Familien in der Schweiz

Umfrage mit überraschenden Ergebnissen

Wenn sich alle Frauen ihren Kinderwunsch erfüllen könnten, hätten die Schweizer Familien deutlich mehr Kinder. Das ist eines der Ergebnisse der Erhebung zu Familien und Generationen des Bundes.
Eine Familie mit drei Generationen.
Mitarbeitende des Bundesamtes für Statistik präsentierten die Resultate der Erhebung am Dienstag in Bern.

Familie bleibt ein zentrales Thema der Schweizer, wenn man die Zahlen zur neuen Erhebung des Bundes zur Kenntnis nimmt. Und die Paare wollen auch Kinder, besonders wenn man die Frauen fragt. 94 Prozent der Frauen zwischen 20 und 30 Jahren wünschen sich demnach Kinder, meistens zwei oder mehr. Doch 20 Prozent der Frauen bleiben kinderlos. Bei Frauen mit höherer Ausbildung (Akademikerinnen) sind es sogar 30 Prozent.

Es gilt: je höher der Schulabschluss, desto eher wird Frauen der Kinderwunsch versagt. Das heisst aber nicht, dass Akademikerinnen und Managerinnen seltener als andere Frauen Kinder haben möchten. Die Gründe liegen zum Teil auf der Hand. Gerade Frauen mit einem Studium und entsprechenden Berufskarriereplänen kommen oft erst weit über 30 dazu, an eigene Kinder zu denken. Oder sie verzichten schliesslich freiwillig, weil Familie und Karriere sich einfach nicht miteinander vereinbaren lassen.

Männer denken konservativer

Noch ist die Erwartung auch relativ hoch, dass sich Mütter schwerpunktmässig um die Kinder kümmern, solange sie noch nicht in den Kindergarten gehen. Heute finden es noch 4 von 10 Männern problematisch, wenn eine Mutter von kleinen Kindern arbeitet. 1994 waren es noch 6 von 10. Bei den Frauen ist die Skepsis deutlich geringer. Sie liegt jetzt bei einem Drittel der Befragten. Überhaupt zeigen sich die Männer in der Erhebung grundsätzlich konservativer, wenn es um die Rolle der Frau als Mutter geht. Sie geben auch häufiger an, dass ein Kind beide Eltern braucht, um glücklich aufwachsen zu können. Bei den Männern sind es 70 Prozent, bei den Frauen bloss 52 Prozent. Macht sich hier der Einfluss der alleinerziehenden Mütter bemerkbar?

Die Frage, ob ein Kind im Vorschulalter unter der Berufstätigkeit der Mutter leidet, bejahen 60 Prozent der Befragten mit einem obligatorischen Schulabschluss mit Ja, aber nur 33 Prozent mit einem Hochschulabschluss. Auch hier sind die Motive nachvollziehbar.

Hohe Werte für Solidarität innerhalb der Familie

Eher überraschend sind auch die Zahlen zur innerfamiliären gegenseitigen Sorge. Bei der Frage, ob Eltern ihre erwachsenen Kinder – und umgekehrt – bei Bedarf finanziell unterstützen sollten, liegt die Zustimmung in der Deutschschweiz bei 54 Prozent bzw. 57 Prozent. Im Tessin finden es sogar 72 Prozent richtig, dass Eltern ihre erwachsenen Kinder finanziell unterstützen. Die Unterstützung der Eltern durch die Kinder finden gar 78 Prozent richtig. Die Romandie liegt hier im Schnitt dazwischen. Die Zustimmung zu diesen Fragen ist übrigens bei den Jungen (15-25) am höchsten, bei den über 65-Jährigen am tiefsten.

Alte Eltern aufnehmen, für viele Junge kein Problem

Interessant ist auch die Frage, ob erwachsene Kinder ihre (betagten) Eltern bei sich zuhause aufnehmen sollten. Hier ist die Zustimmung bei den Jungen (46 Prozent) am höchsten. Sie sinkt dann kontinuierlich bis auf 16 Prozent bei den 65-80-Jährigen. Über die Motive kann man Vermutungen anstellen. Entweder möchten die älteren Menschen den Jungen nicht zur Last fallen. Oder sie fürchten die intensive Sorge für die noch älteren Eltern. Das Bundesamt hat dafür auch keine Antwort.

Das Bundesamt für Statistik hat die ausführlichen Ergebnisse in der Broschüre «Erhebung zu Familien und Generationen 2013» publiziert. Sie kann für CHF 10.00 bei order@bfs.admin.ch bestellt werden. Download hier.

Zum Bericht aus SSF: Kinder bekommen – Wunsch und Realität klaffen auseinander

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Datum: 25.03.2015
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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