Gehorsame Katholiken handeln nach diesen Vorgaben. So hat der Einsiedler Abt Martin Werlen eine ökumenische Feier verhindert, welche der katholische Priester im Ort und der evangelische Pfarrer gemeinsam durchführen wollten. Die für vorletzten Samstag geplante gemeinsame Abendmahlsfeier war speziell für Paare aus konfessionell gemischten Ehen gedacht. Nach mehreren Versuchen erreichte Werlen Pater Notker Bärtsch am Vorabend der Feier und bat ihn, auf das gemeinsame Feiern zu verzichten und „sich für eine von beiden Kirchen getragene Gottesdienstform zu entscheiden“, das heisst weder eine gemeinsame Eucharistiefeier noch ein Abendmahl zu zelebrieren. Er habe auch mit dem reformierten Pfarrer Urs Jäger gesprochen und ihn gebeten, einen ökumenischen Wortgottesdienst anstelle der beabsichtigten gemeinsamen Abendmahlsfeier durchzuführen. Beide habe er darauf aufmerksam gemacht, dass die vom katholischen Kirchenrecht verbotene Interzelebration für Pater Notker schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen könne bis hin zur Suspendierung vom Priesteramt, sagte Abt Martin später den Medien. Pater Notker empfand dies als Drohung. Pfarrer Jäger entschloss sich nach der Intervention des Abtes, in der katholischen Kirche Einsiedeln das Abendmahl allein zu zelebrieren und es an alle Gläubigen auszuteilen, die es wünschten: laut dem Tages-Anzeiger "ein reformiertes Abendmahl mit eucharistischer Gastfreundschaft". Zuvor habe er den Gläubigen erklärt, weshalb das gemeinsame Abendmahl nicht möglich sei. Pater Notker hat geäussert, dass ihm die Pfarrei Einsiedeln wie ein Kittel vorkomme, „der nicht sitzt und nicht passt“. Nach dem Nein des Abtes sagte Bärtsch, er habe „bisher noch nie einen solchen psychischen Druck erfahren“. Er habe sich für die katholische Kirche geschämt. Das Kloster kann die Einsiedler Pfarrstelle nicht mehr mit einem Pater aus den eigenen Reihen besetzen. Der Einsiedler Benediktinerpater Notker Bärtsch verlässt Mitte Juli sowohl die Pfarrei Einsiedeln, in der er seit 2002 als Pfarrer gewirkt hat, wie vorläufig auch die Klostergemeinschaft, um im Bistum St. Gallen als Priester zu wirken. Dies wurde bereits im Herbst letzten Jahres bekannt, wie Abt Martin und er in einer Erklärung betonen. In ihrem Statement vom 7. Juli betonen die zwei Kleriker, dass sie beide Kontakte zu Christen in anderen Kirchen pflegen und sich für die Ökumene einsetzen. Sie bitten die Christen in der Schweiz, den Dialog nicht abzubrechen. Quelle: Kipa/Livenet
Datum: 09.07.2004
Autor: Peter Schmid