Im Überblick

Täuferische Kirchen

Inhalt: Mennoniten (Alttäufer) Evangelische Täufergemeinden (Neutäufer) Evangelisch Taufgesinnte (Unvertragsame) Amische Hutterer Baptisten Ausstellung über die Verfolgung der Täufer, Zürich 2004. 1. Mennoniten (Alttäufer) Altevangelisch-taufgesinnte Gemeinden (so der traditionelle Name, Mennoniten nennen sie sich erst seit wenigen Jahrzehnten) finden sich heute in Langnau im Emmental, in Basel und Muttenz, in Bern und im Berner und Neuenburger Jura, wo verfolgte Täufer sich ab dem 17. Jahrhundert ansiedeln durften. Neben der Schweiz und Süddeutschland fanden täuferische Ideen nach 1520 auch am Unterlauf des Rheins zahlreiche Anhänger (erste Erwachsenentaufe am 21. Januar 1525 in Zollikon bei Zürich). Die Täufer wurden wegen ihres Beharrens auf einer staatsunabhängigen Gemeinde der Gläubigen, wegen Eidverweigerung und Pazifismus und wegen der Glaubenstaufe über Jahrhunderte verfolgt. Niederdeutsche und holländische Täufer – einer ihrer frühen Pastoren, Menno Simons, gab der Bewegung den Namen – wanderten im 18. Jahrhundert von Westpreussen, wo sie sich angesiedelt hatten, in die Ukraine, später teils nach Sibirien. Die meisten von ihnen zogen im 19. und 20. Jahrhundert infolge der sowjetischen Repression nach Nord- und Südamerika oder siedelten nach Deutschland um. Gründe für die anhaltenden Wanderungen waren staatliche Unterdrückung und Vertreibung, aber auch die Suche nach neuem Land und der Rückzug von der Welt, das Weichen angesichts staatlicher Forderungen (Schule, Militärdienst). Infolge missionarischer Arbeit gibt es heute grosse mennonitische Kirchen in Asien (Indonesien, Indien) und Afrika (Kongo, Äthiopien). Mehr als die Hälfte der 1,5 Millionen Mennoniten in 75 Ländern weltweit sind Afrikaner, Asiaten und Lateinamerikaner. Die Mennoniten betonen die freiwillige Mitgliedschaft. Sie kennen keine Kirchenhierarchie über der Ortsgemeinde. Regionale und nationale Gemeindeverbände sind lose vernetzt. In der Friedens- und Hilfsarbeit arbeiten Mennoniten global koordiniert (Mennonite Central Committee). Die 14 Gemeinden in der Schweiz haben aktuell 2500 getaufte Mitglieder; sie bilden die Konferenz der Mennoniten der Schweiz. In Deutschland wurde 1990/91 die Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden gegründet. Rund 80 Gemeinden haben 13'000 Mitglieder. Russlanddeutsche Aussiedler und nordamerikanische Mennoniten haben in Deutschland eigene Mennonitengemeinden gegründet. Links:
Logo der Mennoniten
Logo der Evangelischen Täufergemein
Amisches Paar im Pferdewagen.
Logo der Baptisten

Kurzinfos über Mennoniten in der Schweiz

Mennoniten in der Schweiz

Mennoniten in Deutschland

Deutsches Mennonitisches Friedenskomitee

Mennoniten in den USA

Mennonitische Weltkonferenz

Mennonite Central Committee

2. Evangelische Täufergemeinden (Neutäufer)

Nach 1830, im Zuge der Erweckungsbewegung, gründete der aus Brugg stammende reformierte Pfarrer Samuel Heinrich Fröhlich in der Deutschschweiz neue Täufergemeinden. Während die Mennoniten, seit kurzem geduldet, als „Stille im Lande“ nicht nach aussen wirkten, regte Fröhlich missionarische Aktivitäten an. In seinen theologischen Auffassungen lehnte er sich ans Täufertum an.

Wegen Fröhlichs Tendenz zur Absonderung entwickelten die Neutäufer eine gesetzliche Frömmigkeit; seit 1950 haben sie sich geöffnet. Sie gehören heute wie die Mennoniten dem Deutschschweizer Verband der Freikirchen und Gemeinden VFG an. Die meisten der 20 Täufergemeinden (2000 Gemeindeglieder) finden sich in den Kantonen Zürich, Bern und Basel. Anhänger Fröhlichs gründeten im 19. Jahrhundert Gemeinden in Ungarn, Siebenbürgen und den USA. Einzelne Gemeinden finden sich auch in Deutschland und Frankreich.

