«Am Anfang war das Wort»

Aus dem Wort fliesst die Begeisterung für die Kirche

«Kirchenentwicklung läuft ins Leere, wenn sie sich nicht von der Kraft der revolutionären Lebensgemeinschaft mit Gott bewegen lässt», sagt Professor Ralph Kunz zum Zürcher Zentrum für Kirchenentwicklung (ZKE).
Chile
Thomas Schlag (rechts), Ralph Kunz bei der Eröffnungstagung des ZKE, 2010.

Das Zentrum wurde im Juni 2010 gegründet. Im Bulletin facultativ, einer Beilage der Reformierten Presse, erläutern Leiter und Mitarbeitende des ZKE seine Stossrichtung an der Schnittstelle von Theorie und Praxis. Was die Reformierten an Reformen anpacken, will das ZKE theologisch durchdenken und begründen helfen.

Wort – Begeisterung - Gemeinschaft

Laut Ralph Kunz muss das Nachdenken über Kirchenentwicklung davon ausgehen, dass die Kirche «die Frucht eines Geschehens ist, das ihr vorausgeht». Der Professor für praktische Theologie an der Uni Zürich zitiert den Anfang des Johannesevangeliums: «Am Anfang war das Wort». Daraus sei Begeisterung geflossen. «Und aus der Begeisterung wuchs eine Gemeinschaft, die sich im Gegenüber zum Wort neu zusammenfindet, indem sie immer wieder zur Inspirationsquelle umkehrt».

Kirche ist daher mehr als Organisation. Sie ist, wie Theologen formuliert haben, ein «Geschöpf des Wortes Gottes» (creatura verbi). Dieser Gedanke müsse die Verantwortlichen des ZKE beim Entwerfen von Zukunftsperspektiven leiten. Anders gesagt: «Eine Theorie der Kirchenentwicklung bliebe abstrakt, wenn nicht von der Gegenwart Gottes die Rede ist, die den Leib Christi lebendig macht.»

Einschliessen als Markenzeichen

Kunz plädiert für eine Kirche, die sich nicht von andern abgrenzt, sondern Menschen eingrenzt. Denn: «Was geschieht, wenn ein Mensch diejenigen segnet, die ihn verfluchen?»  Kunz folgert: «Kirchenentwicklung läuft ins Leere, wenn sie sich nicht von der Kraft der revolutionären Lebensgemeinschaft mit Gott bewegen lässt, die Jesus gegründet hat.»

Weiter Horizont

Nebst dem ZKE gibt es im deutschen Sprachraum noch das «Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung» in Greifswald. Ihm gegenüber hat das Zürcher ZKE laut seinem Leiter Prof. Thomas Schlag einen weiteren Themenhorizont. Dieser sei auch bedingt durch «ein vielfältiges Herkunfts- und Meinungsspektrum seiner Mitarbeitenden». Das ZKE wolle die Zukunft von Kirche mit einer Vielfalt theologischer Ansätze fördern.

Für eine öffentliche Kirche

Das Konzept vom Priestertum aller Gläubigen (keine Trennung in Laien und Klerus) soll laut Schlag für die «öffentliche Kirche» bestimmend sein. Das ZKE will dabei dem Pfarramt und dem ehrenamtlichen Engagement mehr Profil verschaffen. Es will Gemeindeleitbilder untersuchen und «Sinn und Grenzen einer kirchlichen Milieuperspektive» erörtern. Mit der theologischen Fakultät und der Zürcher Landeskirche bietet das Zentrum eine Weiterbildung zum Pfarrersein «als Herausforderung für die Gesellschaft» an.

Datum: 20.04.2012
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet

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