Analyse

Ägypten auf dem Weg zur Freiheit?

Nach 18 Tagen wich der Diktator. Die jungen Ägypter haben Geschichte geschrieben. Der Exilägypter, Islamkenner und Buchautor Mark A. Gabriel kommentiert die Ereignisse.
Betende Muslime während den Massenprotesten in Kairo.
Dr. Mark A. Gabriel.
Sind mit Mubaraks Rücktritt alle «Verräter» des Regimes aus dem Land?

Am 11. Februar 2011 ist eine neue Seite der Geschichte aufgeschlagen worden. An diesem Tag verfolgte die ganze Welt den Höhepunkt der 18-tägigen Demonstrationen auf Ägyptens Strassen. Sie wurden von gemässigten jungen Menschen angeführt, die das Ende von Korruption, Diktatur und der Missachtung grundlegender Menschenrechte ersehnten. Diese Menschen waren entschlossen, in eine neue Ära einzutreten; sie wollten nicht weiter herumdirigiert, gedemütigt  und ins Elend gestossen werden.

Das Verlangen dieser jungen Generation gemässigter Ägypter kam machtvoll zum Tragen; sie brachten es laut und klar zum Ausdruck. Friedfertig demonstrierten sie und liessen sich nicht stoppen, sondern signalisierten Mubarak: «Du bist starrköpfig – wir sind es erst recht.» Die junge Generation übernahm die Führung der Nation, Männer und Frauen, Alte und Junge, Muslime und Christen, indem sie ihr Leben für ein Ziel aufs Spiel setzte: Ägypten zu befreien. Mit Ausdauer und mit der Unterstützung der Armee triumphierte sie endlich.  

Welche Freude, welche Feierstimmung auf Ägyptens Strassen, als das alte Regime schliesslich wich. Ein historischer Tag! Als Ägypter, der seit Jahren in den USA im Exil lebt, habe ich mich mitgefreut und diese grandiose Errungenschaft mit der ganzen ägyptischen Nation gefeiert. Ich bin weit entfernt, doch mein Herz und meine Seele tanzten in mir. Ich gehörte zu den Opfern des alten Regimes. Ich war gezwungen, aus Ägypten zu fliehen, als meine Menschenrechte und Glaubensfreiheit verletzt worden waren, durch das alte diktatorische Regime wie auch durch radikale Muslime, namentlich die Muslimbruderschaft.

Nachdem die neue Seite der Geschichte aufgeschlagen worden ist und der Weg zu demokratischen Wahlen offen steht, scheint die Welt erleichtert. Allerdings ist mein Land, endlich vom alten Regime befreit, noch schwer bedroht durch die verdeckte Agenda des radikalen Islam. Die Muslimbruderschaft wird versuchen, sich diese Freiheit zunutze zu machen, um in Wahlen dem Volk die Macht zu stehlen und eine andere Form der Diktatur, eine religiöse Diktatur zu errichten. Dies ist das ärgste Szenario, das man sich für Ägypten vorstellen kann. Es würde den gesamten Nahen und Mittleren Osten und vielleicht sogar die ganze Welt betreffen.
Aus diesem Grund haben die Regierungen in Europa und den USA während der Demonstrationen lange gezögert. Sie befürchteten eine Machtübernahme der Muslimbrüder nach bei Mubaraks Abgang. Diese hätte auch geschehen können – wenn die Armee nicht in einer derart reibungslosen und beschützenden Weise die Macht übernommen hätte.

Der Militärrat bereitet nun demokratische Wahlen vor. Viele Länder wollen mithelfen, dass Ägypten eine Demokratie wird. Unter diesen Umständen kann die Muslimbruderschaft – wenn sie sich politischen Einfluss sichern will – nicht mehr tun, als sich als friedfertige und gemässigte Bewegung darzustellen. In einem Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung versuchte Hussein Mahmoud, Generalsekretär der Muslimbruderschaft, den Westen glauben zu machen, dass seine Bewegung einen demokratischen Staat stützen wolle und nicht nach der Macht strebe («Durch freie Wahlen soll ein neues, faires und demokratisches System entstehen»).  

Als Ex-Muslim verstehe ich die islamische Strategie der Täuschung und kenne die verdeckte Agenda des radikalen Islam. Ich kann in den Äusserungen Mahmouds sehr klar erkennen, wie er die westliche Öffentlichkeit zu blenden versucht. Auch Tariq Ramadan hat die Ereignisse am Nil als Beleg dafür verstanden haben wollen, dass die Furcht vor dem radikalen Islam haltlos sei. Was diese Leute alle wissen, aber zu verbergen suchen, ist die Wahrheit über die Lehre des Islam, welche Demokratie überhaupt nicht annimmt. Sobald entschlossene Muslime an die Macht kommen, werden auch Menschenrechte und Religionsfreiheit nicht mehr geschützt werden.  

Mein Herz schlägt mit all den gemässigten, säkular gesinnten Ägyptern, die von Zwang und Fäulnis in Politik und Religion genug haben, die sich nach Freiheit sehnen und volle Demokratie willkommen heissen.

Beten Sie mit mir, dass die höchste Macht, die über aller menschlichen Macht steht, eingreift und mein Land und Volk einer besseren Zukunft entgegenführt, so dass es sich selbst regieren kann und Freiheit erfährt.

Zur Person:
Internetseite von Dr. Mark A. Gabriel

Bücher von Mark A. Gabriel in Deutsch:
Islam und Terrorismus
Motive islamischer Terroristen
Jesus und Mohammed
Swislam - Islam in der Schweiz

Datum: 16.02.2011
Autor: Mark A. Gabriel (Übersetzung: Livenet.ch)
Quelle: Livenet.ch

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