Gewöhnungsbedürftig

Die Startnummer von «bref»

Mit einem Porträt von Pfarrerin Carla Maurer, «CEO Swiss Church, London», als Titelgeschichte ist das neue Magazin der reformierten Kirchen «bref» gestartet. Fritz Imhof kommentiert die Ausgabe.
Magazin bref
Carla Maurer

Das bref-Magazin richtet sich nach eigenen Angaben an «kirchliche Mitarbeitende, freiwillig Engagierte sowie an Personen, die an religiösen Fragen interessiert sind.»

Optisch fällt das neue Mitarbeitermagazin der reformierten Kirchen durch seinen hohen Anteil an Bildern mit hoch professioneller Qualität und viel weisser Fläche auf. Der Text ist locker gesetzt, unterbrochen von Quotes (Zitate in grosser Schrift), die als «Eyecatcher» dienen und zum Lesen des Artikels einladen. Inhaltlich ist das Heft offenkundig bemüht, kirchliche und gesellschaftliche Realitäten auf unkonventionelle Art abzubilden. Die Distanz zum kirchlichen Alltag ist gewachsen. News aus den Kirchen erscheinen nur noch auf einer Doppelseite in Kurzform vor einer aufgerasterten Schweizer Karte. Ihr Platz ist jetzt im Internet. Leserbriefe gibt es nicht, allerdings wird sich das in der nächsten Ausgabe wohl ändern. Das Konzept atmet den Duft von viel visueller und inhaltlicher Innovation.

Schräge Vögel

Die erste Nummer präsentiert eher ungewöhnliche Persönlichkeiten und auch «schräge Vögel». Die Titelgeschichte über die Pfarrerin der Swiss Church ist gut geschrieben und interessant. Sie fokussiert auf die Fundraising-Arbeit, die ungewöhnliche Aktionen erfordert, um das Jahresbudget der Gemeinde zu erreichen, so zum Beispiel für Galadinners und die Vermietung der Kirche für Modeschauen. Die Pfarrerin, die «Freude und Offenheit» in der Theologie gefunden hat, liebt das Gespräch mit Menschen auch am Rande und hat einen ungewöhnlichen Werdegang. Sie betont: «Ich hatte kein Bekehrungserlebnis».

Kein solches hat auch der Schnulzensänger Lukas Jäger alias «Bruder Dagobert», der – in Ledermontur - zusammen mit seinem Bruder David, frischgebackener Vikar und im Talar, im Basler Münster fotografiert wurde und als ungewöhnliches Brüderpaar vorgestellt wird. Ähnlich gross und ebenso gewollt ist der Kontrast zwischen der Kolumnistin «Kafi Freitag» («ich war erstaunt über die Anfrage») und dem Kolumnisten Peter Opitz, der über kirchliches Theater zur Reformationszeit schreibt. 

Pop-Christen

Als ebenso schräg werden die meisten Explo-Besucher den Bericht «Ein Ausflug zu den Pop-Christen» von Marianne Weymann empfinden. Sie beschreibt die Zwiespältigkeit ihrer Eindrücke am evangelikalen Grossanlass, erinnert sich an «gute Gespräche mit warmherzigen Menschen» und war irritiert von der Idee, dass man Muslime bekehren soll.

Traditionelle RP-Lesende werden wohl vieles vermissen, insbesondere die auf einen einzigen Text zusammengeschrumpften Buchrezensionen oder die Hinweise auf religiöse und kirchliche Sendungen. Sie werden wohl Texte wie das Interview mit dem Berliner «Dummy»-Redaktor und die Kurzfragen an Walter Andreas Müller (zum Beispiel nach seinem Lieblingsvogel) für verzichtbar halten.

Ob das Resultat bei der Leserschaft der bisherigen Reformierten Presse (RP) ankommt, wird sich zeigen. Die Macher hoffen wohl, auch neue Leserschichten zu gewinnen und haben dafür eine erhebliche Risikobereitschaft an den Tag gelegt.

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Datum: 18.01.2016
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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