Trotz Spott und Kritik

«Wir können uns nicht fürs Bequeme entscheiden»

Ladislav Ilčić
Ladislav Ilčić hatte nie geplant, in die Politik zu gehen, war jedoch von 2021 bis 2024 Mitglied des Europäischen Parlaments. «Wir müssen bereit sein, Schwierigkeiten zu begegnen, wenn unsere Werte uns zum Handeln rufen», so der Kroate.

Derzeit ist er Musiker, spielt in einem Orchester und arbeitet als politischer Berater. «Meine politische Laufbahn war eine Folge meiner verschiedenen Engagements im NGO-Bereich», erinnert sich Ladislav Ilčić aus Kroatien. «Ich tat, was ich für notwendig hielt, um das zu erfüllen, was ich als Gottes Willen ansah. Ich bin mit der Liebe zu Musik und Wissenschaft aufgewachsen. Schliesslich entschied ich mich für ein Musikstudium, mit einer geplanten Laufbahn in Orchestern und Kammermusikensembles.»

Ab 1995 setzte er sich zusammen mit seiner Schwester für das «Teen-STAR-Programm» ein. «Das Programm bietet eine Sexualerziehung, die im Naturrecht verankert ist, der katholischen Lehre nahe steht und die Würde des Menschen, Verantwortung und Entscheidungsfähigkeit betont. Ich wurde in diesem Bereich sehr aktiv. Als unsere Arbeit wuchs, sahen wir uns heftiger Kritik von Gruppen ausgesetzt, die unseren Ansatz und das, was wir als Verteidigung der Elternrechte verstanden, ablehnten. Das motivierte uns, die Organisation ‘GROZD’ (‘Stimme der Eltern für die Kinder’) zu gründen.»

Trotz anhaltender öffentlicher und medialer Angriffe wurde dieses Sexualerziehungsprogramm schliesslich in Schulen eingeführt, und eine grosse Mehrheit der Eltern entschied sich dafür statt für die Alternative.

Partei gegründet

Er initiierte zudem das kroatische Ehe-Referendum 2013, half dabei, 800’000 Unterschriften zu sammeln und erreichte letztlich die Verankerung der Ehe als Verbindung zwischen Mann und Frau in der Verfassung.

«Mit der Zeit führte mein wachsendes zivilgesellschaftliches Engagement zur Gründung einer politischen Partei namens ‘Hrast’, was ‘Eiche’ bedeutet. Schliesslich wurde ich Mitglied des kroatischen Parlaments und später des Europäischen Parlaments. Auch wenn die politische Arbeit herausfordernd war, handelte ich stets nach meinen Überzeugungen – getragen von der Tatsache, dass ich durch meinen Hauptberuf als Musiker unabhängig von negativer politischer Aufmerksamkeit blieb.»

Würde und Liebe

«Zunächst engagierte ich mich in der Sexualerziehung im Allgemeinen und half später, ein umfassenderes Gesundheitsprogramm zu entwickeln, das Themen wie Gewaltprävention, Suchtprävention, Kommunikation und Lebensqualität umfasste. Ich koordinierte ein Team von 22 Experten, und gemeinsam entwickelten wir ein Programm, das nicht nur Wissen vermittelte, sondern auch Werte förderte, die ich für universell halte – wie Würde, Liebe und Selbstbeherrschung», erinnert sich Ladislav Ilčić.

«Dauerhafte Werte wiederzuentdecken ist entscheidend für eine gesunde Gesellschaft. Historisch gesehen blühten Gesellschaften auf, wenn sie nach gemeinsamen Werten lebten, und verfielen, wenn sie sich ausschliesslich dem Materialismus und Individualismus zuwandten. Für mich bedeutet der Wiederaufbau von Beziehungen – zu uns selbst, zu anderen und zu Gott – den Weg zu neuer Verbundenheit und stärkeren Gemeinschaften.»

Spott und Kritik nicht weit

Heute ist gesellschaftliches Engagement schwierig, besonders weil es schnell zu Kritik, Spott oder medialer Beobachtung führt, so Ladislav Ilčić. «Doch ich glaube, wir können uns nicht für ein rein bequemes Leben entscheiden. Wir müssen bereit sein, Schwierigkeiten zu begegnen, wenn unsere Werte uns zum Handeln rufen.»

Langfristig sei er bezüglich dem christlichen Glauben in Kroatien optimistisch, «weil ich glaube, dass der endgültige Sieg Christus gehört. Aber auch kurzfristig und mittelfristig sehe ich ermutigende Zeichen des Wandels in Kroatien. Junge Menschen hinterfragen zunehmend die gängigen liberalen gesellschaftlichen Muster, und Studien zeigen, dass sie konservativer werden als erwartet.»

Mit Gefängnis gedroht

Er glaube, viele Christen scheuen die Öffentlichkeit, weil sie Kritik fürchten. «Auch ich habe das erlebt, als NGOs Klagen gegen mich einreichten, mich der Diskriminierung beschuldigten, weil ich die Ehe verteidigte – sogar mit der Forderung nach einer Gefängnisstrafe. Ich gewann den Fall schliesslich.»

Eine weitere grosse Kontroverse entstand, als er die Istanbul-Konvention ablehnte, die offiziell der Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen dient. «Ich argumentierte jedoch, dass einige Länder mit dieser Konvention höhere Gewaltraten aufweisen als Länder ohne sie – und dass Teile der Konvention Genderkonzepte einführen, die ich für schädlich halte. Während der Gerichtsverfahren behaupteten einige Gruppen, ihre Mitglieder seien durch unsere Kampagne emotional belastet. Doch ich verteidigte das Prinzip, dass Meinungsfreiheit nicht eingeschränkt werden darf, nur weil sich jemand durch eine abweichende Meinung verletzt fühlt.»

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Datum: 18.12.2025
Autor: Nathalie Giorgio / Daniel Gerber
Quelle: CNE.news / gekürzte Übersetzung: Livenet

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