Wie wird der Friede Gottes konkret?
Christine Schliesser, Professorin für systematische Theologie, hat im Rahmen ihrer Friedensarbeit bereits mehrere Male Ruanda besucht. Ihr Interesse: Welchen Beitrag leistet der Glaube am Prozess der Versöhnung zwischen Huthi und Tutsi, nachdem 1994 rund 800'000 Menschen dem Konflikt der beiden Bevölkerungsgruppen zum Opfer fielen?
Andreas «Boppi» Boppart setzt sich mit Campus für Christus und nun besonders mit der EXPLO aktiv mit den Spannungen zwischen Christen auseinander, die zwar nicht so blutig verlaufen, die er aber doch im Zunehmen sieht. Wie kommen wir – besonders unter Christen – zu mehr Frieden?
Einige Schlüsselfaktoren aus dem Gespräch:
Einander nahe sein – erst Bier, dann Diskussion
«Früher hat man zuerst gestritten, dann vielleicht ein Bier zusammen getrunken. Heute sollten wir zuerst eine Beziehung zueinander suchen – zuerst das Bier, dann kann man auch miteinander diskutieren», stellen beide Gesprächspartner fest. Also eine Generationenfrage. Flo Wüthrich hat mit Boppi etwa das Eidgenössische Schwingfest besucht, um die Beziehung zu vertiefen.
In Ruanda werden Beziehungen zwischen Huthi und Tutsi gebaut, indem man ihnen eine Kuh gibt, für die sie gemeinsam sorgen müssen – «cows for peace». Schliesser: «Das baut im Laufe der Zeit eine Vertrauensbeziehung auf und erleichtert auch die wirkliche Versöhnung.»
Boppi freut sich an der EXPLO primär auf Begegnungen und darauf, «einander in die Augen zu schauen».
Hermeneutische Demut – Kategorien vergessen
Ein anderer Ansatz: die Kategorien, negativ «Schubladen» genannt, die uns als Christen trennen, vergessen, zumindest in den Hintergrund treten lassen. Dazu hilft die Demut, dass auch die eigene Erkenntnis Stückwerk beziehungsweise ergänzungsbedürftig ist.
Positionen an sich sind nichts Falsches, findet Boppi. Aber sie müssten nicht angstgeprägt sein – «habt doch ein bisschen mehr Gottvertrauen», findet er. Christine Schliesser berichtet, dass in der Badischen Landeskirche alle Kategorien bewusst weggelassen werden. «Das bringt uns nicht weiter.» Und: «Wenn wir die Labels, die wir uns anhängen, mal weglassen – was bleibt übrig?»
«Schalomat» – um Himmels willen
Flo Wüthrichs Vater hatte auf Reisen immer eine Taschenpackung «Aromat» bei sich, um das Essen zur Not geniessbarer zu machen. Aufbauend auf «Christus ist unser Schalom» wird darum an der EXPLO ein «Schalomat» angeboten werden – Hilfen, mit denen Gesprächen unter Christen die oft anzutreffende Gereiztheit durch einen wohlschmeckenderen Ton ersetzt werden kann. «Lasst uns um Himmel willen die Welt schalomatisieren.»
An der EXPLO – unter dem Generalthema «Wie im Himmel, so auf Erden» – soll es viele Berichte und Zeugnisse geben, wie Menschen heute Gott erleben. Man darf gespannt sein.
Zum Talk mit Christine Schliesser und Andreas «Boppi» Boppart:
Zum Thema:
Dossier: Livenet-Talk
«Explo 25»: Hoffnung auf ein neues Miteinander der Christen
Podcast zur Explo: Wie sich das Reich Gottes im Hier und Jetzt ausbreitet
Datum: 18.11.2025
Autor:
Reinhold Scharnowski
Quelle:
Livenet