Jonathan Matzinger im Talk

Gemeindegründung Schweiz: Was beschäftigt die Leute?

Jonathan Matzinger
Mit einem Team zog Jonathan Matzinger vor einigen Jahren nach Zug, um dort eine Gemeinde zu gründen. Im Livenet-Talk erzählt er von seinen Erfahrungen und wie der Podcast «Denkwürdig» entstand.

Vor ein paar Jahren zogen Jonathan Matzinger und ein paar Mitstreiter nach Zug. Sie wollten eine neue Kirche starten. Als Leiter hatte sich Jonathan vorgängig, zumindest «auf dem Papier», mit den Begebenheiten von Zug auseinandergesetzt. «Dann gingen wir aber gemeinsam hin, liessen uns ein Jahr Zeit und fragten, was unsere Vision ist, was wir uns wünschen und was wir unter Gemeinde verstehen.» 

Eine Kirche für junge Menschen? 

«Meine Frau und ich hatten es auf dem Herzten, nach dem Theologiestudium eine Gemeinde zu gründen.» In ihrem Praktikum konnten sie entsprechende Erfahrungen sammeln und der Wunsch kam auf, selbst eine Gemeinde zu gründen. Und Zug gehört zu den Orten in der Schweiz mit den wenigsten Kirchen. So machten Jonathan und seine Frau einen Abstecher, spazierten durch die Strassen und gingen Abendessen. Ihr Fazit: «Hier können wir es uns vorstellen, alt zu werden.» Sie begannen, Schritte zu gehen. Mit ein paar «jungen, wilden Freunden» machten sie sich auf und so entstand die Kirche VIA. 

Anfänglich entschied das Team, dass es authentisch sei, als junge Menschen ebenfalls junge Menschen zu erreichen. «Doch die ersten Menschen, die zum Glauben fanden, kamen überhaupt nicht aus unserer Altersgruppe.» Grundsätzlich beobachtet Jonathan aber, dass die junge Generation eine grosse Offenheit für Spiritualität hat. «Mit jungen Menschen ist es oft sehr natürlich, über Gott oder die übernatürliche Welt zu sprechen.» Bei älteren Generation erlebe er dies anders. 

Aus den Anfängen der Kirchengründung 

Jonathan erzählt, wie sie irgendwelche Leute angesprochen und über deren Freuden und Sorgen gesprochen hatten. Zudem wollten sie wissen, wie eine Kirche aussehen müsste, damit die Befragten hingehen würden. «Ich traf mich auch mit dem Leiter des Sozialamtes und fragte: Wie müsste Kirche sein, dass Zug an uns einen Mehrwert hat?» 

«In den vergangenen Jahren erlebten wir immer wieder, wie Menschen, die mit Gott nichts am Hut hatten, zum Glauben fanden.» Neben diesen Erfahrungen bestehe das Leben aber auch darin, einfach in Zug zu leben und Gemeinschaft zu pflegen. «Wir leben einfach als Menschen und hoffen, dass Gott etwas daraus macht.» Die grossen Geschichten seien gut und ermutigend, «doch es gehört auch dazu; dass man manchmal monatelang einfach lebt, ohne die grossen Schritte zu sehen.» 

Vom Leistungssport zum Kirchengründer 

«Früher machte ich Unihockey als Leistungssport und war dabei relativ erfolgreich. Ich gab mein ganzes Leben für den Sport.» Obwohl ihm in seinem Elternhaus der christliche Glauben vermittelt wurde, setzte er in seinen Teenager- und Jugendjahren die Prioritäten anders – obwohl er sich nie entschieden vom Glauben abwandte. Seine Mutter sagte wiederholt zu ihm: «Johnny, ich glaube, dass Gott etwas anderes von dir will.» Eine Aussage, die er immer etwas belächelte. 

Dann hatte Jonathan als 18-Jähriger einen Autounfall. «Im Spital sagte ein Arzt zu mir: Sie haben Glück, dass sie noch leben!» Da fragte er sich, ob dies wirklich nur Glück war oder ob Gott tatsächlich etwas anderes mit seinem Leben vorhatte. Weil sein sportliches Engagement abrupt gestoppt wurde, hatte er plötzlich viel Zeit, um über seinen Wert und den Sinn des Daseins nachzudenken. Der Glaube begann ihn neu zu packen und er realisierte, dass er dadurch viel mehr empfangen konnte, als der Sport ihm jemals geben konnte. In der Folge studierte er Theologie und will heute das Wertvollste seines Lebens mit anderen teilen. 

Anteilnahme, Meinungsverschiedenheit und Podcast 

Am Anfang ihres Engagements in Zug trafen sie sich monatlich in einer Bar. «Da konnten alle kommen und uns mit Fragen löchern.» So kamen sie mit Nachbarn und Freunden ins Gespräch. «Wir wollten aber auch ein Tool haben, über welches Leute, die uns nicht kennen, mit uns in Kontakt treten können.» So kam die Idee eines Podcasts auf. In der Stadt kamen sie mit Menschen ins Gespräch und nahmen deren Lebensfragen auf. «Wir überlegten uns dann, wie wir das Evangelium in diese Themen reinpacken können. Denn letztlich ist das Evangelium die Botschaft, die in jeden Lebensbereich gehört.» So starteten sie mit dem Podcast «Denkwürdig»

«Wir merkten auch, wie viele Leute nicht mehr gewohnt sind, sich anderen Meinungen zu stellen.» Zwar würde die eigene Meinung geäussert, doch dann fehle die Offenheit für andere Ansichten. Das war ein weiterer Grund, weshalb sie auf Menschen zugehen und sich in einem ersten Schritt für deren Ansichten interessieren. Erst anschliessend würden sie darüber reden, was sie selbst glauben. Das wurde zum DNA des Podcasts. 

Im Talk geht es dann unter anderem noch über M4Ready, einen Leiterschaftskurs für Gemeindegründer, und darüber, wie die Leidenschaft für die Gemeindegründung langfristig hoch gehalten werden kann. 

Sehen Sie hier den gesamten Talk an:

Zum Thema:
Dossier Salz & Licht
Was bringt Gemeindegründung? Neue Gemeinden gründen: «Im Prinzip ja, aber…»

50 Jahre FEG-Gemeindegründungen: Die gesamte Schweiz erreichen

Datum: 13.06.2025
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

Publireportage
Werbung
Livenet Service
Werbung