Homöopathie - die 100'000-Dollar-Wette

Edzard Ernst zahlt jedem 100'000 Dollar, der belegt, dass Homöopathie wirkt. Die Wette des Professors für Komplementärmedizin wurde vor einem Jahr bekannt. Das Geld habe noch keiner abgeholt.
Edzard Ernst
Kritisches Alternativ-Medizin-Buch

Richtig in Gang gekommen ist der Abstimmungskampf in der Schweiz noch nicht; am 17. Mai entscheiden die Wähler über einen Verfassungsartikel zur Förderung der Komplementärmedizin.

Der «Tages Anzeiger» interviewte einen der renommiertesten Experten auf diesem Gebiet, den Mediziner Edzard Ernst. Er baute vor 15 Jahren auf der Universität in Exeter den ersten Lehrstuhl zur Erforschung der Alternativmedizin auf; und wurde vom Befürworter zum Kritiker. «Sollte jemand den wissenschaftlichen Nachweis für die Wirksamkeit der Homöopathie liefert, zahlen wir ihm 100'000 Dollar. Das Angebot besteht seit einem Jahr. Abgeholt wurde das Geld bisher nicht», wird er zitiert.

«Homöopathie ist widerlegt»

Natürlich wirke Pflanzenheilkunde, so helfe etwa Johanniskraut bei Depressionen oder Teufelskralle bei Körperleiden. Erforscht habe Ernst insbesondere die Homöopathie. «Ich arbeitete in einem homöopathischen Spital und veröffentlichte mehr als hundert Fachartikel zu dieser Methode», wird der Mediziner im Tages Anzeiger wiedergegeben.

Dennoch: Homöopathie sei aufgrund der heutigen Daten widerlegt. «Irgendwann kommt man zum Punkt, an dem man die Wirkungslosigkeit eingestehen muss.»

Studien, welche die Methode bestätigen, bezeichnet er als Rosinenpicken. «Über alle 200 vorliegenden Studien betrachtet ist die Wirkung der Homöopathie nicht belegt.» Wissenschaftlich sei diese Alternative nicht haltbar.

Einzelfälle

Immer wieder gibt es Menschen, die sagen, dass Homöopathie bei ihnen gewirkt habe.

Edzard Ernst zeigt sich davon wenig beeindruckt: «Vor 150 Jahren hat man in der Medizin aufgehört, von Einzelfällen auf allgemein Gültiges zu schliessen. Meine Grossmutter hat 40 Zigaretten pro Tag geraucht und ist nicht an Lungenkrebs gestorben. Was soll man daraus folgern?»

Mit Anekdoten Kausalitäten begründen wäre ein riesige Rückschritt in der Medizingeschichte, so Ernst. Auch wenn es bei einem Baby zu wirken scheine: «Es schreit wegen einer Kolik wie am Spiess und ist am nächsten Tag quickmunter - egal, ob mit Schulmedizin oder Homöopathie oder gar nicht behandelt.» Auch könne bei einer Homöopathie-gläubigen Mutter suggestive Beeinflussung als Placebo-Effekt wirken.

Kranke vor Abzocke schützen

Weil die Datenlage so eindeutig sei, könne er es sich nur als Missverständnis erklären, sollte die Schweiz am 17. Mai für die Homöopathie stimmen.

In der «Wiener Zeitung» schildert Ernst: «Schwer kranke Menschen, denen leider nicht geholfen werden kann, sollen vor dem Abzocken durch Komplementärmediziner gewarnt werden.»

Wein, Rhein und Bodensee

Das Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Uni Bern wertete über hundert Homöopathie-Studien aus. Laut «Beobachter» gilt sie als eine der seriösesten Untersuchungen. Die Wissenschaftler kommen zu folgendem Schluss: Eine pharmazeutisch Wirkung kann nicht nachgewiesen werden.

Beda Stadler, Direktor des Instituts für Immunologie der Uni Bern kommentiert gewohnt süffisant: «Wenn Sie ein Glas Wein in den Bodensee kippen und eine Woche später in Basel wieder ein Glas Wasser aus dem Rhein schöpfen, haben Sie eine wesentlich höhere Konzentration, als sie an Wirkstoffen in den meisten homöopathischen Mitteln enthalten ist.»

Quelle: Livenet, Tages Anzeiger, Beobachter, Wiener Zeitung

Datum: 07.05.2009
Autor: Daniel Gerber

Werbung
Livenet Service
Werbung