Täuferhöhle Bäretswil – Zuflucht für jene Christen, die zu früh kamen

Ort der Besinnung: Unter einem mächtigen Felsen, über den Wasser läuft, findet sich (feuchter) Unterschlupf. Im Hintergrund die neue Feuerstelle.
Besondere Stätte: US-Mennoniten (rechts) vor der neuen Info-Tafel.
Der Wanderweg zur Täuferhöhle beginnt in Wappenswil.
Pierre Zürcher (links) und Armin Sierszyn.

Die Zürcher Täufer, die in der Reformationszeit ab 1524 eigene Wege gingen, kamen mit ihrem Eintreten für individuelle Glaubensfreiheit und Erwachsenentaufe Jahrhunderte zu früh. Und wurden von Staat und Kirche verfolgt. Dies sagte der Zürcher Kirchenhistoriker Armin Sierszyn bei einer Feier unterhalb der Täuferhöhle im Zürcher Oberland.

Die Höhle im Wald oberhalb des Bäretswiler Weilers Wappenswil diente vielleicht schon dem ersten Märtyrer der Täufer, Felix Mantz, als Versteck. Später suchten Verfolgte in ihr Zuflucht; von ihnen wurden Kämme und andere Gegenstände gefunden. Die Täufer waren laut Armin Sierszyn zu Beginn wegen ihrer sozialpolitischen Forderungen gerade bei bessergestellten Bauern und Handwerkern populär.

Keine Mennoniten-Gemeinden in der Ostschweiz

Doch die Gnädigen Herren von Zürich bekämpften Hand in Hand mit der jungen Reformierten Kirche, was sie als Irrglauben ansahen – und vermochten die Bewegung auf ihrem Territorium zu unterdrücken, wenn auch nicht ganz auszulöschen. So konnte an die Einweihung einer neuen Info-Tafel, die an diese Zeiten erinnert, und die Begehung des sanierten Wanderwegs zur Höhle hinauf kein Täufer aus der Region eingeladen werden: Die Schweizer Mennoniten-Gemeinden befinden sich alle im Emmental oder westlich davon. Pierre Zürcher aus dem Berner Jura, sprach als Vertreter der Mennoniten und las zusammen mit Pfarrer Martin Bihr, Dekan des Pfarrkapitels Hinwil, den Psalm 103.

In den USA bekannter als in der Region?

Anwesend bei der Feier waren auch drei Mennoniten aus den USA. Sie stehen für die wachsende Zahl ausländischer Höhlen-Besucher, deren Fluss 2007 – wegen des Täuferjahrs im Emmental – nochmals zunehmen dürfte. In der Ostschweiz ist die Bäretswiler Täuferhöhle für die Nachfahren der Verfolgten, die heute statt Zaugg Zook und statt Huber Hoover heissen, neben Zürich wohl der eindrücklichste Ort des Gedenkens an die leidensvolle Frühzeit ihrer Kirche.

Weg sicherer gemacht

Mit Hilfe des Zivilschutzes und der Gemeinde Bäretswil hat der örtliche Verkehrsverein in den vergangenen Monaten den Wanderweg zur Täuferhöhle ausgehend von der ‚Alten Sagi Stockrüti’ saniert. Namentlich das oberste, steilste Teilstück ist nun leichter zu begehen. Eine doppelte Tafel (am Sonntag noch provisorisch) informiert über die bewegte Vergangenheit des bewaldeten Abhangs. Um die Verqualmung der Höhle zu mindern, hat man gleich daneben eine Feuerstelle eingerichtet.

Gegen 150 Interessierte nahmen an der Wanderung mit historischem Rückblick, Besinnung, Lied und Gebet teil. Während Armin Sierszyn, um die Oberländer Geneigtheit zu täuferischen Ideen zu erläutern, bis ins Mittelalter zurückblendete, bezeichnete der Bäretswiler Gemeindepräsident Hanspeter Hullinger den besseren Weg als Beitrag zur Verständigung über die transatlantischen Gräben.


Datum: 14.09.2006
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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