Die Einsatzmöglichkeiten der menschlichen Hand sind beinahe unbeschränkt. Sie lässt sich sogar - allerdings nicht regelkonform - beim Fussball einsetzen. So geschehen im dramatischen WM-Playoff-Spiel vom 18. November 2009 zwischen Frankreich und Irland: Thierry Henry, der Kapitän der französischen Fussballnationalmannschaft, gibt dem Ball mit seiner Hand unerlaubterweise eine Richtungsänderung und wird so zum Vorbereiter des alles entscheidenden 1:1 im Spiel gegen die Kicker der grünen Insel.
Der Schiedsrichter anerkennt das irreguläre Tor, Frankreich hat die Qualifikation zur WM in Südafrika geschafft. Ein fahler Beigeschmack bleibt, die «Grande Nation» fühlt sich in diesen Tagen nicht wirklich grossartig. Und bei irischem Reinigungspersonal sind Staubsauger der sonst oft verkauften Marke «Henry» zurzeit äusserst unbeliebt, weil auf ihnen «der Name des Bescheissers» steht, so ein Putzmann aus Dublin.
Für manche französische Fussballfans ist Thierry Henry dennoch ein Held, welcher seiner Nation zur WM-Teilnahme verholfen hat. Andere hingegen sind tief enttäuscht. Der Stürmer hätte sich sportlich fair zeigen und zugeben sollen, dass er Hands gespielt hat - er tat es erst nach dem Match, als alles zu spät war.
Keine leichte Situation für einen Fussballer, der auch nur ein Mensch ist: Auf der einen Seite der persönliche sportliche Ehrgeiz und der immense Erwartungsdruck einer begeisterten Fangemeinde, auf der anderen Seite das Bemühen um Fairplay, Moral und ein sauberes Gewissen. Es ist immer leicht zu urteilen, wenn man nicht in den (Fussball-)Schuhen eines anderen steckt, sondern es sich mit Chips und Cola vor dem Fernsehbildschirm gemütlich gemacht hat.
Und dennoch: Mit einem Gang zum Schiedsrichter und Aufdeckung der Wahrheit hätte Henry Sportgeschichte geschrieben - mehr noch als durch die Teilnahme seiner Mannschaft an der WM. Erfolg und Moral scheinen im Fussball nicht zusammenzupassen. Aber das ist ja leider nicht nur beim Sport so. Wenigstens hat Thierry Henry für seine Unfairness nicht auch noch die «Hand Gottes» bemüht wie seinerzeit der legendäre Diego Maradona.
Datum: 28.11.2009
Autor: Werner Pfleger
Quelle: Livenet.ch