Taufe für Ex-Hindu-Extremisten

Nach der Verfolgung die Erweckung

An Neujahr 2012 stand ein Anführer hinduistischer Fundamentalisten vor Hippolitus Nayaks Tür. Vor zwei Jahren hatte er Christen angegriffen und Kirchen zerstört. «Er hielt eine Blume in der Hand und entschuldigte sich», erzählt Nayak, «Gott erweicht die verhärteten Herzen in Kandhamal.»
christliche Taufe in hinduistischem Land (Symbolbild)

Vor wenigen Tagen staunte der Katholik Hippolitus Nayak nicht schlecht: Ein ehemaliger Extremist, der geholfen hatte, Nayaks Haus zu zerstören, stand nun vor seiner Tür – nicht für eine neue Attacke, sondern um sich zu entschuldigen. Er ist kein Einzelfall. Die vergebende Haltung der Christen bewegt die Bewohner der Gegend tief.
 
Doch der Reihe nach: Im August 2008 war es im Distrikt Kandhamal, im Staat Orissa, zu den schlimmsten Christenverfolgungen der indischen Geschichte gekommen. Auslöser der Ausschreitungen war die Ermordung des Hindu-Führers Swami Lakshmanananda Saraswati. Obwohl sich Maoisten zu dem Mord bekannt hatten, machten radikale Hindugruppen Christen dafür verantwortlich und gingen in der abgelegenen Dschungelregion ungestraft auf die christliche Bevölkerung los.

Bei den wochenlangen Gewaltausbrüchen wurden mehr als 100 Christen getötet und 300 Kirchen sowie fast 6000 Häuser christlicher Besitzer geplündert und in Brand gesetzt. Mehr als 56‘000 Menschen flohen aus den Dörfern.

Hunderte treten zum Christentum über

Nach den Gewaltorgien von damals erscheinen die aktuellen Entwicklungen in Kandhamal fast wie ein Wunder. In der ostindischen Region treten derzeit hunderte Hindus zum Christentum über. Hindus, die vormals Christen angriffen und sie zwangen, ihren Glauben aufzugeben, entschuldigen sich bei den Opfern.

In Tiangia und in der Gemeinde Pobingia feiern Hindus und Christen sogar gemeinsam Gottesdienst. In einer erst 2011 wiedererrichteten Kirche nahm ein Anführer der Hindu-Fundamentalisten an der Messe teil und entschuldigte sich für die Zerstörung der Kirche, wie der Vikar der Gemeinde Pobingia, Prasanna Kumar Singh, berichtet.
 
Auch in Kandhamals grösster Gemeinde Raikia, wo mehr als 750 Familien leben, hätten Hindus den Wunsch geäussert, sich taufen zu lassen, berichtet der Vikar der Gemeinde, Subhodh Pradhan. Doch er warnt: «Wir müssen vorsichtig sein, denn wir könnten Probleme mit dem Gesetz bekommen.» Gemäss dem Gesetz, das in Orissa Religionsfreiheit garantiert, muss bei einem Übertritt in eine andere Glaubensgemeinschaft der höchste Regierungsbeamte des Bundesstaates Orissa um Erlaubnis gebeten werden.

Aus Fluch wurde Segen

Dass es für einen Hindu gefährlich ist, Christ zu werden, zeigt der Fall des erst kürzlich übergetretenen Dilip Mallick. Als dieser mit seiner Frau und seinem jüngeren Bruder an Heiligabend vom Gottesdienst zurückkam, war von seinem traditionellen Holzhaus im Dorf Madinato nahe Balliguda nur noch Asche übrig. Doch Mallick lässt sich nicht einschüchtern. «Ich bleibe Christ, was auch immer passiert», sagt er.

Erzbischof John Barwa von Cuttack-Bhubaneswar, zu dem der Distrikt Kandhamal gehört, freut sich über den Mut der Christen. «Gottes Pläne sind unergründlich», sagte er bei seinem Neujahrsbesuch in der zerrütteten Region. «Es ist schrecklich, was in Kandhamal passiert ist, aber es ist kein Fluch. Es verwandelt sich nun in Segen.»

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Datum: 24.01.2012
Quelle: Kipa

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