Umbruch im Osten

Vom sowjetischen Atheismus zum leidenschaftlichen Glauben

Andrey und Yulia Khoroshylov wurden in der Sowjetunion als Kinder atheistischer Eltern geboren.  Sie sind Christen der ersten Generation in ihren Familien und ein starker Beweis dafür, wie der Heilige Geist weiterhin in diesem ehemals kommunistischen Teil der Welt wirkt.
Andrey und Yulia Khoroshylov (Bild: Mercyprojects)

Die letzten 18 Monate waren eine Herausforderung für das Team von «Mercy Projects» in der Ukraine. Zuerst war der plötzliche Verlust der Direktorin Irina Skrypnik durch Bauchspeicheldrüsenkrebs zu betrauern.

Ein paar Monate später folgte die Covid-19-Pandemie. Irina hatte jedoch einen erstaunlichen Mitarbeiterstab zusammengestellt und empfahl Yulia, ihren Platz einzunehmen.

Darwin in Frage gestellt

«Ich wurde in Charkiw in der Ostukraine geboren», sagt Andrey. «Als Kind war ich so still, dass die anderen Kinder mich 'Mönch' nannten. Sie sagten, ich würde nie reden. Als ich aufwuchs, war ich eher ein Denker, und ich erinnere mich, dass ich im Collage Darwins Evolutionstheorie in Frage stellte. Einige christliche Studenten gaben mir ein Neues Testament und sprachen mit mir über Gott. Ich wusste, dass die Evolution keinen Sinn machte, also war ich interessiert.»

Dann folgte ein Besuch bei der Heilsarmee. «Mein Onkel lud mich zu einem Jugendtreffen der Heilsarmee ein. Er sagte, dass dort viele Mädchen sein würden, also wollte ich natürlich hingehen. Gott berührte mein Herz und ich bekehrte mich bei diesem Treffen.»

Er gab Obdachlosen zu essen

Andrey wusste sofort, dass er Gott dienen, der Heilsarmee beitreten und anderen Menschen von Jesus erzählen wollte. Nun nicht mehr als «Mönch» bekannt, speiste er Obdachlose und teilte seinen Glauben.

Nach einigen Jahren wurde er zu einem Offizierskurs der Heilsarmee 400 Meilen entfernt nach Kiew entsandt. Der Herr zeigte ihm, dass er in der Offiziersschule ein besonderes Mädchen treffen würde.

Er kaufte eine Tafel Schokolade, und als er Yulia bei dem Treffen sah, gab er sie ihr. Eigentlich war Yulia nicht interessiert – was sich aber bald änderte...

«Was passiert, wenn wir sterben?»

Yulia kam in einer anderen ehemaligen Sowjetrepublik zur Welt. «Ich wuchs in einer eng verbundenen Familie in Usbekistan auf. Unsere ostasiatische Kultur bedeutete, dass alle Familienmitglieder in das Leben eines jeden eingebunden waren. Meine Mutter war eines von sechs Geschwistern, und ich war zwölf Jahre alt, als ältere Verwandte zu sterben begannen.»

Diese Verwandten standen ihr sehr nahe. «Das brachte mich dazu, zu fragen, was passiert, wenn wir sterben. Ich konnte nicht akzeptieren, dass wir einfach aufhören zu existieren», erinnert sich Yulia.

Schwester wurde durch Dolmetschen Christin

«Meine ältere Schwester heiratete 1994 und zog in die Ukraine. Sie konnte Englisch sprechen und wurde Dolmetscherin für einige Kirchen. Sie war keine Christin, aber durch das Übersetzen wurde sie eine. Ich besuchte sie ein paar Jahre später und sie nahm mich mit in die christliche Gemeinde. Es war mein erster Besuch in einer Kirche überhaupt. Als ich nach Hause zurückkehrte, lud mich ein Freund zu einem Jugendtreffen ein und ich gab mein Leben Christus.»

Im Jahr 2001 zog Yulia zurück in die Ukraine und lebte bei der Familie ihrer Schwester. Sie diente in der christlichen Jugendarbeit und 2005 trat sie in den vollzeitlichen Dienst.

Im Frühjahr 2014 fand die Maidan-Revolution statt und in der Ostukraine kam es zu militärischen Auseinandersetzungen. Irina brauchte bei «Mercy Projects» jemanden für die IT-Abteilung sowie für den Unterricht von gefährdeten Kindern; Yulia übernahm diese Position.

Neue Ideen und Wege

«Ich kann immer noch nicht begreifen, dass wir Irina nicht mehr auf dieser Erde sehen werden», sagte Yulia über den Verlust. «Oft ertappe ich mich bei dem Gedanken, dass sie auf einer Geschäftsreise ist und nächste Woche zurückkommt.  Wir alle haben ihr so viel zu verdanken. Sie war wie eine Mutter für uns.»

Der Verlust wurde drei Monate später noch vergrössert, als die Pandemie zuschlug und alles wieder anders wurde. Unter Yulias stetiger Führung wurden jedoch stets neue Wege gesucht, um die Familien zu ermutigen und Beziehungen aufzubauen.

«Wir haben viele neue Ideen, wie wir Jünger machen und Familien ermutigen können. Beten Sie für uns, denn schon bald werden Hunderte von Kindern zu unseren Sommerlagern kommen.»

Die Geschichte der beiden wird durch ihre Arbeit in vielen weiteren Herzen neu geschrieben. Der «Wind of Change» geht in der ehemaligen Sowjetunion weiter.

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Datum: 16.07.2021
Autor: Michael Ireland / Daniel Gerber
Quelle: Assist News / Übersetzung: Livenet

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