Russische Christen

Identifikationsnummer ist „Brandmal des Teufels“

Der russische Präsident Wladimir Putin, die russische Regierung und Patriarch Alexis II. von Moskau haben vor kurzem einen ungewöhnlichen Brief von Einwohnern der Stadt und des Gebietes Rjasan erhalten.
Angst vor Überwachung und Kennzeichnung.

"Eure Exzellenz, sehr geehrte Herren“, beginnt das Schreiben, „wir wollen nicht zu Biorobotern werden, die ununterbrochen von unbekannten Personen mit Hilfe von Computern beobachtet werden. Wir wollen die uns von Gott gegebene Freiheit nicht verlieren... Wir orthodoxe Christen wollen die Rettung unserer Seelen und der Seelen unserer Kinder nicht durch den Genuss provisorischer 'sozialer Güter' und 'Bequemlichkeiten' gefährden", heisst es in dem Brief.

Die ganze Bevölkerung erfassen

Anlass zu diesem Brief ist eine Idee der russischen Regierung, ein System der Personenerfassung ins Leben zu rufen, welches die Einführung eines persönlichen Codes für jeden Bürger vorsieht, schreibt das Online-Portal „Russland.ru“. In Russland gebe es nicht weniger als 18 Datenbanken, in denen diverse persönliche Angaben gespeichert seien. Aber kein einziges System könne bisher die gesamte Bevölkerung des Landes erfassen.

Die russischen Staatsbeamten gestehen heute ihre Naivität ein. Sie hätten aus der jüngsten Kampagne zum Umtausch der alten sowjetischen Pässe gegen die neuen russischen eine Lehre ziehen können. Bereits damals schon weigerten sich Tausende Russen, ihre alten abgewetzten Pässe abzugeben, weil in den neuen Pässen eine Zeile für die persönliche Identifikationsnummer vorgesehen ist. Sie sollte später, nach der Einführung eines einheitlichen nationalen Erfassungssystems, ausgefüllt werden.

Angst vor der biblischen Prophezeiung

Als "Brandmal des Teufels" oder "Abkehr von Gott" bezeichnen viele Gläubige in Russland die Versuche der Behörden, jeden Menschen mit einer elektronischen Nummer zu versehen. Orthodoxe Internetseiten zitieren in diesem Zusammenhang die Bibelverse im letzten Kapitel der Bibel, der Offenbarung oder der so genannten Apokalypse: "Und es bewirkt, dass die Kleinen und die Grossen, die Reichen und die Armen, die Freien und die Knechte - allesamt sich ein Malzeichen geben an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn, damit niemand kaufen oder verkaufen kann als nur der, welcher das Malzeichen hat oder den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens. Hier braucht es Weisheit. Wer Verstand hat, der überlege die Zahl des Tiers; denn es ist eines Menschen Zahl, und seine Zahl ist 666."

An den Protesten nehmen sogar orthodoxe Computer-Fachleute teil. Sie stellten fest, dass die persönlichen Daten als Strichcode im europäischen Format EAN-13/UPS gespeichert werden sollen. "Aber die Struktur dieser Code enthält die künstlich eingereihte Zahl 666", behaupten sie.

Beschwichtigung

Patriarch Alexis II. von Moskau nahm Stellung dazu: "Hier muss der gesunde Menschenverstand die Oberhand gewinnen. In der Identifikationsnummer gibt es keine Sechserzahlen", sagte das Oberhaupt der Russisch-orthodoxen Kirche in einem Interview auf der Webseite strana.ru. " Ausserdem habe die Zahl 666 keine mystische Bedeutung. Es gebe doch in der Bibel die Seite 666, die von den Christen auch nicht herausgerissen werde...", lautete das etwas merkwürdige Gegenargument des Patriarchen.

Dem Protest der Orthodoxen Christen schlossen sich auch die russischen Menschenrechtler an. Dabei berufen sich russische Menschenrechts-Zentren nicht selten auf Dokumente des Nürnberger Prozesses von 1945, in denen die Nummerierung von Menschen als Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt wurde.

Diskussion

Sind die Bedenken dieser Christen berechtigt? Schreiben Sie hier Ihre Meinung:
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Datum: 22.04.2005

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