Wahlkampf in Frankreich

Freizügigkeit auf Staatskosten

Alle öffentlichen Spitäler sollen eine Abteilung für Abtreibungen einrichten und sie kostenlos anbieten. Mit diesem Vorschlag versucht der sozialistische Präsidentschaftskandidat François Hollande im Wahlkampf zu punkten.
Französinnen haben mehr Kinder als die Frauen in Nachbarländern.

Schwangere Teenager sollen anonym abtreiben können. Die Vorschläge machte Hollande, dessen Vorsprung auf Sarkozy gemäss Umfragen schmilzt, vor dem Tag der Frauen am 8. März. Mit einer Abteilung in jedem staatlichen Spital wäre der Zugang zu einer Abtreibung landesweit garantiert.

In dieselbe Richtung zielt auch die Forderung, dass die Krankenversicherung die Abtreibung nicht nur zu 80 Prozent, sondern voll bezahlt. Im letzten Jahrzehnt ist die Zahl der Kliniken, die Föten abtreiben, gesunken (von 729 im Jahr 2000 auf 624 im Jahr 2007).

222‘000 Abtreibungen jährlich

In Frankreich liessen 2008 und 2009 je 222‘000 Frauen abtreiben. Das sind 15 Abtreibungen auf 1000 Frauen; in der Schweiz, bei einer deutlich tieferen Geburtenrate, sind es 6,8. In Frankreich kommen auf 1000 Lebendgeburten 260 Abtreibungen, in der Schweiz 133. Der Anteil der medikamentösen Abtreibungen hat stark zugenommen, in Frankreich auf die Hälfte, in der Schweiz auf 62 Prozent (Zahlen F von 2009, CH von 2010).

Problem Teenagerschwangerschaften

Die Sprecherin von Präsident Sarkozy, Nathalie Kosciusko-Morizet, bezeichnete die Vorschläge von Hollande als «ein bisschen demagogisch». Dringender als der erleichterte Zugang sei eine bessere Aufklärung der jungen Französinnen. Viele nähmen die Pille und würden trotzdem schwanger. 2009 liessen 12'000 minderjährige Französinnen abtreiben.

Hollande hat seinerseits gefordert, dass in allen Collèges und Lycées konsequent Sexualkunde erteilt und Verhütungsmittel vorgestellt würden. Teenager sollten, ohne ihre Identität offen zu legen, zu einem Arzt gehen und die Pille erhalten können.

Datum: 21.03.2012
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet

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