Politik gefordert

Familie ermöglichen

Vor den Wahlen stellen sich verschiedene Parteien als Familienparteien dar. Der Wert der Familie soll gestärkt, der Zusammenhalt gefördert und die Familie entlastet werden. Der Soziologe Markus Meury fordert eine Familienpolitik mit griffigen, im Alltag wirkenden Massnahmen.
Markus Meury

In einem Beitrag begrüsst Meury, dass die Familie wieder mehr im Blickfeld der Politik steht. In der nächsten Legislaturperiode werde die Besteuerung der Familien heiss diskutiert werden. Heute tragen Familien das grösste Armutsrisiko. Im Jahr 2007 lag die Working Poor-Quote in Familien mit drei oder mehr Kindern bei 15 Prozent, also drei Mal so hoch wie im Durchschnitt aller Betroffenen.

Bisher zu kurz gegriffen

Laut Markus Meury haben bisherige Ansätze zur Entlastung von Familien zu kurz gegriffen: Steuersenkungen (Bundessteuer) bringen Familien mit knappem Budget wenig, ebenso der CVP-Vorschlag, Kinderzulagen nicht mehr zu besteuern. Würde bei Einverdiener-Eltern ein höherer Abzug gewährt, profitieren diejenigen, die es am meisten bräuchten, überhaupt nicht. Wenn schon Steuersenkung, dann brauchen wir, schreibt Meury, «einen pauschalen Abzug pro Kind auf dem Steuerbetrag und dies vor allem bei den kantonalen Steuern, da dort die Steuern für wenig Verdienende wirklich spürbar sind.»

Zeit mit den Kindern

Im ganzen ist eine Politik angesagt, «die Familie wirklich möglich macht. Eltern müssen frei sein, qualitativ gute Zeit mit ihren Kindern zu verbringen.» Um das Grundvertrauen in den ersten Lebensjahren zu bilden, solle immer ein Elternteil bei den Kindern zu Hause sein. Und: «Eltern sollten zusammengezählt nicht mehr als 100 Prozent arbeiten müssen.»

Markus Meury stellt dazu neun Postulate auf:

  1.     Löhne, die für eine Familie reichen
  2.     Jobsharing ermöglichen
  3.     Kinderzulagen erhöhen
  4.     Heimbetreuung ermöglichen
  5.     Phase der Kinderbetreuung an die AHV und die Pensionskasse anrechnen
  6.     Familienfreundliche Arbeitszeiten
  7.     Grosse Wohnungen für die Familien
  8.     Kinder von Krankenkassenprämien befreien
  9.     Familienverträglichkeitsprüfung

Eine echte Familienpolitik braucht nicht primär Steuersenkung, sondern Ermöglichung, schreibt Meury. «Das bedeutet auch Einschränkung und Teilen. Und: die Angst vor ‚dem Staat‘ abzulegen. Ist unsere Gesellschaft dazu bereit?»

Datum: 06.10.2011
Quelle: Livenet / Markus Meury

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