Klagen erlaubt

„Entschuldigen sie, das ich schon wieder klage, aber sie kennen ja das Sprichwort: ´Wessen Herz voll ist, dessen Mund läuft über.’ Aber ist Klagen eigentlich Sünde?“ So begann vor einiger Zeit eine Person das Gespräch.

Nein, klagen ist nicht Sünde, sondern wichtige Seelenhygiene. Wir lesen in der Bibel von vielen Menschen, die klagen und vor allem vor Gott klagen. Es gibt sogar ein Buch in der Bibel, das „Die Klagelieder des Jeremia“ heisst. Der Prophet klagt Gott über viele Kapitel seine Sorgen. Auch im Buch Hiob klagt der leidgeprüfte Hiob vor Gott sein ganzes Elend.

Auch in den Psalmen klagen Menschen ihre Not. So betet auch im Psalm 13 ein Mensch: „Wie lange noch, Herr, vergisst du mich ganz? Wie lange noch verbirgst du dein Gesicht vor mir?“ In einer Übertragung von Johannes Hansen heisst dieser Psalm:

„Vor Gott darfst du bitter klagen und dunkle Sorge beim Namen nennen,
stumme Schwermut hinausschreien, düstere Zweifel in Worte fassen,
verborgene Schuld an den Tag bringen.

Dein Gott ist dir nahe in deiner Not. Weiss um die Last deiner Tage,
sieht in die Tiefe deiner Seele, kennt die Verwirrung deiner Gedanken,
lässt dich nicht los in deiner Angst.

Auch du darfst das Lied lernen:
Mein Herz freut sich, das du so gerne hilfst.
Ich will dem Herrn singen, dass er so wohl an mir tut.“

Der Beter dieses Psalmes beschreitet in seinem Gebet einen wichtigen Weg. Von der Klage seiner Not, zur Erkenntnis, dass Gott ihm nahe ist, bis hin zum Lob. Man spürt förmlich, wie es dem Beter am Schluss wohl ist. Er macht das, wozu Gott im Psalm 50,5 auffordert: „Rufe mich an am Tag der Not; dann rette ich dich und du wirst mich ehren.“

Datum: 14.09.2004
Autor: Roman Angst
Quelle: Bahnhofkirche Zürich

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