Tobias Weyrich

Ans Meer reisen, auch wenn ein Elternteil fehlt

Tobias Weyrich im Talk bei Livenet in Griechenland
Wenn in einer Familie der Vater oder die Mutter fehlt, bringt dies Herausforderungen mit sich. Seit Jahren setzt sich Tobias Weyrich dafür ein, diesen Familien Ferien möglich zu machen.

«Ferien am Meer» ist ein christliches Angebot in Griechenland von der Reiseagentur Kultour und der Freikirche GvC Winterthur. Auch Livenet war dabei und packte die Gelegenheit, vor dem offenen Meer Gespräche zu führen – diesmal sogar über ein anderes Ferienangebot.

Ferien für Familien mit nur einem Elternteil

Tobias Weyrich ist als Sozialdiakon der Reformierten Kirche Ittigen für Kinder und Familien verantwortlich. In diesem Zusammenhang bietet er Ferien für Familien mit nur einem Elternteil an. «Wir fuhren mit dem Bus bis etwas unterhalb von Tarragona und waren eine Gruppe von 80 Personen», beschreibt er die Reise von diesem Herbst. Altersmässig sei die Reisegruppe bunt durchmischt gewesen; auch kleine Kinder waren dabei. «Es war schon das achte Mal, dass wir dort waren. Gemeinsam mit Surprise haben wir die Reise organisiert.» Das Ziel der Ferien sei natürlich, sich zu erholen. Tobias erwähnt aber auch, dass Ferien oftmals zu den wichtigsten Kindheitserinnerungen gehören und deshalb die Erfahrung gerade solchen Kinder ermöglicht werden soll, die sonst kaum ans Meer reisen können.

Die Nachfrage war von Anfang an gross

Im Jahr 2009 machten sich Tobias und seine Frau Gedanken darüber, wer denn die «Witwen und Waisen» der heutigen Zeit sind, von denen die Bibel so oft auffordert, dass man ihnen helfen soll. Dabei stellten sie fest, dass die Gruppe der Alleinerziehenden in einer besonders herausfordernden Lebenssituation steckt. «Damals hatten wir kleine Kinder und stellten fest, wie das sogar zu zweit anstrengend ist.» Sie staunten, wie Mütter oder Väter dies im Alleingang meistern. «Wir fragten uns dann, wie wir solche Familien unterstützen und ihnen eine Ermutigung sein können.» So kam die Idee auf, entsprechende Familienferien anzubieten. Sie organisierten eine Reise und boten diese an. Innert kurzer Zeit meldeten sich 80 Personen an. Das Bedürfnis war erkannt und Tobias hatte eine Aufgabe gefunden. «Seither durften wir viele gute Camps erleben.» Die Zahl der Alleinerziehenden hat sich in den vergangenen 50 Jahren verdreifacht. Die Nachfrage verwundert also nicht.

Damit Kinder ans Meer reisen können

Das Ferienangebot war sehr stark an die Kirche angelehnt. Um dies etwas zu lockern, wurde nach einiger Zeit der Verein eidon gegründet – mit dem Ziel, alleinerziehenden Elternteilen eine neue Perspektive zu vermitteln. Tobias erzählt von einer Frau, die vor drei Jahren einen harten Schicksalsschlag erlebt hatte und während der Ferien erstmals wieder richtig durchatmen und geniessen konnte.

Auf den meisten Sozialämtern seien Alleinerziehende die grösste Gruppe von Empfängern. Deshalb ist Tobias wichtig, dass Kindern, die ohnehin schon unter dem Todesfall eines Elternteils oder der Trennung der Eltern leiden, trotzdem Ferien erleben dürfen. «Wir versuchen, die Ferienwochen so weit wie möglich zu subventionieren, damit dieses Erlebnis für möglichst viele erschwinglich wird.» Tobias ist sich bewusst, dass es auch so für viele noch immer zu teuer ist, doch immerhin kann es so einigen Familien ermöglicht werden.

Wir alle brauchen zweite Chancen

Als Kind erfuhr Tobias selbst, wie fragile Familie sein kann und wie schnell das Vertraute auseinandergerissen werden kann. Seine Mutter verstarb früh an Krebs. Das prägte seine Biografie. Bei seinen Begegnungen mit Familien mit nur einem Elternteil führt dies sicher zu Verständnis.

Tobias ist froh, dass Alleinerziehende in Kirchen nicht mehr so stigmatisiert werden, wie dies früher der Fall war. Trotzdem fühlen sich noch immer viele mit der Tatsache von gescheiterten Ehen überfordert. Tobias beschreibt es so, dass mit dem Jobverlust einer Person in der Kirche besser umgegangen werden kann, als wenn eine Beziehung zerbricht. «Es bleibt ein schwieriger Punkt. Doch uns wurde wichtig, dass wir alle auf die Gnade Gottes angewiesen sind und immer wieder eine zweite Chance brauchen. Es kann nicht sein, dass es bei diesem Punkt nur eine Chance und dann keine Gnade mehr gibt.»

«In unserem Leben gibt es viele Dinge, die nicht so sind, wie sie sein sollten. Wie sehr brauche ich es, dass Gott mich sieht und den Weg mit mir geht – gerade dann, wenn mein Lebensweg nicht gradlinig verläuft.» Diese Perspektive will Tobias weitergeben: «Egal, was du erlebt hast: Es gibt Möglichkeiten zum Aufarbeiten. Es gibt Neuanfänge.»

Eine gute Botschaft weitergeben

Tobias ist gerne mit Kindern zusammen und bemüht sich, ihnen biblische Geschichten gewinnbringend zu vermitteln. «Ich arbeite gerne kreativ, mache auch gerne Theater; das eignet sich natürlich gut für die Arbeit mit Kindern.» Für ihn sei es faszinierend, wenn es gelingt, dass Kinder ihm gebannt zuhören. Dann kann er etwas von dem weitergeben, was ihm selbst wichtig ist. «Ich bin überzeugt, dass wir Christen eine hoffnungsvolle Botschaft haben. Deshalb erzähle ich sie gerne.»

Zum Talk:

Zur Website:
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Datum: 25.10.2025
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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