Angela Merkel: „So wahr mir Gott helfe”

Angela Merkel hat die Hilfe Gottes in Anspruch genommen, als sie am Dienstag als erste Bundeskanzlerin Deutschlands den Amtseid ablegte. Der Nebensatz ist mehr als eine Formel.
Angela Merkel

Die Pfarrerstochter führt damit nicht einfach eine alte, für viele überholte Tradition weiter. Sie erkennt vielmehr eine Dimension der politischen Arbeit an, welche ihr Vorgänger Gerhard Schröder verschwiegen hat. Mit Merkel bekräftigten alle Minister der Koalitionsregierung ausser Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) ihr Gelübde religiös. Im Berliner Schloss Charlottenburg wünschte Bundespräsident Horst Köhler der Kanzlerin bei der Ernennung „viel Glück, viel Kraft und Gottes Segen“.

Die Wahl am 18. September hat die Unionsparteien und die SPD zur Koalition gezwungen. Die Wählerinnen und Wähler votierten angesichts der bedrückend komplexen Probleme des Landes für ein sachdienliches Miteinander; die Zeit für Selbstdarsteller und Blender ist vorbei. (Die liberale Frankfurter Allgemeine Zeitung setzte „So wahr mir Gott helfe“ in den Titel).

Signalisiert der Tag eine Abkehr vom säkularen, gott-losen Stolz, zu welchem sich in den letzten Jahrzehnten ein grosser Teil der Politiker-Elite Europas verstiegen hat? Deutet sich eine Rückkehr zum öffentlichen Bewusstsein an, dass „wir“ es – auf uns selbst gestellt – nicht schaffen können? Dass es zum Gelingen den Beistand eines Höheren braucht?

Wer Gott im Amtsgelübde anruft, mindert seine eigene Verantwortung nicht, im Gegenteil. Er stellt sein Handeln in den Rahmen, den Gott als Schöpfer und Geber der Zehn Gebote fürs Zusammenleben der Menschen gesetzt hat.

Es wird (nicht nur für Deutschland) viel davon abhängen, dass die neue Regierung in Berlin die grundlegenden Probleme angeht und die absehbaren heftigen Auseinandersetzungen der nächsten Monate und Jahre geeint durchsteht. So kann sie etwas vom Vertrauen, das die deutschen Politiker verspielt haben, zurückgewinnen.

Im biblischen Buch der Sprichwörter finden sich die Sätze: „Gottes Segen kommt über die Wohnstätte der Menschen, die ihm die Treue halten. Die überheblichen Spötter trifft sein Spott; aber denen, die gering von sich denken, wendet er seine Liebe zu“ (3,33.34).

Wenn Nüchternheit als deutsche Nationaltugend nach Schröder wieder zu Ehren kommt, darf man Angela Merkel und ihrem Team auch Sendungsbewusstsein wünschen. Die Christen – nicht nur die deutschen – stehen in der Pflicht, für die neue Regierung zu beten.

Datum: 23.11.2005
Quelle: Livenet.ch

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