Als die Sonne fahren lernte
Josef Jenni wird in den Medien auch «Energiepapst» oder «Der nette Sonnenkönig» genannt. Zum Schweizer Solarmobil-Rennen (1985 bis 1993) gibt’s aktuell eine Sonderausstellung mit rund 20 Original-Fahrzeugen.
Im Gespräch mit dem Solar-Pionier geht es um verrückte Fahrzeuge, die Zukunft der bedrohten Erde und natürlich um Gott im Alltag.
Ideen fürs Grenzen-Überwinden
Josef Jenni erklärte, dass die Beweggründe zur Lancierung der Tour de Sol aus der Not entstand und als Werbefahrt für die Solarenergie diente. Die PR-Aktion wurde zum vollen Erfolg.
Nach Abschluss seines Studiums gründete Josef Jenni 1976 das Einzelunternehmen für die Entwicklung von Solaranlagen. 1989 baute er in Oberburg das erste vollumfänglich mit Sonnenenergie beheizte Wohnhaus Europas. Die Jenni Energietechnik AG gewann mehrmals den Schweizer Solarpreis und 1995 auch den Europäischen.
Zu seiner Motivation zitiert er den «Club of Rome»: «Wenn die gegenwärtige Zunahme der Industrialisierung, der Umweltverschmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen unverändert anhält, stossen wir an Grenzen…»
Was ist Ihnen von der «Tour de Sol» am meisten geblieben?
Josef Jenni: Während die Fachwelt darüber diskutierte, ob ein Rennen mit Solarfahrzeugen quer durch die Schweiz möglich sein würde und wir Tipps erhielten, haben wir uns nicht beirren lassen und den Tatbeweis erbracht. Wir haben bei der Einladung zum Rennen damit gerechnet, dass wir es gemeinsam mit ein paar Freaks durchführen würden. Die «verrückte Idee» bescherte uns aber knapp 100 Anmeldungen und ein grosses Interesse der Medien. Noch nie in meinem Leben hatte ich so grosse Freude an einem Helikopter – er wurde für die internationalen TV-Sender organisiert.
Sie sind ein wahrer Solar-Pionier, wie entstand die Vision, in diesen Bereich zu gehen?
Während meiner Studienzeit habe ich mich intensiv mit Umweltfragen und mit der Frage «Was will ich mit meinem Leben» befasst. Anhand einer Anleitung im WWF-Magazin habe ich meinen ersten thermischen Sonnenkollektor gebaut und installiert. Ich war fasziniert von der Funktionsweise der damals sehr unbekannten Technologie. Zu dieser Zeit war die grosse Herausforderung, der breiten Masse zu beweisen, was Sonnenenergie alles kann. So entstanden eine Solar-Kaffeemaschine, mit der wir von Ort zu Ort gingen, oder das Oberburger Sonnenhaus.
Ausgerechnet ein «unvernünftig glaubender» Christ steht auf diesem technischen Gebiet an der Spitze; wie sehen Sie diese Spannung?
Wissenschaft und Glauben schliessen sich für mich nicht aus. In der Technik halten wir uns an die Grenzen des physikalisch Möglichen. Die Energiewende schaffen wir nicht mit einer Willenserklärung oder einem Glaubensbekenntnis. Ich finde es traurig, dass ein Teil der Christen Umweltanliegen, Klimawandel oder die Energiewende fundamental ablehnt oder ins Lächerliche zieht. Wir schaffen die Wende durch Nutzung erneuerbarer Energie, und – hier kommt die Schlüsselkompetenz von Jenni Energietechnik AG ins Spiel – indem wir die Energie speichern. Heute ist die technische Fragestellung also, wie wir die Energie der Sonne vom Tag in die Nacht und vom Sommer in den Winter speichern.
Wie erleben Sie Inspirationen, wie «göttliche Ideen» auftauchen?
Während der 50 Jahren Jenni Energietechnik haben wir immer wieder erlebt, wie wir zur rechten Zeit Ideen erhalten haben. Ich denke dabei an Visionen, welche wirtschaftlich ausserhalb unserer Möglichkeiten waren. Der Bau des Sonnenhauses war so eine Idee oder das erste 100 Prozent solarbeheizte Mehrfamilienhaus; Ideen, von deren technischer Umsetzung wir überzeugt waren. In einem Moment, indem es härter fast nicht werden konnte – unsere Banken forderten uns auf, Mitarbeitende zu entlassen – erhielt ich einen Anruf eines Kunden, der unmittelbar in grösserem Umfang Aktien von Jenni Liegenschaften AG zeichnen wollte. Dadurch konnten wir ein neues Bauprojekt starten und die Aufforderung der Banken war hinfällig. Oder auch wenn ich daran denke, dass wir in Oberburg über Jahre hinweg immer mal wieder ein Nachbargrundstück erwerben konnten, sehe ich Gottes Führung und Mittragen unserer Arbeit.
Wie ist das Gebet darin verflochten?
Das Gebet und auch das Lesen in der Bibel sind für meine Frau und mich seit vielen Jahren der gemeinsame Start in den Tag mit Gott. Wir legen ihm unsere Sorgen hin und schöpfen daraus Kraft für die Herausforderungen, die uns im Alltag begegnen.
Beschreiben Sie uns gerne ein Beispiel, wie sie auf eine Problemlösung gestossen sind.
Ich erlebe Gottes Führung dadurch, dass er mir immer nur so viel auferlegt, wie ich zu tragen vermag oder er mir zur rechten Zeit jemanden zur Seite stellt, der mir beim Tragen der Aufgaben und der mentalen Belastung hilft. Es ermutigt mich auch, dass wir mit den Arbeitsplätzen in der Region, immer mal wieder Menschen mit schwierigeren Voraussetzungen eine Chance geben konnten. Nicht alle haben sich so entwickelt, wie wir dies erhofften, aber viele haben bei uns einen Platz gefunden, wo sie ihre Gaben einsetzen können.
Wie haben Sie Gott in letzter Vergangenheit erlebt?
Wirtschaftliche Unsicherheiten gehen auch an uns nicht spurlos vorüber. Ich denke dabei z.B. an die Corona-Pandemie, welche für uns neben kostspieligen Hygieneauflagen auch zu Unsicherheiten auf Kundenseite führte. Nach dem ersten wirtschaftlichen Schock und dem Umsetzen der Konzepte, entwickelten sich die folgenden Umsätze besser als wir es je erträumt hätten. Unsere Strategie der Lagerhaltung machte sich ausbezahlt, indem wir eine hohe Lieferfähigkeit bei den eigenproduzierten Wärmespeichern erhalten konnten. Durch all die Führung sind wir sehr dankbar und zuversichtlich.
Ein Ausflug in die Sonderausstellung «40 Jahre Tour de Sol» im Verkehrshaus ist es wert!
Zur Webseite:
Tour de Sol - Verkehrshaus der Schweiz
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Roland Streit
Quelle:
Livenet