«Frieden existiert nicht wirklich»

Eine christliche Gemeinde hilft mitten im Belfast-Brennpunkt

Die
Pastor Jack McKee mit einem Kreuz vor seiner Kirche. In Johannes 3, 16 steht: «Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.».
Pastor Jack McKee

«New Life City Church» befindet sich direkt an der Friedensbarriere von Belfast; ein Teil des Gebäudes im katholischen Belfast, ein Teil davon im protestantischen Belfast. Sie heisst alle willkommen, einschliesslich derer, die einst tödliche Feinde waren.Der nächtliche Frieden in Belfast wird immer noch durch eine Mauer zwischen Katholiken und Protestanten sichergestellt. Ein Tor schliesst sich noch immer jede Nacht, um die Gemeinschaften auseinander zu halten. Der Krieg zwischen den beiden Parteien wurde vor 20 Jahren offiziell beendet, der wahre Frieden bleibt aber immer noch schwer fassbar.

«Frieden existiert nicht wirklich»

Mittendrin steht die «New Life City Church». Pastor Jack McKee: «Unter denen, die Sonntag für Sonntag in unsere Kirche kommen, sind auch einige dabei, die sich früher gegenseitig töten wollten.»

Jack McKee diente in der britischen Armee während den «Troubles» als Soldat: «Ich denke, dass viele Amerikaner glauben, dass wir 1998 unter dem Einfluss von Bill Clinton und Tony Blair und anderen den Frieden in diesem Land erreicht haben.» Doch dies trifft laut McKee nicht zu. Man sei nie wirklich bei diesem Frieden angekommen. «Es gibt einen Anschein von Frieden, aber Frieden existiert nicht wirklich.»

Die Kirche, die in den Riss steht

Teile von Belfast sind heute noch immer von Gewalt, Drogenmissbrauch und zerbrochenen Familien heimgesucht. Mitglieder protestantischer und katholischer paramilitärischer Gruppen haben sich in Banden verwandelt. Sie handeln mit Drogen und fordern Schutzgelder – und sie töten jeden, der ihnen in die Quere kommt.

Seine Gemeinde versucht, hier in den Riss zu stehen. Sie predigt nicht einzig Frieden und Versöhnung, sondern sie steht geografisch mutig zwischen den Fronten. «Ich glaube nicht, dass es auf der Welt ein zweites solches Gebäude gibt», sagt Pastor Johnny McKee, der Sohn von Pastor Jack McKee. Der Ort liege zwischen «zwei gegnerischen Volksgruppen, die sich buchstäblich zu Tausenden gegenseitig getötet haben.» Die meisten der ehemaligen Paramilitärs der New Life City Church schlossen sich den Kämpfen als Teenager an, und einige verbrachten die Blüte ihres Lebens im Gefängnis.

Das Kreuz über die Pistole heben

Heute trägt die Gemeinde das Kreuz im Kriegsgebiet in Belfast, als einzige Hoffnung für diese geteilte Gemeinschaft. So etwa das ehemalige irische republikanische Armeemitglied Tom McCarthy: «Es ist mein persönliches Zeichen, mich für die Versöhnung einzusetzen und dieses Kreuz buchstäblich über die Waffe zu erheben.»

Tommy Rowntree, ein anderer Besucher, sagt, es sei wichtig für das Volk von Belfast, einen ehemaligen Kommandanten der Ulster Volunteer Force zu sehen, der ein Kreuz und keine Waffe auf der Shankill Road trägt.

Oso Calderwood, der im damaligen Krieg einen Mord beging, bevor er 18 Jahre alt war, ergänzt: «Die Bedeutung ist, dass das Kreuz für alle ist und dass hier ein Mann war, der am Kreuz für die Sünden aller gestorben ist.»

Pastor mit Tod bedroht

«Ich habe jetzt katholische Freunde, die ich vor vielen Jahren versucht hätte zu töten», sagt Stevie Watters, eine ehemalige Paramilitärin. «Jesus hat mich völlig verändert. All der Hass ist weg. Die Drogen sind weg. Der Alkohol ist weg.»

Jack McKee wurde mehr als einmal mit dem Tod bedroht, weil er eine führende Rolle bei dem Versuch übernommen hatte, die Gewalt in Nordirland zu beenden. «Ich weiss, dass ich der am meisten gehasste Pastor in dieser Gemeinschaft bin oder war.» Die New Life City Church öffnet täglich ihre Türen für die Gemeinschaft, unter anderem mit einem Café und Programmen für diejenigen, die Hilfe benötigen.

Und Jack ergänzt: «Ich bin einfach erstaunt, wenn ich sehe, dass Menschen jederzeit zum Glauben an Jesus kommen. Dann noch zu wissen, dass sie aus einem terroristischen Hintergrund stammen und nun in der gleichen Reihe mit denen sitzen, die einst auf der anderen Seite standen, ist schon gewaltig. Nur Gott macht es möglich, dass sie jetzt Seite an Seite stehen und miteinander Lieder singen und das Leben teilen.»

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Datum: 31.07.2019
Autor: Dale Hurd / Daniel Gerber
Quelle: CBN / Livenet

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