«Das Bedürfnis nach Sozialdiakonie ist gross»

Livenet: Paul Kleiner, was hat das TDS Aarau dazu bewegt, den Lehrgang des Sozialdiakon und Gemeindeanimators anzubieten?
Paul Kleiner: Das TDS Aarau integriert das Profil der Gemeindeanimation in die lang bewährte, landeskirchlich anerkannte Diplomausbildung Sozialdiakonie. «Gemeindeanimation HF» ist ein neuer eidgenössischer Berufstitel. Er passt sehr gut zum Anforderungsprofil für Menschen, die in Kirchen angestellt sind und das Evangelium in Wort und Tat bezeugen. Diese Profis können mit Gemeindeanimation HF noch besser in die ganze Gesellschaft hineinwirken und das Evangelium mit den Menschen teilen.

Wo orten Sie das Bedürfnis in Gemeinden und Gesellschaft?
Das Bedürfnis nach Sozialdiakonie ist gross. Viele reformierte Kirchgemeinden suchen händeringend nach ausgebildeten Personen. Auch in Freikirchen fehlt es an Angestellten mit der Kombination von theologischer und sozialer Kompetenz. Darüber hinaus ist Gemeindeanimation eine breit verwendbare, spannende Sozialausbildung: Politische Gemeinden haben Angestellte für offene Jugendarbeit, Sportvereine brauchen Profis für Gewaltprävention bei ihren Fangruppen, im Gesundheitsbereich werden wir in Zukunft noch mehr auf freiwillige Nachbarschaftsunterstützung, Sitznachtwachen und so weiter angewiesen sein, welche mobilisiert, motiviert und begleitet werden.

Was erwarten Sie nun von diesem Pilotprojekt?
Wir starten im August 2016 mit dem vierjährigen Pilotlehrgang. Die Studierenden und wir als Höhere Fachschule werden dabei viel lernen. Unsere bisher schon sehr gute Ausbildung wird durch die staatliche Anerkennung bereichert und schärft uns den Blick für die ganze Bevölkerung, auch für bisher vielleicht übersehene Gruppen.

Wie viele Interessierte gibt es?
Wir hatten seit letzten Herbst bisher etwa 40 Schnupperstudierende, was im langjährigen Durchschnitt zu diesem Zeitpunkt des Jahres liegt.

Es wird Praktika geben, was für Einsätze sind da vorgesehen?
In der Vollzeitausbildung zu Sozialdiakonie gibt es drei Praktika: Eines in einer sozialen Institution, eines in einer Kirchgemeinde und eines frei wählbar, je nach Interesse, oft auch im Ausland.
Das TDS Aarau bietet auch die berufsbegleitende Variante an: mit einem kürzeren Sozialpraktikum und neben dem 50-Prozent-Studium eine 50-Prozent-Anstellung in einer Kirchgemeinde als «Sozialdiakon/in in Ausbildung».

Was sollen die Diakone und Animatoren nach dem Lehrgang können?
Gemeindeanimatorinnen sind Profis, andere Menschen bei der Teilhabe an Gesellschaft und Gemeinschaft zu unterstützen. Sie nehmen Personen und Situationen gut und differenziert wahr, erarbeiten zusammen mit Interessierten verschiedenste Projekte, begleiten Einzelne und Gruppen, kennen sich selber in ihren Stärken und Grenzen. Kombiniert als «Sozialdiakonie mit Gemeindeanimation HF» geben TDS-Absolventinnen und Absolventen dem Evangelium Hand und Fuss in der Gesellschaft.

Was soll das Einsatzgebiet der Ausgebildeten sein?
Im Vordergrund stehen christliche Gemeinden inmitten der Gesellschaft. Aber die Einsatzmöglichkeiten sind breit: Quartierzentren, Gassenarbeit, Arbeit im Migrationsbereich, ausserschulische Jugend- und Verbandsarbeit – und das in der Schweiz oder weltweit, in den Slums von Manila oder in ländlichen Gebieten Südamerikas. In Anlehnung an John Wesley könnte ich sagen: Die Welt ist das Einsatzgebiet.

Was sind darüber hinaus die weiteren Ziele des TDS Aarau?
«Sozialdiakonie mit Gemeindeanimation HF» ist das Kernangebot des TDS Aarau. Wir möchten Menschen ausbilden, die mit theologisch begründetem und sozial kompetentem Handeln die Gesellschaft prägen. Wir tragen zusammen mit andern mit dazu bei, dass das Evangelium von Jesus Christus seine versöhnende Kraft in unserer Welt entfaltet.

Zur Webseite:
TDS Aarau

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