Mehr als «keine Schüsse»

Fliegen für die Vergessenen in der DR Kongo

Kinder stehen neugierig um ein MAF-Flugzeug
Unter ihnen wüten Milizen, über ihnen nur der Himmel – und doch fliegen sie weiter. Die MAF-Piloten trotzen Gewalt, Hunger und Chaos, um entlegene Gemeinden mit Medizin, Nahrung und dem Evangelium zu erreichen.

Dominic Villeneuve umklammert die Steuerung, während sein kleines Flugzeug auf eine abgelegene Landepiste in der Demokratischen Republik Kongo zusteuert. Unter ihm kontrollieren bewaffnete Milizen die Strassen. Dörfer sind von medizinischer Versorgung, Nahrungsmitteln und Hoffnung abgeschnitten. Doch Dominic Villeneuve fliegt trotzdem hin.

Der Kanadier arbeitet für MAF («Mission Aviation Fellowship»), eine christliche Organisation, die Flugzeuge in einige der gefährlichsten Regionen der Welt schickt. Seine Mission: Hilfe in Konfliktgebiete bringen, die sonst niemand erreicht. «Ja, diese Arbeit ist belastend», sagte Villeneuve in einem Interview mit «Christian Daily International». «Aber mein Glaube schenkt mir den Frieden, der alles Verstehen übersteigt. Ich habe Frieden, weil ich weiss: Das ist Gottes Plan für mich – das ist meine Berufung.»

Eine der schlimmsten humanitären Krisen der Welt

Vor einigen Monaten, nach einem Flug, entdeckte er ein Einschussloch im Flügel seines Flugzeugs. Trotz umfassender Sicherheitsvorkehrungen, sagt er, komme es für ihn nicht infrage, mit dem Fliegen aufzuhören.

Die DR Kongo erlebt derzeit eine der grössten humanitären Katastrophen weltweit. Die M23-Miliz terrorisiert die östlichen Regionen, während andere bewaffnete Gruppen um die Macht kämpfen. Laut den Vereinten Nationen sind 27 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die Organisation warnt, dass sich die Krise ohne sofortige Friedensbemühungen weiter verschärfen wird.

Jahrzehntelange Konflikte haben Millionen Menschen vertrieben und die Infrastruktur zerstört. Strassen sind zu unpassierbaren Wegen verfallen, staatliche Dienstleistungen sind zusammengebrochen. Trotz ihres enormen Rohstoffreichtums zählt die DR Kongo zu den fünf ärmsten Ländern der Welt. Die meisten Hilfsorganisationen können abgelegene Gemeinden nicht erreichen. Linienflüge meiden die Region, und wer sich auf die Strasse wagt, riskiert Überfälle, Entführungen oder den Tod. Deshalb steigen Piloten wie Dominic Villeneuve in die Luft.

Hoffnung aus der Luft

Dominic Villeneuve, MAF-Pilot

MAF hat ein Team von 26 Mitarbeitenden in der DR Kongo, das über 35 Landepisten anfliegt und mehr als 40 Partnerorganisationen unterstützt. Die Piloten bringen Medikamente in entlegene Kliniken, Nahrung in hungernde Dörfer und Friedensvermittler zu verfeindeten Stämmen.

«In der DR Kongo hat MAF Friedensstifter und Versöhnungsarbeiter in sonst unerreichbare Gemeinschaften geflogen, die im Stammeskonflikt gefangen waren», erklärt Villeneuve. «Diese Flüge haben es ermöglicht, dass gegnerische Gruppen sich an neutralen Orten treffen, Friedensabkommen schliessen und Gewalt reduzieren.»

Die Organisation transportiert zudem Bibelübersetzer, medizinisches Personal und Nothilfegüter. Jeder Flug bringt Hoffnung zu Menschen, die die Welt vergessen hat.

Extreme Herausforderungen

Dieses Jahr brachte beispiellose Herausforderungen mit sich. Aufgrund ziviler Unruhen musste MAF vier Mitarbeiterfamilien evakuieren – ein aussergewöhnlicher Schritt für die erfahrene Organisation.

«Wir treffen jede erdenkliche Vorsichtsmassnahme, um Risiken zu minimieren, aber wir bleiben unseren Gemeinden verpflichtet», sagte Tim Bax, Vizepräsident für «International Staff & People Care» bei «MAF Kanada».

Mehr als «Abwesenheit von Schüssen»

Neben der Gewalt stehen die Piloten auch anderen ständigen Hürden gegenüber: Treibstoffmangel legt Flugzeuge wochenlang lahm, schlechte Infrastruktur erschwert Landungen, und monatelange Stromausfälle zwingen zum Einsatz von Generatoren und Solarpaneelen. Wassersysteme fallen über Monate oder Jahre aus. Das Stromnetz liefert unzuverlässige Energie, die Geräte beschädigt. Lieferwagen meiden die gefährlichen Strassen, was zu Engpässen bei allem führt.

«Frieden bedeutet mehr als die Abwesenheit von Schüssen», erklärt Dominic Villeneuve. «Es ist der Friede, der alles Verstehen übersteigt, es ist die geistliche Gewissheit von Gottes Gegenwart, selbst im Sturm.»

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Datum: 14.10.2025
Autor: Vincent Matinde / Daniel Gerber
Quelle: Christian Daily International / gekürzte Übersetzung: Livenet

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