Als Juden verfolgt, als Christen gefoltert
Das top inszenierte, bildstarke Biopic «Sabina: Die Geschichte von Sabina und Richard Wurmbrand» spielt aus der Sicht der Ehefrau des berühmten Richard Wurmbrands, der die weltweite «Hilfsaktion Märtyrerkirche» gründete.
Einerseits steht der Zuschauer im Hause Wurmbrands, wo sie geflüchtete Deutsche Soldaten beherbergen. Andererseits wird immer wieder ins Leben der messianischen Jüdin zurückgeblendet.
Das Leben als Verfolgte hatte zwei Angriffsflächen: Zum einen waren sie als Juden den Deutschen ein Dorn im Auge, zum anderen wurden sie als Christen von den Kommunisten vom Ostblock drangsaliert.
Eckdaten und Liebesbeginn
Da sonst vor allem Richard Wurmbrand bekannt ist, wirkt es erfrischend, im Film die Perspektive der Ehefrau zu teilen. Dennoch sind mehr Fakten von Richard überliefert. Er wurde am 24. März 1909 in Bukarest geboren und heiratete 1936 Sabina Oster, die ebenfalls jüdischer Abstammung war. Ihr einziges Kind Michael wurde 1938 geboren.
In den 1930er Jahren lebte der überzeugte Kommunist und Atheist als Geschäftsmann in der rumänischen Hauptstadt Bukarest, dem «Paris des Balkans». Er frönte dem luxuriösen Lebensstil und lernte so Sabina kennen. Gleichzeitig erlebte er mehr und mehr eine innere Leere, die ihn zur Suche bewegte.
Von der Leere zur «ER-Füllung»
Der Spielfilm zeigt schön, wie Richard Gott herausfordert und um ein Zeichen bittet. Prompt wird er von einem einfachen Mann in einem kleinen rumänischen Dorf angesprochen. Er findet Jesus. Nach einigem Widerstand folgt auch seine Frau Sabina und wird eine leidenschaftliche, hingegebene Jüngerin von Jesus.
Präsente Bibelverse – auch als Gefangener
Vor antisemitischer Verfolgung fanden Juden Zuflucht und Schutz bei der Frau und dem ausgebildeten und ordinierten Pastor, in ihrer Kirche und dem Privathaus. 1948 wurde der Pfarrer vom kommunistischen Regime, das nach dem Zweiten Weltkrieg an die Macht gekommen war, verhaftet und gefoltert.
Eine persönliche Stütze waren Bibelverse, die Richard auswendig gelernt hatte – beispielsweise der Psalm 1. Damit säte er auch Glauben bei seinen Widersachern, und provozierte.
Im Film wird gezeigt, wie beide unabhängig voneinander verhaftet wurden. Sie waren des Hochverrats gegen den Staat angeklagt und zum Tod durch Erschiessen verurteilt. Doch wurden sie durch einflussreiche Freunde immer wieder befreit. Exemplarisch taucht aus dem Nichts ein schwedischer Diplomat auf.
Für Familie – kein zurück
Die Erzählstimme von Sabina sagt eines Tages: «Meine Eltern wurden verschleppt, die Geschwister ins Lager nach Transnistrien, woraus sie nie mehr zurückkamen.» Dies sollte noch eine wichtige Rolle im Film spielen.
Richard war selbst Verfolgter der Kommunisten in Rumänien, der mehrfach gefoltert wurde und insgesamt 14 Jahre in Gefängnissen verbrachte, darunter mehrere Jahre in Einzelhaft. Durch diese Erlebnisse gründeten Wurmbrands die «HMK» (Hilfsaktion Märtyrerkirche), die sich für Christen einsetzt, die in kommunistischen Ländern verfolgt werden. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs ist HMK auch in der islamischen Welt tätig.
Später flohen sie. Erst 1990 durften Richard und Sabina Wurmbrand wieder nach Rumänien reisen, nach 25 Jahren Exil. 2006 wurde Richard an die fünfte Stelle einer Liste der 100 berühmtesten Rumänen gewählt.
Schlüsselszene: Im Angesicht des Feindes
Gegen Filmende wird der Zuschauer in diese überwältigende Sequenz hineingenommen. Richard Wurmbrand stösst auf den Mörder der Familie von Sabina und konfrontiert ihn, seiner Frau zu begegnen. Er verspricht, dass sie ihn nicht angreifen werde – im Gegenteil. Und so spielt sich das Unglaubliche dann ab… Im Angesicht ihres Feindes.
Ein deutscher Ex-Soldat, der Unterschlupf bei der Jüdin findet und ihr Verhalten der Barmherzigkeit einfach nicht begreifen kann, meint schlussendlich: «Wenn niemand die Gabe hätte, Böses mit Gutem zu vergelten – dann würde das Töten wohl nie aufhören.»
Sabina verstarb im Jahr 2000, nur sechs Monate vor Richard, der 91 Jahre alt wurde. Sie sagt im Film: «Nach der Hochzeit habe ich nur zwei Männer geküsst. Erstens: meinen Ehemann. Zweitens: den Mann, der meine Familie getötet hat.»
«Die Geschichte von Sabina und Richard Wurmbrand» mit 115 Minuten Länge finden Sie hier.
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Datum: 24.06.2025
Autor:
Roland Streit
Quelle:
Livenet