«Nur die Spitze des Eisbergs»

Drei Viertel der christlichen Flüchtlinge in Deutschland erleben Bedrohungen

Ein Bericht der Missionsgesellschaft Open Doors untermauert, was seit Monaten bekannt ist, mit statistischen Fakten: eine Mehrzahl der christlichen Flüchtlinge in Deutschland lebt unter ständigem Druck durch aggressive Muslime.
Flüchtlinge am Westbahnhof in Wien, die nach Deutschland wollen.

Open Doors führte zwischen dem 15. Februar und dem 15. April 2016 insgesamt 231 Gespräche mit christlichen Flüchtlingen in Deutschland durch und fasste die Ergebnisse jetzt in einem Bericht zusammen:

  • 86 Flüchtlinge (37 Prozent) gaben an, wegen ihres Glaubens körperlichen Schaden erlitten zu haben; dazu gehörten «Schläge, Anspucken, Herumstossen und sexuelle Übergriffe».
  • 96 Flüchtlinge (42 Prozent) waren das Ziel regelmässiger Beleidigungen.
  • 73 Flüchtlinge berichteten, dass sie oder ihre Familien Todesdrohungen erhalten hätten.
  • 80 Prozent der christlichen Flüchtlinge baten darum, separat von Muslimen untergebracht zu werden.

Von den 231 Flüchtlingen, die bis zum 15. April 2016 den Fragebogen beantwortet haben, sind nach Angaben des Berichts 86% Konvertiten, die vom Islam zum christlichen Glauben übergetreten sind. 69% der Betroffenen stammen aus dem Iran, knapp 13 Prozent aus Afghanistan und fast 5 Prozent aus Syrien. 82 Prozent der Befragten sind Männer, vorwiegend jüngere Männer.

«In Deutschland bin ich mehr bedroht worden»

«Die Christen erhoffen sich in Deutschland insbesondere Schutz vor Verfolgung und die im Grundgesetz garantierte freie Religionsausübung», hält der Bericht fest. «Doch sie erleben oft die Fortsetzung dessen, was sie aus ihrer Heimat kennen.» So wird ein männlicher Flüchtling aus dem Iran zitiert: «Ich bin aus meinem eigenen Land in der Hoffnung nach Deutschland geflohen, dass mein Leben hier vor den drohenden Gefahren sicher wäre, aber in Deutschland bin ich mehr bedroht worden.» Ein anderer sagt: «An dieser Stelle muss ich sagen, dass ich wirklich nicht wusste, dass ich, wenn ich nach Deutschland kommen würde, nur wegen meines Glaubens hier genauso wie im Iran belästigt werden würde.»

Die allermeisten christlichen Flüchtlinge (88 Prozent / 204 Personen) erleben religiös motivierte Bedrohungen und Belästigung durch Mitflüchtlinge, knapp die Hälfte der Betroffenen erfährt (teils zusätzlich) Verfolgung durch Mitarbeiter des Wachpersonals (49 Prozent / 114 Personen). In Berliner Flüchtlingsunterkünften haben sogar zwei von drei Betroffenen angegeben, dass sie Verfolgung durch das Wachpersonal erleiden (69 Prozent / 85 Personen). Dort haben 92 Prozent oder 114 von 124 Personen auch Verfolgung durch Mitflüchtlinge erlebt.

Durch Personal in Unterkünften verstärkt

«In der Unterkunft, in der wir untergebracht sind, setzt die Security die Ordnung nicht durch», berichtet ein anderer Flüchtling aus dem Iran. «Wir werden jeden Morgen um fünf Uhr von dem lauten Azan (Gebetsruf der Muslime) geweckt. Die Lage verschlimmert sich, sobald man sich beschwert, denn sie sagen, dies sei das Recht der Muslime. Ausserdem können sie uns ungestraft beleidigen. In der Unterkunft haben zwei meiner Freunde schon Todesdrohungen erhalten. Ihnen wurden ihre Kreuzanhänger vom Hals gerissen. Keiner von uns traut sich mehr, ein Kreuz zu tragen.» Und eine Frau ergänzt: «Sie malen Kreuze und streichen sie mit einem X durch und beleidigen uns dadurch. Sie werfen ihren Müll vor unsere Tür. Sie hören sehr laut den Azan (Gebetsruf der Muslime) und den Koran. Wir mussten unsere letzte Unterkunft aufgrund der Morddrohungen, die wir bekommen haben, verlassen.»

Nur die Spitze des Eisbergs – verbreitete Angst

«Diese Zahlen sind nur die Spitze des Eisbergs», hält der Bericht fest. Viele Christen hätten Angst vor mehr Schwierigkeiten, wenn sie die Vorfälle zur Anzeige bringen. So ist die Angst da, die Informationen könnten in die falschen Hände geraten und Familien, die noch im Heimatland leben, dadurch in Schwierigkeiten bringen. «Nur in den seltensten Fällen bringen die Betroffenen Übergriffe bei der Polizei zur Anzeige (20 Prozent / 46 Personen)» heisst es im Bericht. «Bezieht man Anzeigen und Beschwerden bei den Heimverwaltungen mit ein, hat jeder Dritte (76 Personen) Schutz durch die deutschen Behörden gesucht. Auf Schutz gehofft haben alle Betroffenen.»

Die Angst, die viele christliche Flüchtlinge umtreibt, kommt in vielen der Kommentare explizit zum Ausdruck. «Sie erleben sich als kleine Minderheit innerhalb einer grossen Mehrheit von Muslimen und stellen schnell fest, dass ihnen von den meisten Heimleitungen nicht nur keine Hilfe, sondern sogar Unverständnis entgegengebracht wird. Hinzu kommt, dass potenzielle Zeugen sich weigern, zugunsten christlicher Flüchtlinge auszusagen. Immer wieder treten auch Mitarbeiter des zuständigen – zumeist muslimischen – Sicherheitspersonals als Zeugen gegen die Christen auf. Betroffene beklagen, dass die meisten dieser Mitarbeiter kein Interesse am Schutz von Angehörigen der religiösen Minderheiten haben.»

Gegen Verharmlosung – nicht nur ein deutsches Problem

Der Bericht wendet sich deutlich gegen typische Verharmlosungsversuche von Behörden und Verantwortungsträgern, die die Spannungen auf «Stress, beengte Wohnverhältnisse, Zukunftssorgen oder sprachlicher Barrieren» zurückführen wollen. Nur langsam dringt die unbestreitbare Tatsache ins Bewusstsein der Veantwortlichen, dass es sich «um religiös motivierte Übergriffe handelt, die nicht nur vereinzelt, sondern gehäuft auftreten».

Der Bericht schaut auch über die Grenzen: «Das Problem von Übergriffen gegen Angehörige religiöser Minderheiten in westlichen Flüchtlingsunterkünften ist dabei kein rein deutsches Problem. Auch in anderen europäischen Ländern dringen immer mehr Alarmsignale an die Öffentlichkeit, wie zuletzt in Schweden, wo der Generaldirektor der Einwanderungsbehörde Probleme in diesem Bereich eingestand.»

Das Vertrauen vieler christlicher Flüchtlinge in den deutschen Rechtsstaat sei durch die erlebten Übergriffe und die ausbleibende Hilfe der Behörden bereits schwer erschüttert, schliesst der Bericht. «Manche wagen nicht einmal, sich als Christen zu erkennen zu geben. Genau darin zeigt sich die Einschränkung der Religionsfreiheit für christliche Flüchtlinge.»

Zum Bericht:
Open Doors (PDF)

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Datum: 13.05.2016
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Open Doors

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