämtliche Produktionen in einer Kiste an das Büro des Geheimdienstes zu liefern. Einer der Beamten befragte ihn wegen der Sendung gegen die Beschneidung von Frauen. «Ihr versucht, die ägyptische Gesellschaft zu verändern und den Islam zu untergraben», sagte er. Strengholt erwiderte: «Wirklich? Die Regierung hat die weibliche Beschneidung offiziell verbannt, nicht wahr? Dann habe ich die Erlaubnis, dies zu produzieren!» Der andere Beamte erklärte seinem Kollegen: «Ich denke, er hat Recht.» Strengholt wurde noch drei weitere Male vorgeladen. «Beim fünften Mal ignorierte ich die Einladung und danach hörte ich nie wieder von ihnen.»
Priester in zwei Gemeinden
Nachdem er die Mediengesellschaft übergeben hatte, bekam Strengholt einen neuen Auftrag: Als anglikanischer Priester diente er zwei Gemeinden in Heliopolis, einem Bezirk in Kairo. Er war verantwortlich für eine ägyptische Gemeinde mit 15 Personen, die auf 50 Mitglieder anwuchs, sowie eine sudanesische Gemeinde mit 200 Mitgliedern, alles Flüchtlinge, die enorm wuchs und schliesslich 1200 Mitglieder zählte.
Viele von ihnen benötigten medizinische Hilfe, Nahrungsmittel und Unterkünfte, doch sie konnten sich das nicht leisten. Dies bewegte Strengholt dazu, eine Wohltätigkeitsorganisation namens «Nile Valley Foundation» (Niltal-Stiftung) zu gründen, um ihnen zu helfen. «Wenn eine Person Ressourcen hat, die eine andere Person braucht, fühle ich mich verpflichtet, für einen Ausgleich zu sorgen», sagt er. «Die Sudanesen haben eine dunkle Hautfarbe und Ägypter bezeichnen sie deshalb oft als 'Sklaven', wenn sie ihnen auf der Strasse begegnen. Sie sind Ausgestossene in der Gesellschaft. Deshalb setze ich mich intensiv für sie ein.»
Vor ein paar Wochen klopften die Eltern eines fünfjährigen sudanesischen Mädchens an seine Bürotür. Ihr Fuss war so verkrümmt, dass sie nicht gehen konnte. Strengholt: «Es kostet nur 400 Euro, um ihren Fuss zu operieren, so dass sie gehen lernen kann.» Und mit einem Grinsen: «Eigentlich sollte es 1'000 Euro kosten, doch hier in Ägypten handeln wir normalerweise mit dem Arzt.» Ein anderer Flüchtling konnte nicht laufen, weil eine Kugel in seinem Fuss steckte, die er sich während des Bürgerkriegs im Sudan zugezogen hatte. «Für 200 Euro konnten wir diese Kugel entfernen lassen, so dass er wieder gehen konnte. Mit einer relativ einfachen Operation kann das Leben einer Person wieder auf die richtige Spur gebracht werden.»
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Datum: 15.05.2022
Quelle: Joel-News