Links:

Kurzinfos über die Täufergemeinden

Webseite der Evangelischen Täufergemeinden

3. Evangelisch Taufgesinnte (Unvertragsame)

Ein über Jahre ausgetragener Konflikt um Äusserlichkeiten (Oberlippenbart als Ausdruck von Stolz inakzeptabel?) spaltete schliesslich die Neutäufergemeinden: 1906 sonderten sich Evangelisch Taufgesinnte ab. Sie wollen „nach dem Wort Gottes am schmalen Weg festhalten“.Bis heute pflegen diese Gemeinden keinen Kontakt zu anderen Kirchen; sie geben nicht über sich Auskunft und beteiligen sich nicht am Täuferjahr.

4. Amische

Der Gründer der Amischen, der Täuferprediger Jakob Amann (um 1644-1730), stammte aus dem Simmental. In den Auseinandersetzungen um die Reinheit der verfolgten und zu Kompromissen gedrängten Täufergemeinden forderte er eine konsequente Glaubenspraxis und strenge Disziplin: Die Gemeinde soll binden und lösen; wer nach Verfehlungen trotz Mahnung nicht bereit ist zur Busse, muss ausgeschlossen und gemieden werden, auch von seiner Familie.

1693 kam es zum Bruch zwischen Amann und den Oberaargauer und Emmentaler Täufern, der sich in der ganzen Schweiz und im Elsass fortsetzte. Ab 1720 wanderten viele Amische nach Nordamerika aus. Heute leben in den USA und Kanada rund 220’000 Amische als Bauern und Handwerker in traditionalistischen, weitgehend abgeschotteten Gemeinschaften. Sie feiern in Scheunen Gottesdienst im Gedenken an die Märtyrer der frühen Täuferzeit (Lieder- und Gebetbuch aus dem 17. Jahrhundert), stellen den Zusammenhalt der Familie über alles und verweigern sich sozialen Entwicklungen und moderner Technik (keine Traktoren, keine Stromzufuhr). Meinungsverschiedenheiten über die Handhabung der Gesetzlichkeit haben zu weiteren Spaltungen geführt. Viele Amische sprechen noch Berndeutsch.

Links:

Infos auf Wikipedia

5. Hutterer

Die Hutterischen Brüder gehen auf die von Jakob Hutter (gest. 1536) im Tirol gegründete Täufergemeinschaft zurück. Aus der Verfolgung durch katholische und protestantische Obrigkeiten retteten sich Hutter nach Mähren, wo ihnen Toleranz gewährt wurde. Später wanderten sie nach Russland und 1874 in die USA aus. Die Hutterischen Brüder in Nordamerika leben in gemeinsamen Siedlungen, so genannten Bruderhöfen, mit Gütergemeinschaft.

Links:

Webseite der Hutterer

6. Baptisten

Englische Christen, die ihr Gemeindeleben nicht nach den Vorgaben der anglikanischen Staatskirche regeln wollten, wurden im 16. Jahrhundert bedrängt. Einige dieser Puritaner segelten über den Ozean (Pilgerväter 1620), andere begaben sich nach Holland. In Amsterdam gründete John Smyth 1609 eine Gemeinde, die sich durch die Erwachsenentaufe auszeichnete. Ihr lag die Überzeugung zugrunde, dass zur christlichen Kirche nur Personen gehören sollten, welche den von Gott gewirkten Glauben an Jesus Christus persönlich angenommen haben und bekennen.

Ein Teil dieser Amsterdamer Baptisten kehrte 1612 nach London zurück. Seither sind, zuerst in Grossbritannien, seit 1638 in den USA und seit dem 19. Jahrhundert auch in Mitteleuropa, zahlreiche unabhängige Baptistenkirchen entstanden. Die USA allein zählen über zwei Dutzend verschiedene Baptistenkirchen. Die grösste ist die Southern Baptist Convention (Südliche Baptisten) mit über 15 Millionen Mitgliedern. Weltweit zählen sich über 90 Millionen Christen zu den Baptisten. In der Schweiz gibt es 20 Gemeinden.

Links:

Baptisten in der Schweiz

Baptisten in Europa

(Die in den USA nach 1820 entstandenen Mormonen sind keine christliche Kirche, trotz ihrer Selbstbezeichnung, sondern eine Religionsgemeinschaft, in der heidnische Vorstellungen christliche Gedanken überwuchern. Der Mensch kann sich selbst erlösen, wenn er sich an die Vorschriften des Buches Mormon, einer für Mormonen verbindlichen neuen Offenbarungsschrift, hält. Ein Fortschrittsglaube dominiert, der den Unterschied zwischen Schöpfer und Geschöpf verwischt; dazu kommt ein religiös überhöhtes patriarchalisches Denken; Splittergruppen leben immer noch polygam. Die Mormonen führen für Verstorbene eine Taufe durch, um ihnen Anteil an der (mormonischen) Erlösung zu geben – dies ohne biblische Weisung.)

Datum: 01.06.2004

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